Man vergleiche diese mit den Gesichtern einiger anderer kolossaler Statuen in Centralasien - jener bei Bamiam zum Beispiel - der Portraitstatuen , wie uns die Überlieferung sagt, von Buddhas, welche früheren Manvantaras angehören; von jenen Buddhas und Helden, welche in den buddhistischen und indischen Werken als Menschen von fabelhafter Größe erwähnte werden, [85] den guten und heiligen Brüdern ihrer verworfenen leiblichen Brüder im allgemeinen, geradeso wie Râvana, der Riesenkönig von Lankâ, der Bruder des Kumbhakarna war; alle Abkömmlinge der Götter durch die Rishis, und somit wie „Titan und sein ungeheures Geschlecht“ alle „des Himmels Erstgeborene“. Diese „Buddhas“, obwohl oft durch die symbolische Darstellung großer herabhängender Ohren entstellt, zeigen auf den ersten Blick wahrnehmbarer einen bedeutsamen Unterschied in ihrem Gesichtsausdruck von jenem der Statuen der Osterinseln. Sie mögen von einer Rasse sein - aber die ersteren sind „Göttersöhne“; die letzteren die Nachkommenschaft mächtiger Zauberer. Alle diese sind jedoch Reinkarnationen, und abgesehen von unvermeidlichen Übertreibungen in der volkstümlichen Phantasie und Überlieferung sind sie historische Charaktere. [86] Wann lebten sie? Vor wie langer Zeit lebten die zwei Rassen, die dritte und die vierte; und wie spät darnach begannen die verschiedenen Stämme der fünften ihren Kampf, die Kriege zwischen gut und böse? Die Orientalisten versichern uns, daß die Chronologie in den Purânen und anderen indischen Schriften sowohl hoffnungslos vermengt, als auch unsinnig übertrieben ist. Wir sind ganz bereit, der Anklage zuzustimmen. Wenn aber die ârischen Schriftsteller gelegentlich ihr chronologisches Pendel zu weit in der einen Richtung gaben schwingen lassen, über die berechtigte Grenze der Thatsachen hinaus, so wird man doch finden, wenn die Entfernung dieser Abweichung mit der Entfernung der Abweichung der Orientalisten nach der entgegengesetzten Richtung verglichen wird, daß die Mäßigung auf Seite der Brâhmanen ist. Der Pandit wird am Ende als wahrhafter und der Thatsache näher befunden werden, als der Sanskritist. Die Verkürzungen des Sanskritisten - wenn auch der Nachweis geliefert wird, daß er nur der Laune eines persönlichen Steckenpferdes zu Liebe seine Zuflucht dazu genommen hat - werden von der öffentlichen Meinung des Westens als „eine vorsichtige Annahme der Thatsachen“ betrachtet, während der Pandit brutal im Druck als ein „Lügner“ behandelt wird. Aber sicherlich ist das kein Grund, weshalb jederman gezwungen sein sollte, das in demselben Lichte zu sehen! Ein unvoreingenommener Beobachter mag anders urteilen. Er kann entweder beide für gewissenlose Geschichtsschreiber erklären, oder beide, jeden auf seinen eigenen Boden, rechtfertigen und sagen: die indischen Ârier schrieben für ihre Initiierten, welche die Wahrheit zwischen den Zeilen lassen; nicht für die Massen. Wenn sie Ereignisse durcheinander mischten und Zeitalter absichtlich vermengten, so geschah das nicht in der Absicht, irgend jemand zu täuschen, sondern im ihr wissen vor dem spähenden Auge des Fremdlings zu bewahren. Aber für jenen, der die Generationen von den Manus an zählen kann, und die Reihe von Inkarnationen, die im Falle einzelner Helden angeführt sind, [87] in den Purânen und chronologische Ordnung sehr klar. Was den westlichen Orientalisten anbelangt, so ist er zu entschuldigen, wegen seiner unleugbaren Unkenntnis über die von der archaischen Esoterik angewendete Methode.

Aber solche bestehende Vorurteile werden sehr bald Raum geben und vor dem Lichte neuer Entdeckungen verschwinden müssen. Bereits sind Dr. Webers und Prof. Max Müllers Lieblingstheorien - nämlich, daß das Schreiben in Indien selbst noch in den Tagen des Pânini (!) unbekannt war; daß die Hindûs alle ihre Künste und Wissenschaften - selbst bis auf den Tierkreis und ihre Architektur (Fergusson) - von den makedonischen Griechen hatten; diese und andere solche märchenhafte Hypothesen sind mit dem Untergange bedroht. Das Gespenst des alten Chaldaea kommt der Wahrheit zu Hilfe. In seiner dritten Hibbert-Vorlesung (1887) spricht Professor Sayce aus Oxford von neuentdeckten assyrischen und babylonischen Cylindern und bezieht sich ausführlich auf Ea, den Gott der Weisheit, der jetzt mit dem Oannes des Berosus, dem Halbmensch-Halbfisch, welcher die Babylonier Kultur und die Kunst des Schreibens lehrte, identificiert wird. Von diesem Ea, dem bisher dank der biblischen Sintflut ein Alter von kaum 1500 v. Chr. gestattet wurde, wird nun in den folgenden Ausdrücken gesprochen, um den Professor kurz zusammenzufassen:

Die Stadt des Ea war Eridu, welche vor 6000 Jahren an den Ufern des persischen Golfes stand. Der Name bedeutet „die gute Stadt“, einen besondern heiligen Punkt, da sie das Centrum war, von dem aus dir früheste chaldäische Civilisation ihren Weg nach Norden nahm. Da der Kulturgott als von dem Meere kommend dargestellt wurde, so war es möglich, daß die Kultur, deren Sitz Eridu war, von fremder Einfuhr war. Wir wissen jetzt, daß zu einer sehr frühen Zeit Verkehr zwischen Chaldaea und der Halbinsel Sinai, sowie mit Indien bestand. Die von den Franzosen zu Tel-loh entdeckten Statuen (die zum mindesten bis 4000 v. Chr. zurückdatieren), waren aus einem äußerst harten Stein, der als Diorit bekannt ist, gemacht, und die Inschriften darauf sagten, das der Diorit aus Magan - d. i. von der Halbinsel Sinai gebracht worden war, welche damals von den Pharaonen beherrscht wurde. Man weiß, daß die Statuen im allgemeinen Stil der Dioritstatue des Kephren, des Erbauers der zweiten Pyramide ähneln, während nach Herrn Petrie die Maßeinheit, welche auf dem Plane der Stadt verzeichnet ist, den eine von den Tel-loh Figuren auf ihrem Schoße hält, die gleiche ist, wie die von der Pyramidenerbauern angewendet.
Teakholz wurde gefunden zu Mugheit, oder Ur der Chaldäer, obwohl jenes Holz ein indisches Spezialprodukt ist; dazu kommt, daß eine alte Liste von Bekleidungen sindhu oder „Musselin“ erwähnt, das als „Pflanzentuch“ erklärt wird. [88]

Musselin, am besten bekannt jetzt als Daeca Musselin, in Chaldaea bekannt als indisches (sindhu), und Teakholz 4000 Jahre v. Chr. in Verwendung, und doch waren die Inder, denen Chaldaea seine Civilisation verdankt, wie von Oberst Vans Kennedy genau bewiesen ist, unbekannt mit der Schreibart, bevor die Griechen sie ihr Alphabet lehrten - zum mindesten, wenn wir den Orientalisten glauben müßten!


[85] Etwas Annäherndes an die Statuen von Bamian – auch ein Buddha in der Höhe von 200 Fuß – findet sich in der Nähe einer Jainaniederlassung im südlichen Indien, und scheint der einzige Überrest dieser Art in der Gegenwart zu sein.

[86] Selbst Wilson gesteht zu, daß Râma und Râvana auf geschichtlichen Thatsachen beruhende Persönlichkeiten sind. „Die Überlieferungen von Südindien schreiben gleichmäßig seine Civilisation . . . und die Niederlassung civilisierter Hindûs (der fünften Rasse) der Eroberung von Lankâ durch Râma zu“ (Vishnu Pûrana, III. 318) – dem Siege der „Göttersöhne“ über die atlantischen Zauberer, sagt die wahre Überlieferung.

[87] So zeigt man uns, um ein Beispiel zu geben, einen Helden zuerst geboren als den „ungerechten, aber mächtigen Monarchen“ (Purusha) der Daityas, Hiranyakashipu erschlagen von dem Avatâra Nara-sinha (Mannlöwe). Dan  wurde er geboren als Râvana, der Riesenkönig von Lankâ, und von Râma getötet; hierauf wird er wiedergeboren als Shishupâla, der Sohn des Rajarshi (königliche Rishi) Damaghosgha, und wird wieder getötet von Krishna, der letzten Inkarnation des Vishnu. Diese gleichlaufende Entwicklung von Vishnu (Geist) mit einem Daitya als Menschen, mag sinnlos erscheinen, giebt uns jedoch den Schlüssel nicht nur zu den bezüglichen Daten von Râma und Krishna, sondern auch sogar zu einem gewissen psychologischen Geheimnis.

[88] Vergleiche Hibbert Lectures, 1877, Sayce, pp. 134-138.