Wir können dies durch das Zeugnis einiger Auszeichnungen und Überlieferungen ergänzen. In seiner Histoire des Vierges: les Peuples et les Continents Disparus, sagt Louis Jacolliot:

Eine der ältesten Legenden von Indien, die in den Tempeln durch mündliche und schriftliche Überlieferung bewahrt wurde, erzählt, daß vor verschiedenen hunderttausend Jahren im stillen Ozean ein ungeheurer Kontinent existierte, welche durch geologische Umwälzung zerstört wurde, und dessen Bruchstücke in Madagaskar, Ceylon, Sumatra, Java, Borneo, und in den Hauptinseln von Polynesien zu suchen sind.

Diese Hochländer von Indien und Asien wären nach dieser Hypothese zu jenen entfernten Zeiten nur durch große Inseln repräsentiert gewesen, welche dem centralen Kontinent benachbart waren . . . . Nach den Brâhmanen hatte dieses Land eine hohe Civivlisation erreicht, und die indische Halbinsel, die durch die Lagenveränderung der Gewässer zur Zeit der großen Umwälzung vergrößert worden war, hat die Kette der an dieser Stelle geborenen ursprünglichen Überlieferungen bloß fortgesetzt. Diese Überlieferungen geben den Namen Rutas den Völkern, welche diesen ungeheuer großen Kontinenten bewohnten, und von deren Sprache das Sanskrit herstammte. Die indisch-griechisch Überlieferung bewahrt von der höchst intelligenten Bevölkerung, welche aus den Ebenen von Indien auswanderte, erzählt auch von dem Dasein eines Kontinentes und eines Volkes, denen sie die Namen Atlantis und Atlantiden giebt, und die sie in den atlantischen Ozean in den nördlichen Teil der Tropen verlegt.

Abgesehen von dieser Thatsache entbehrt die Ausnahme eines alten Kontinets in jenen Breiten, dessen Spuren in den vulkanischen Inseln und auf der gebirgigen Oberfläche der Azoren, der kanarischen und der kapverdischen Inseln zu finden sind, nicht der geographischen Wahrscheinlichkeit. Die Griechen, welche obendrein wegen ihrer Furch vor dem geheimnisvollen Ozean niemals über die Säulen des Herkules hinauszugehen wagten, erschienen zu spät im Altertum, als daß die von Plato aufbewahrten Geschichten irgend etwas anderen als ein Wiederhall der indischen Legende sein könnten. Wenn wir ferner einen Blick auf eine Planisphäre werfen, so ist es angesichts der Inseln und Inselchen, die vom malayischen Archipel bis Polynesien, von der Sundastraße bis zur Osterinsel zerstreut, sind unmöglich, bei der Annahme von Kontinenten, welche den von uns bewohnten vorangingen, nicht den wichtigsten von allen dorthin zu verlegen.

Ein religiöser Glaube, den Malakka und Polynesien, d. h. die zwei entgegengesetzten Enden der ozeanischen Welt gemein haben, behauptet: „Daß einstmals alle diese Inseln zwei ungeheure Länder bildeten, die von gelben Menschen und von schwarzen Menschen bewohnt waren, welche sich immer bekriegten; und daß die Götter, deren Geduld durch jene Kämpfe erschöpft war, den Ozean beauftragt hatten, sie zu versöhnen, worauf der letztere die beiden Kontinente verschlang und es seither unmöglich war, ihn zur Herausgabe seiner Gefangenen zu bewegen. Nur die Bergspitzen und Hocheben entgingen der Flut durch die Macht der Götter, welche zu spät den von ihnen begangenen Mißgriff erkannt hatten.“

Was immer auch an jenen Überlieferungen sein mag, und wo immer auch der Ort gewesen sein mag, an dem eine Civilisation, älter als die von Rom, Griechenland, Ägypten, oder Indien, entwickelt wurde; sicher ist, daß diese Civilisation existierte, und daß es für die Wissenschaft höchst wichtig ist, ihre Spuren wiederzugewinnen, wie schwach und flüchtig sie auch sein mögen. [83]

