Bevor andere Strophen erklärt werden konnten, war es, wie man sehen kann, unbedingt nothwendig zu zeigen, daß die Söhne der „dunklen Weisheit“ zwar wesensgleich sind mit den Erzengeln, welche die „Gefallenen“ zu nennen der Theologie beliebt hat, aber ebenso göttlich und ebenso rein, wenn nicht noch reiner, als alle Michaels und Gabriels, welche in den Kirchen so verherrlicht werden. Das „Alte Buch“ geht auch auf verschiedene Einzelheiten des Astrallebens ein, welche in diesem Augenblicke dem Leser ganz unverständlich sein würden. Es muß daher späterer Erklärung überlassen bleiben, und die erste und die zweite Rasse werden jetzt nur spärliche Beachtung finden. Nicht so die dritte Rasse - die Wurzelrasse, welche sich in Geschlechter trennte, und welche als erste mit Vernunft begabt werden sollte; die Menschen entwickelten sich gleichen Schrittes mit der Kugel und die letztere hatte sich mehr als hundert Millionen Jahre früher „verkrustet“, bevor die erste menschliche Unterrasse erst angefangen hatte, sich zu materialisieren oder sozusagen festzuwerden. Aber, wie die Strophe es hat:

Der Innere Mensch (das Bewußte Wesen) war nicht.

Dieses „Bewußte Wesen“ kommt, wie der Occultismus sagt, aus der wirklichen Wesenheit und dem Sein der hohen Intelligenzen, ja ist in vielen Fällen dasselbe, die durch das unwandelbare Gesetz der karmischen Entwicklung verurteilt sind, sich in diesem Manvantara zu reinkarnieren.

(b) Shloka 39 bezieht sich ausschließlich auf Rassenteilungen. Streng gesprochen lehrt die esoterische Philosophie eine modificierte Polygenesis. Denn, während sie der Menschheit eine Einheit des Ursprungs zuschreibt, insoferne als ihre Vorväter oder „Schöpfer“ alle göttliche Wesen waren - wenn auch von verschiedenen Klassen oder Graden der Vollkommenheit in ihrer Hierarchie - lehrt sie doch, daß die Menschen nichtsdestoweniger auf sieben verschiedenen Centren des Kontinentes jener Periode geboren wurden. Obwohl alle eines gemeinsamen Ursprunges waren, so waren doch, aus angegebenen Gründen, ihre Möglichkeiten und mentalen Fähigkeiten, ihre äußeren oder physischen Formen und zukünftigen Eigenschaften sehr verschieden. [51] Was ihre Hautfarben anbelangt, so wird eine bedeutsame Allegorie im Linga Purâna erzählt. Die Kumâras – die sogenannten Rudragötter – werden als Inkarnationen des Shiva beschrieben, des Zerstörers (äußerer Formen), auch Vâmadeva genannt. Der letztere, als ein Kumâra, der „ewig ehelose“, der keusche jungfräuliche Jüngling, entspringt von Brahmâ in einem jeden großen Manvantara, und „wird wieder vier“; eine Bezugnahme auf die vier großen Abteilungen der Menschenrassen in Bezug auf Hautfarbe und Typus – und die drei Hautvariationen derselben. So wird im neunundzwanzigsten Kalpa – in diesem Falle eine Bezugnahme auf die Umwandlung und Entwicklung der menschlichen Form, welche Shiva periodisch immer zerstört und neu formt bis zu dem großen manvantarischen Wendepunkt herab, ungefähr um die Mitte der vierten (atlantischen) Rasse – im neunundzwanzigsten Kalpa wird Shiva als Shvetalohita, der Wurzel Kumâra, aus Mondfarben weiß; in seiner nächsten Umwandlung ist er rot (und darin unterscheidet sich die exoterische Version von der esoterischen Lehre); in der dritten gelb; in der vierten schwarz.

