KOMMENTARE

ZU DEN ZWÖLF STROPHEN UND IHREN AUSDRÜCKE NACH IHRER ZAHLENBEZEICHNUNG NACH STROPHEN UND SHOKLAS.

STROPHE I.

1. Der Lha oder Geist der Erde. 2. Anrufung der Erde an die Sonne. 3. Was die Sonne antwortet. 4. Umwandlung der Erde.

1. DER LHA (a), WELCHER DIE VIERTE [1] DREHT; IST EIN DIENER DES (DER) LHAS DER SIEBEN [2] , (b) WELCHE KREISEN, IHRE WAGEN LENKEND UM IHREN HERREN, DAS EINE AUGE [3] UNSERER WELT. SEIN ATEM GAB LEBEN DEN SIEBEN [4] . ER GAB LEBEN DER ERSTEN (c).

Sie sind Alle Drachen der Weisheit“, fügt der Kommentar hinzu. (d)

(a) „Lha“ ist die alte Bezeichnung in den transhimâlayischen Gebieten für „Geist“, für irgend ein himmlisches oder übermenschliches Wesen, und er umfaßt die ganze Reihe himmlischer Hierarchien, von einem Erzengel oder Dhyâni, bis herab zu einem Engel der Finsternis, oder irdischen Geist.

(b) Dieser Ausdruck zeigt in klarer Sprach, daß er Schutzgeist unserer Kugel, welche die vierte in der Kette ist, dem Hauptgeist (oder Gott) der sieben planetarischen Genien oder Geister untergeordnet ist. Wie bereits erklärt, hatten die Alten, in ihrer Götterlitanei, sieben Haupt-Mysteriengötter, deren Anführer exoterisch die sichtbare Sonne, oder der achte war, und esoterisch der zweite Logos, der Demiurg. Die Sieben - welche jetzt, in der christlichen Religion, zu den „Sieben Augen des Herrn“ geworden sind - waren die Regenten der sieben Haupt-Planeten; aber diese wurden nicht nach der Aufzählung gerechnet, welche später von Leuten erdacht wurde, welche die wirklichen Mysterien entweder vergessen hatten oder eine unzutreffende Vorstellung von derselben besaßen, und schlossen weder die Sonne, noch den Mond, noch die Erde in sich. Die Sonne war exoterisch das Haupt der zwölf großen Götter oder Tierkreiskonstellationen; und esoterisch der Messiah, der Christos - das von dem Großen Atem oder der Einen „gesalbte“ Wesen - umgeben von seinen zwölf untergeordneten Mächten, untergeordnet hinwiederum auch einem jeden der sieben Mysteriengötter der Planeten.

„Die Sieben Höheren veranlassen die Sieben Lhas, die Welt zu erschaffen“, sagt ein Kommentar; dies bedeutet, daß unsere Erde - um die übrigen bei Seite zu lassen - von irdischen Geistern „geschaffen“ oder gestaltet wurde. während die Regenten einfach die Aufseher waren. Die ist der erste Keim von dem, was später sich zu dem Baume der Astrologie und Astrolatrie auswuchs. Dies wird von den alten Kosmogonien bestätigt, so von jenen des Hermes, der Chaldäer, der Âryer, der Ägypter, und sogar der Juden. Die Zeichen des Tierkreises - die „heiligen Tiere“ oder der „Himmelsgürtel“ - sind ebenso wohl die Bne´ Alhim - Söhne der Götter oder der Elohim - wie die Geister der Erde; aber sie sind diesen vorausgehend. Some und Sin, Isis und Diana, sind alle Mond-Götter oder Göttinnen, genannt die Väter und Mütter unserer Erde, welche ihnen untergeordnet ist. Aber diese sind ihrerseits ihren „Vätern“ und „Müttern“ - die letzteren sind vertauschbar und bei jeder Nation verschieden - untergeordnet, den Göttern und ihren Planeten, wie z.B. Jupiter, Saturn, Bel, Brihaspati, u. s. w.

(c) „Sein Atem gab Leben den Sieben“, bezieht sich ebenso sehr auf die Sonne, welche den Planeten Leben giebt, als auch auf den „Hohen“, die geistige Sonne, welche dem ganzen Kosmos Leben giebt. Die astronomischen und astrologischen Schlüssel, welche das Thor zu den Geheimnissen der Theogonie eröffnen, können nur in den späteren Glossaren, welche die Strophen begleiten, gefunden werden.

In den apokalyptischen Shoklas der archaischen Aufzeichnungen ist die Sprache ebenso symbolisch, wenn auch weniger mythisch, als in den Purânen. Ohne die Hilfe der späteren Kommentare, die von den Generationen von Adepten kompiliert sind, wäre es unmöglich, die Bedeutung richtig zu verstehen.

In den alten Kosmogonieen sind die sichtbaren und die unsichtbaren Welten die doppelten Glieder einer und derselben Kette. Wie der unsichtbare Logos, mit seinen Sieben Hierachieen - eine jede repräsentiert oder personifiziert durch ihren obersten Engel oder Rektor - eine MACHT bilden, die innere und die unsichtbare; so bilden in der Welt der Formen die Sonne und die sieben Hauptplaneten die sichtbare und thätige Potenz; die letztere Hierarchie ist sozusagen der sichtbare und gegenständliche Logos zu dem Unsichtbaren und den - ausgenommen auf den niedrigsten Stufen - immer subjektiven Engeln.

So heißt es - um ein weniges zur Erklärung vorwegzunehmen - daß eine jede Rasse bei ihrer Entwicklung unter dem unmittelbaren Einflusse eines der Planeten geboren ist; die Erste Rasse empfing ihren Lebensodem von der Sonne, wie späterhin gesehen werden wird; indes die Dritte Menschheit - jene, welche in die Zeugung verfielen, oder aus androgynen getrennte Wesenheiten wurden, die einen männlichen und die anderen weiblich - unter dem unmittelbaren Einfluß stehen soll der Venus, ‚der kleinen Sonne’, in der die Sonnenscheibe ihr Licht aufspeichert.“


[1] Die vierte Kugel, oder unsere Erde. Alle Glossen zu der Übersetzung des Textes der Strophen und Kommentare sind solche der Schreiberin. An einzelnen Stellen mögen sie unvollständig und selbst unangemessen vom indischen Standpunkte sein; aber in dem Sinne, der ihnen in der transhymâlayischen Esoterik beigelegt wird, sind sie richtig. In jedem Fall nimmt die Schreiberin allen Tadel auf sich. Da sie niemals persönliche Unfehlbarkeit beansprucht hat, so mag das, was auf ihre eigene Autorität hin gegeben ist, vieles zu wünschen übrig lassen, insbesondere in den sehr verwickelten Fällen, wo allzu tiefe Metaphysik mitspielt. Die Lehre wird dargeboten, wie sie verstanden ist; und in Anbetracht dessen, daß es für jedes Symbol und jede Allegorie sieben Schlüssel der Erklärung giebt, wird eine Bedeutung, die, sagen wir vom psychologischen oder astronomischen Standpunkte aus nicht zutreffend sein mag, sich nichtsdestoweniger vom physischen oder metaphysischen als ganz richtig erweisen.

[2] Den Planetengeistern.

[3] Loka Chakshus.

[4] Den Planeten.