Diese ozeanische Überlieferung bestätigt die nach den „Aufzeichnungen der Geheimlehre“ gegebene Legende. Der erwähnte Krieg zwischen den gelben und den schwarzen Mensche bezieht sich auf einen Kampf zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen der Riesen“, oder den Bewohnern und Magiern der Atlantis.
Die endliche Schlußfolgerung des Verfasser, welcher persönlich alle Inseln von Polynesien besuchte, und dem Studium der Religion, Sprache und Überlieferungen nahezu alle Völker Jahre widmete, ist die folgende:

Was den polynesischen Kontinent anbelangt, welcher zur Zeit der letzten geologischen Umwälzung verschwand, so beruht seine Existent auf solchen beweisen, daß wir, wenn wir logisch sein wollen, nicht länger zweifeln können.
Die drei Gipfel dieses Kontinentes, die Sandwichinseln, Neuseeland, Osterinsel, stehen von einander fünfzehn- bis achtzehnhundert Seemeilen ab, und die Gruppen der dazwischen liegenden Inseln, Viti (Fiji), Samoa, Tonga, Foutouna (? Foutouha), Ouvea (Oueeha), die Marquesas, Tahiti, Poumoutou (? Pomatou), die Gambiers, stehen selber von diesen äußersten Punkten von sieben oder achthundert bis eintausend Seemeilen ab.
Alle Seefahrer stimmen in der Aussage überein, daß die äußersten und die centralen Gruppen angesichts ihrer thatsächlichen geographischen Lage und bei den ungenügenden Mitteln, die ihnen zu Gebote standen, niemals miteinander verkehrt haben konnten. Es ist physisch unmöglich, solche Entfernungen in einer Piroge zu durchqueren . . . . ohne Kompaß, und Monate lange ohne Vorräte zu reisen.
Andererseits haben die Ureinwohner der Sandwichinseln, von Viti, von Neuseeland, von den Centralgruppen, von Samoa, Tahiti, u. s. w., einander niemals gekannt, von einander niemals gehört, vor der Ankunft der Europäer. Und doch behauptete jedes dieser Völker, daß seine Inseln einstmals einen Teil eines ungeheuren Landstriches gebildet habe, welcher sich gegen Westen, nach der asiatischen Seite erstreckte. Und von allen fand sich, als sie zusammengebracht wurden, daß sie dieselbe Sprache sprachen, dieselben Gebräuche hatten, dieselben Gewohnheiten, denselben Gewohnheiten, denselben religiösen Glauben. Und alle streckten auf die Frage: „Wo ist die Wiege Eures Geschlechtes?“ zur einzigen Antwort ihre Hand nach der untergehenden Sonneaus.“ [84]

Geographisch widerspricht diese Beschreibung ein wenig den Thatsachen in den geheimen Aufzeichnungen; aber sie zeigt das Dasein solcher Überlieferungen, und das ist alles, um das es sich handelt. Denn, wie es keinen Rauch ohne Feuer giebt, so muß eine Überlieferung auf irgend einer angenäherten Wahrheit beruhen.
An entsprechender Stelle werden wir zeigen, daß die moderne Wissenschaft die obigen und andere Überlieferungen der Geheimlehre mit Bezug auf die zwei vergangenen Kontinente vollständig bestätigt. Die Überreste auf der Osterinsel zum Beispiel sind die erstaunlichsten und beredtesten Denkmale der ursprünglichen Riesen. Sie sind so großartig, daß sie geheimnisvoll sind; und man braucht bloß die Köpfe der Kolossalstatuen, welche unzerbrochen geblieben sind, zu untersuchen, um auf einen Blick die Züge des Typus und Charakters, wie sie den Riesen der vierten Rasse zugeschrieben werden, zu erkennen. Sie scheinen von einer Kaste zu sein, doch sind ihre Gesichtszüge verschieden - von einem ausgesprochen sinnlichen Typus, wie einen solchen die Atlantier (die Daityas oder „Atalantier“) nach den esoterischen indischen Büchern gehabt haben sollen.


[83] a. a. O., pp. 13-15.

[84] Ebenda, p. 308.