Um diese etwas langatmige Anmerkung zu schließen, so lehrt die Geheimlehre, daß die Feuerdevas, die Rudras, und die Kumâras, die „jungfräulichen Engel“ (zu welchen die beiden Erzengel Michael und Gabriel gehören) die göttlichen „Rebellen“ - die von den alles materialisierenden und positivistischen Juden die Nahash oder „Beraubten“ genannt werden - den Fluch der Inkarnation und die langen Cyklen von irdischen Dasein und Wiedergeburten dem Anblicke des, wenn auch unbewußten Elendes der Wesen vorzogen, welche als Schatten aus ihren Brüdern evolviert wurden, durch die halbpassive Energie ihrer allzu geistigen Schöpfer. Wenn „der Gebrauch, den der Mensch vom Leben macht, der sein soll, das Selbst weder zu vertieren, noch zu vergeistigen, sondern zu vermenschlichen“, [45] so muß er, um dies thun zu können, als ein Mensch und nicht als ein Engel geboren sein. Daher zeigt die Überlieferung, daß sich die himmlischen Yogîs als freiwillige Opfer darbieten, um die Menschheit erlöschen, welche im Anbeginn gottähnlich und vollkommen geschaffen worden war, und sie mit menschlichen Affekten und Aspirationen zu begaben. Um dies zu thun, mußten sie ihren natürlichen Zustand aufgeben, auf unsere Kugel herabsteigen, und in ihr für den ganzen Cyklus des Mahâyuga ihre Wohnung nehmen, und sie ihre unpersönlichen Individualitäten gegen individuelle Persönlichkeiten vertauschen - die Wonne himmlischen Daseins gegen den Fluch irdischen Lebens. Diese freiwillige Opfer der feurigen Engel, deren Natur Wissen und Liebe war, wurde von den exoterischen Theologieen zu einer Behauptung konstruiert, welche „die aufrührerischen Engel vom Himmel in die Finsternis der Hölle“ - unserer Erde - „herabgestürzt“ zeigt. Die indische Philosophie deutet die Wahrheit an durch die Lehre, daß die von Shiva hinabgestürzten Asuras nur in einem Zwischenzustand sind, in dem sie sich für höhere Grade der Reinigung und Erlösung aus ihrer elenden Lage vorbereiten; aber die christliche Theologie - welche behauptet, auf den Felsen der göttlichen Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit von dem gegründet zu sein, den sie als ihren Heiland anruft - hat, um diese Behauptung auf widerspruchsvolle Weise zu bekräftigen, das trostlose Dogma von der Hölle erfunden, diesen archimedischen Hebel der römisch-katholischen Philosophie. Hingegen nennt die rabbinische Weisheit - welche die allerpositivistischeste, materialistischeste oder grob irdischeste ist, da sie alles auf physiologische Mysterien herabsetzt - diese Wesen den „Bösen“; und die Kabbalisten - Nahash, die „Beraubten“, wie soeben gesagt, und die Seelen, welche sich, nachdem sie sich im Himmel von dem Heiligen getrennt hatten, bei dem ersten Aufdämmern ihres Daseins selbst in einen Abgrund gestürzt und die Zeit vorweggenommen haben, zu der sie auf die Erde herabsteigen sollen. [46]

Und es sei mir gestattet, sofort zu erklären, daß unser Streit sich nicht gegen den Zohar, oder gegen irgend ein anderes Buch der Kabbalah in ihrer richtigen Auslegung wendet - denn die letztere ist dieselbe wie unsere eigene - sondern nur gegen die groben, pseudoesoterischen Erklärungen der späteren, und insbesondere der christlichen Kabbalisten.

Der Kommentar sagt:

Unsere Erde und der Mensch (sind) die Hervorbringung der drei Feuer.

Die Namen dieser drei im Sanskrit entsprechen dem „elektrischen Feuer“, dem „Sonnenfeuer“, und dem „durch Reibung hevorgebrachten Feuer“. Auf der kosmischen und menschlichen Ebene erklärt, sind diese drei Feuer Geist, Seele und Körper, die drei großen Wurzelgruppen, mir ihren vier ergänzenden Abteilungen. Diese sind mit den Schulen verschieden und werden - je nach ihrer Anwendung - die Upâdhis und die Träger, oder die Noumena derselben. In den esoterischen Erzählungen werden sie personificiert als die „drei Söhne unübertrefflichen Glanzes und Schimmers“ des Agni Abhimânin, des ältestem Sohnes des Brahmâ, des kosmischen Logos, von der Svâhâ, einer der Töchter des Daksha. [47] Im metaphysischen Sinne bedeutet das „Feuer durch Reibung“ die Vereinigung zwischen Buddhi, dem sechsten, und Manas, dem fünften „Prinzipe“, welche auf diese Art vereinigt oder zusammengekittet werden, indem das fünfte teilweise in das sechste versenkt und ein Teil der Monade wird; im physischen bezieht es sich auf den „Schöpferischen Funken“ oder Keim, der das Menschenwesen befruchtet und erzeugt. Es heißt, daß diese drei Feuer, deren Namen Pâvaka, Pavamâna und Shuchi sind, durch einen Fluch des großen Weisen Vasishtha verdammt wurden, „immer und immer wieder geboren zu werden.“ [48] Das ist klar genug.

