Huxley fährt fort, Pflanzen zu zeigen, Farne, Kolbenmoose, von denen einige, denen man in der Steinkohlenzeit begegnet, der Gattung nach gleich sind mit den jetzt lebenden, denn:

Der Zapfen der oolithischen Araucaria ist kaum zu unterscheiden von dem der jetzt bestehenden Art . . . . Unterreiche von Tieren geben dieselben Beispiele. Die Globigerina der atlantischen Lotungen ist wesensgleich mit der demselben Genus angehörenden Art der Kreidezeit . . . die Korallen mit queren Böden der Silurzeit sind wunderbar gleich den Punktkorallen unserer eigenen Meere. . . . Die Arachniden, deren höchste Gruppe, die Skorpione, in der Kohle durch eine Gattung vertreten ist, die sich von ihren lebenden Verwandten nur durch . . . die Augen unterscheidet u. s. w.

Den Schluß von alledem möge Dr. Carpenter´s maßgebende Darlegung in betreff der Foraminiferen bilden:

Es giebt kein Zeugnis irgend einer gründlichen Veränderung oder Fortschrittes in dem Foraminiferentypus von der paläozoischen Periode bis zur Jetztzeit. . . . Die Foraminiferenfauna unserer eigenen Reihe bietet wahrscheinlich einen größeren Umfang von Verschiedenheit, als in irgend einer früheren Periode existierte; aber es giebt kein Anzeichen irgend einer Neigung zur Erhebung nach einem höheren Typus hin. [63]

Wie nun bei den Foraminiferen, Protozoen des niedrigsten Lebenstypus, ohne Mund und Augen, kein Anzeichen einer Veränderung besteht, ausgenommen ihr jetziger Artenreichtum – so zeigt der Mensch, welcher auf der obersten Sprosse der Leiter des Daseins steht, noch weniger Veränderung, wie wir gesehen haben; das Skelett seines paläolothischen Vorfahren hat sich sogar in einigen Beziehungen seinem gegenwärtigen Gerüst überlegen erwiesen. Wo ist da die behauptete Gleichförmigkeit des Gesetzes – der unbedingten Regel, daß eine Art in die andere übergeht, und so in unmerkbaren Abstufungen, zu höheren Typen? Wir sehen Sir William Thomson volle 400 000 000 Jahre für die Zeit zugestehen, seitdem sich die Oberfläche der Kugel hinlänglich abgekühlt hatte, um die Gegenwart lebendiger Wesen zu gestatten; [64] und während jenes ungeheuren Zeitverlaufes allein in der oolithischen Periode, dem sogenannten „Reptilienzeitalter“, finden wir eine höchst außerordentliche Verschiedenheit und Reichtum an Saurierformen, in dem der amphibische Typus seine höchste Entwicklung erreicht. Wir erfahren von Ichthyosauren und Plesiosauren in den Seen und Flüssen, und von geflügelten Krokodilen oder Eidechsen, die in der Luft fliegen. Hierauf, in der Tertiärzeit:

Finden wir den Säugetiertypus bemerkenswerte Abweichungen von früher existierenden Formen darbieten. . . . Mastodonten, Megatherien, und andere schwerfällige Bewohner der alten Wälder und Ebenen.

Und in der Folge wird uns mitgeteilt:

Die allmähliche Umwandlung einer der Verzweigungen der Ordnung der Vierhänder in jene Wesen, aus denen der ursprüngliche Mensch selbst entwickelt zu sein behaupten kann. [65]