Die Esoterik klassificiert nun diese sieben Variationen, mit ihren vier großen Abteilungen, in bloß drei unterschiedliche Rassen – da sie die erste Rasse nicht in Betracht zieht, welche weder Typus noch Farbe, und eine kaum objektive, wenn auch riesige Form hatte. Die Evolution dieser Rassen, ihr Bildung und Entwicklung gingen gleichlaufend mit der Evolution und Entwicklung der drei geologischen Schichten vor sich, von denen die menschliche Hautfarbe ebenso sehr abgeleitet war, als sie durch die Klimate dieser Zonen bestimmt war. Die esoterische Lehre nennt drei große Abteilungen, nämlich die rotgelbe, die schwarze, und die braunweiße. [52] Die ârischen Rassen zum Beispiel, die jetzt vom dunkelbraun, beinahe schwarz, rot-braun-gelb, bis hinab zur weißesten Milchfarbe variieren, sind nichtsdestoweniger alle von ein und demselben Stamm, der fünften Wurzelrasse, und entspringen von einem einzigen Vorfahren, der in der indischen Exoterik mit dem generischen Namen des Vaivasvata Manu benannt wird. Der letztere ist, man erinnere sich, jene generische Persönlichkeit, der Weise, welcher vor mehr als 18 000 000 Jahren gelebt haben soll, und auch vor 850 000 Jahren – zur Zeit des Versinkens der letzten Überreste von dem großen Kontinente der Atlantis, [53] und der auch jetzt noch in seiner Menschheit leben soll. [54] Das lichte Gelb ist die Farbe der ersten festen Menschenrasse, welche nach der Mitte der dritten Wurzelrasse erschien – nach ihrem Falle in die Zeugung, wie soeben erklärt – welche die schließlichen Veränderungen mit sich brachte. Denn erst in jener Periode fand die letzte Umwandlung statt, welche den Menschen so hervorbrachte, wie er jetzt ist, nur in einem vergrößerten Maßstabe. Diese Rasse ließ die vierte Rasse entstehen; „Shiva“ verwandelte allmählich jenen Teil der Menschheit, welcher „schwarz vor Sünde“ wurde, in rotgelb, dessen Abkömmlinge die roten Indianer und die Mongolen sind, und schließlich in braunweiße Rassen – welche jetzt, zusammen mit den gelben Rassen, die große Masse der Menschheit bilden. Die Allegorie im Linga Purâna ist merkwürdig, da sie das große ethnologische Wissen der Alten zeigt.


[51] Einige höher, einige niedriger, entsprechend dem Karma der verschiedenen reinkarnierenden Monaden, welche nicht alle von demselben Grade der Reinheit in ihren letzten Geburten in anderen Welten sein konnten. Dies erklärt den Unterschied der Rassen, den Minderwert der Wilden, und andere menschliche Verschiedenheiten.

[52] „Es giebt“, sagt Topinard in der englischen Ausgabe seiner Anthropologie, mit einer Vorrede von Professor Broca, „drei Grundelemente der Farbe im menschlichen Organismus“ - nämlich die rote, die gelbe, und die schwarze, welche in verschiedenen Mengen mit dem Weiß der Gewebe vermischt, jene zahlreichen Schattierungen entstehen lassen, die in der Menschenfamilie sichtbar sind.“ Hier unterstützt die Wissenschaft wiederum unabsichtlich den Occultismus.

[53] Man muß sich daran erinnern, daß die „letzten Überreste“, von denen hier gesprochen wird, sich auf jene Teile des „großen Kontinents“ beziehen, welche noch übrig blieben, und nicht auf irgend eine der zahlreichen Inseln, welche gleichzeitig mit dem Festlande bestanden. Platos „Inseln“ zum Beispiel war einer von diesen Überresten; die anderen waren zu verschiedenen Perioden vorher versunken. Eine occulte „Überlieferung“ lehrt, daß solche Untergänge immer stattfinden, wenn eine Finsternis der „geistigen Sonne“ eintritt.

[54] Siehe die Bemerkung über die Wurzel- und Samen-Manus unten, und die Abteilung über „die ursprünglichen Manus der Menschheit“, am Ende der Kommentare zu dieser Strophe.