Daher heißt es von den Flammen, deren Funktionen in den exoterischen Büchern vermengt und die ohne Unterscheidung Prajâpatis, Pitris, Manus, Asuras, Rishis, Kumâras, [49] u. s. w. genannt werden, daß sie sich persönlich in der dritten Wurzelrasse inkarnierten, und daß sie sich so „immer und immer wieder geboren“ finden. In der esoterischen Lehre werden sie im allgemeinen Asuras genannt, oder die Asura Devatâ oder Pitar Devatâ (Götter), denn wie gesagt, waren sie zuerst Götter - und zwar die höchsten - bevor sie „Nicht-Götter“ wurden und von Geistern des Himmels zu Geistern auf Erden herabgefallen waren, [50] - exoterisch, man bemerkte das wohl, im orthodoxen Dogma.

Kein Theologe oder Orientalist kann jemals die Genealogien der Prajâpatis, der Manus und der Rishis, oder den unmittelbaren Zusammenhang derselben - richtiger ihre Korrelation - mit den Göttern verstehen, wenn er nicht den Schlüssel zu der alten ursprünglichen Kosmogonie und Theogonie hat, den alle Nationen ursprünglich gemein hatten. Alle diese Götter und Halbgötter finden sich in verschiedenen Kalpas und in ebenso verschiedenen Charakteren auf Erden wiedergeboren; ein jeder hat obendrein sein Karma abgesondert gezeichnet und jede Wirkung ihrer Ursache zugeschrieben.


[45] In Erklärung der Kabbalah sagt Dr. Henry Pratt: „Der Geiste war für den Menschen (vielmehr für den jüdischen Rabbiner!) ein körperloses, entkörpertes, oder beraubtes, und erniedrigtes Wesen, und wurde daher mit dem Begriffszeichen Nahash, ´beraubt` benannt; dargestellt als dem Menschengeschlechte erscheinend und dasselbe verführend - den Mann durch das Weib. . . . In dem Bilde von diesem Nahash wurde dieser Geist durch eine Schlange dargestellt, weil die Schlange deshalb, weil sie der körperlichen Glieder entbehrt, als ein beraubtes und verdorbenes und erniedrigtes Geschöpf betrachtet wurde.“ (New Aspects of Life, p. 235.) Symbol für Symbol, giebt es solche, welche das der Schlange - das Symbol der Weisheit und Ewigkeit, wenn es auch seiner Glieder beraubt ist - dem Jod ([korrekter Abdruck siehe Buch]) vorziehen möchten - dem poetischen Begriffszeichen des Jehovah in der Kabbalah - des Gottes des männlichen Zeugungssymbols.

[46] Zohar, III. 61c.

[47] Daksha, der „intelligente, der tüchtige“. „Dieser Name enthält gewöhnlich die Vorstellung der schöpferischen Kraft.“ Er ist ein Sohn von Brahmâ und Aditi, und nach anderen Versionen eine selbstgeborene Kraft, welche gleich Minerva aus dem Körper ihres Vaters entsprang. Er ist der Führer der Prajâpatid, der Herren oder Schöpfer des Wesens. Im Vishnu Purâna sagt Parâshara von ihm: „In jedem Kalpa (oder Manvantara) werden Daksha und die übrigen geboren und wiederum vernichtet.“ Und der Rig Veda sagt: „Daksha entsprang von Aditi und Aditi von Daksha,“ eine Bezugnahme auf die ewige cyklische Wiedergeburt derselben göttlichen Wesenheit.

[48] Bhâgavata Purâna, IV. 24. 4.

[49] Keine von diesen Ordnungen ist von den Pitris oder Vorfahren unterschieden. So sagt Manu (III. 284): „Die Weisen nennen unsere Väter Vasus; unsere väterlichen Großväter Rudras; unsere väterlichen Urgroßväter Âdityas; nach einem Texte der Veden.“ Dies ist ein immerwährender vedischer Text,“ sagt eine andere Übersetzung.

[50] Wie jetzt von dem verstorbenen G. Smith in der Litteratur der babylonischen Cylinder entdeckt, war es in der chaldäischen Theologie ebenso. Ishtar, „ältester des Himmels und der Erde.“ Unter ihm die Igigi oder Engel des Himmels, und die Anûnaki, oder Engel der Erde. Unter diesen wiederum verschiedene Klassen von Geistern und „Genien“, mit Namen Sadu, Vadukku, Ekimu, Gallu - von welchen einige gut waren, einige böse. (Siehe Smith´s Babylonian Mythology, auch Sayce´s Hibbert Lectures, p. 141.)