Er kann; aber niemand, ausgenommen ein Materialist, kann sehen, warum er sollte; da nicht die geringste Notwendigkeit dafür besteht, noch auch eine solche Entwicklung durch Thatsachen bestätigt ist, denn jene, die am meisten an den Beweisen interessiert sind, gestehen ihren vollständigen Mißerfolg, eine einzige Thatsache zur Unterstützung ihrer Theorie zu finden. Es bedarf nicht der zahllosen Lebenstypen, um die Glieder einer fortschreitenden Reihe darzustellen. Sie sind „die Produkte verschiedener und verschiedenartiger Abweichungen der Entwicklung, welche bald in der einen und bald in der anderen Richtung stattfinden.“ Daher ist es viel mehr zu rechtfertigen, zu sagen, daß der Affe sich zur Ordnung der Vierhänder entwickelte, als daß der ursprüngliche Mensch – welcher in seiner menschlichen Entwicklung seit dem ersten, in den ältesten Schichten gefundenen fossilen Skelett stationär geblieben ist, und an dem sich keine Verschiedenheit findet, außer an Farbe und Gesichtstypus – sich aus einem gemeinsamen Ahnen zusammen mit dem Affen entwickelt habe.

Daß der Mensch gleich den anderen Tieren aus einer Zelle seinen Ursprung nimmt und sich „durch Stadien, die von jenen von Fisch, Reptil und Säugetier ununterscheidbar sind, entwickelt, bis die Zelle schließlich die hochspezialisierte Entwickelung des Vierhänders und schließlich des menschlichen Typus erreicht,“ ist ein Jahrtausende altes occultes Axiom. Das kabbalistische Axiom: „ein Stein wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier; ein Tier ein Mensch; ein Mensch ein Gott,“ gilt durch die ganzen Zeitalter. Haeckel zeigt in seiner Schöpfungsgeschichte ein Doppelbild, welches zwei Embryonen darstellt – den eines Hundes im Alter von sechs Wochen und den eines Menschen von acht Wochen. Die beiden sind, mit Ausnahe eines geringen Unterschiedes im Kopf, der beim Menschen größer und in der Gegend des Gehirnes breiter ist, von einander nicht zu unterscheiden.

Wir können in der That sagen, daß jedes Menschenwesen durch den fisch- und Reptilzustand hindurchgeht, bevor es in dem des Säugetieres, und schließlich des Menschen anlangt.
Wenn wir ihn in einem weiter vorgeschrittenen Stadium nehmen, wo der Keim bereits durch die Reptilienform hindurchgegangen ist, so finden wir, daß durch eine beträchtliche Zeit die Entwicklungsrichtung dieselbe bleibt wie jene anderer Säugetiere. Die rudimentären Glieder sind genau ähnlich, die fünf Finger und Zehen entwickeln sich auf dieselbe Art, und die Ähnlichkeit nach vierwöchentlichem Wachstum ist zwischen dem Embryo eines Menschen und dem eines Hundes so groß, daß es kaum möglich ist, sie zu unterscheiden. Selbst im Alter von acht Wochen ist der embryonale Mensch ein Tier mit einem Schwanz, das von einem embryonalen Hündchen kaum unterschieden werden kann. [66]

Warum also nicht Mensch und Hund von einem gemeinsamen Ahnen sich entwickeln lassen, oder von einem Reptil – einem Nâga, anstatt den Menschen mit den Vierhändern zu vereinigen? Das wäre geradeso logisch wie das letztere, wenn nicht noch mehr. Die Gestalt und die Stadien des menschlichen Embryo haben sich seit historischen Zeiten nicht verändert, und diese Umwandlungen waren dem Aeskulap und Hippokrates ebenso wohlbekannt wie dem Herrn Huxley. Daher ist das, nachdem es die Kabbalisten aus vorgeschichtlichen Zeiten beobachtet haben, keine neue Entdeckung. [67]


[63] Introduction to the Study of the Foraminifera, p. XI.

[64] Transactions of the Geological Society of Glasgow, Bd. III. Sehr sonderbarerweise jedoch hat er kürzlich seine Ansicht wieder geändert. Die Sonne, sagt er, ist nur 15 000 000 Jahre alt.

[65] Bastian, The Beginnings of Life, II. 622.

[66] Laings, Modern Science and Modern Thought, p. 171.

[67] In Isis Unveiled, Bd. I. p. 389, ist dies bemerkt und halb erklärt.