Da der Keim des Menschen nicht mehr vom Affen an sich hat, als von irgend einem anderen Säugetier, sondern in sich selbst die Gesamtheit der Naturreiche enthält, und nachdem er ein „dauernder Typus“ des Lebens zu sein scheint, viel mehr so als selbst die Foraminiferen, so scheint es ebenso unlogisch, ihn sich aus dem Affen entwickeln zu lassen, als es sein würde, seinen Ursprung auf den Frosch oder den Hund zurückzuführen. Die occulte und die östliche Philosophie glauben beide an Evolution, welche Manu und Kapila [68] mit viel größerer Klarheit geben, als es irgend ein Gelehrter gegenwärtig thut. Es ist nicht notwendig zu wiederholen, was in Isis Unveiled vollständig erörtert worden ist, da der Leser alle diese Beweise und die Beschreibung der Grundlage, auf der alle östlichen Evolutionslehren ruhen, in unseren früheren Bänden finden kann. [69] Aber kein Occultist kann den unvernünftigen Satz annehmen, daß alle jetzt existierenden Formen „von der strukturlosen Amoebe bis zum Menschen“ die unmittelbaren geradlinigen Abkömmlinge von Organismen sind, welche Millionen und Millionen Jahre vor der Geburt des Menschen, in den vorsilurischen Epochen in dem Meer- oder Landschlamm lebten. Die Occultisten glauben an ein inneres Gesetz der fortschreitenden Entwicklung. [70] Herr Darwin that dies nie, und er sagt es selber; denn wir finden, daß er behauptete, daß, da es keinen Vorteil bringen kann „für die Infusorientierchen oder einen Eingeweidewurm, . . . hochorganisiert zu werden“, die „natürliche Zuchtwahl“, die nicht notwendigerweise fortschreitende Entwicklung einschließt – die Tierchen und den Wurm, die „dauernden Typen“ in Ruhe läßt. [71] In einem solchen Verhalten der Natur erscheint nicht viel einheitliches Gesetz; und es gleicht dies mehr der einsichtigen Handlungsweise irgend einer superphysischen Auswahl; vielleicht mag jener Aspekt des Karma, den die östlichen Occultisten das „Gesetz der Verzögerung“ nennen, etwas damit zu thun haben. Aber es ist aller Grund vorhanden, zu zweifeln, ob Herr Darwin jemals seinem Gesetze eine solche Wichtigkeit beigelegt hat, wie sie ihm jetzt seine atheistischen Nachfolger beilegen. Die Kenntnis von den verschiedenen lebenden Formen in den vergangenen geologischen Periode ist sehr mager. Die Gründe, welche Dr. Bastian dafür giebt, sind sehr bedeutsam: Erstens, wegen der unvollkommenen Art, auf die die verschiedenen Formen in den der Periode angehörenden Schichten repräsentiert sein mögen; zweitens, wegen der außerordentlich beschränkten Natur der Nachforschungen, welche in diesen unvollkommen repräsentierten Schichten gemacht worden sind; und drittens, weil so viele Teile der Aufzeichnungen uns gänzlich unzugänglich sind – nahezu alles, was unter dem silurischen System liegt, ist von der Zeit verwischt worden, indes jene zwei Dritten der Erdoberfläche, in denen die übrigen Schichten zu finden sind, jetzt von Meeren bedeckt sind. Daher sagt Herr Darwin: „Ich für meinen Teil betrachte in Ausführung des Gleichnisses von Lyell die geologische Aufzeichnung als eine Geschichte der Welt, die unvollkommen erhalten und in einem wechselnden Dialekt geschrieben ist. Von dieser Geschichte besitzen wir bloß den letzten Band, der sich nur auf zwei oder drei Länder bezieht. Von diesem Band ist nur hier und da ein kurzes Kapitel erhalten; und von jeder Seite nur hier und da ein paar Zeilen.“ [72] Auf Grund so magerer Daten kann sicherlich nicht das letzte Wort der Wissenschaft gesprochen werden. Auch geschieht es nicht irgend wie auf Grund menschlichen Stolzes, oder unvernünftigen Glaubens daran, daß der Mensch wenigstens hier auf Erden – in unserer Periode vielleicht – den höchsten Typus des Lebens repräsentiert, daß der Occultismus es leugnet, daß alle vorhergehenden Formen des menschlichen Lebens Typen angehörten, die niedriger waren als unser eigener; denn dem ist nicht so. Sondern bloß deshalb, weil das „fehlende Glied“, welches die bestehende Theorie unleugbar beweisen wird, niemals von den Paläontologen gefunden werden wird. Wenn man, wie wir es thun, daran glaubt, daß der Mensch, während der vorhergegangenen Runden, sich aus den niedrigsten Formen allen pflanzlichen und tierischen Lebens entwickelt und sie auf Erden durchlaufen hat, so liegt nicht sehr Erniedrigendes in der Idee, den Orangutan als einen Ahnen unserer physischen Form zu haben. Ganz im Gegenteile; es würde ganz unwiderstehlich die occulte Lehre in Bezug auf die schließliche Entwicklung von allen in der irdischen Natur befindlichen zum Menschen fördern. Man kann sogar fragen, wie so es kommt, daß die Biologen und Anthropologen, nachdem sie einmal fest in die Theorie von der Abstammung des Menschen vom Affen angenommen haben – wieso sie bisher die zukünftige Entwicklung der existierenden Affen zum Menschen unberührt gelassen haben? Dies ist bloß eine logische Folge der ersten Theorie – wenn nicht die Wissenschaft aus dem Menschen ein bevorzugtes Wesen machen will; und seine Entwicklung ein präcedenzloser, ganz ein spezieller und einzelner Fall ist. Und das ist alles, auf das uns die Naturwissenschaft hinführt. Der Grund jedoch, warum die Occultisten die Darwinsche und insbesondere die Haeckelsche Hypothese verwerfen, ist der, weil in nüchterner Wahrheit der Affe, und nicht der Mensch, ein spezielles und einzelnes Beispiel ist. Der Pythekoide ist eine zufällige Schöpfung, ein gewaltsam gefördertes Wachstum, das Ergebnis eines unnatürlichen Prozesses. [68] Daher die Philosophie in der Allegorie von den 7, 10, und schließlich 21 Prajapâtis, Rishis, Munis , u. s. w. welche alle zu den „Vätern“ verschiedner Dinge gemacht sind. Die Reihenfolge der sieben Klassen, oder Ordnungen von Pflanzen, Tieren, und selbst unbelebten Dingen, wie sie aufs Geratewohl in den Purânen gegeben sind, findet sich in den verschiedenen Kommentaren in der richtigen Reihenfolge. So ist Prithu der Vater der Erde. Er „melkt“ sie, und macht sie jede Art von Korn und Pflanzen hervorbringen, die alle aufgezählt und unterschieden werden. Kashyapa ist der „Vater“ aller Reptilien, Schlangen, Dämonen, u. s. w. [69] Siehe Bd. I. pp. 151 ff., betreffend den „Baum der Entwicklung“ - den „Weltenbaum“. [70] Das jedoch durch das Gesetz der Verzögerung gehindert und abgeändert ist, welches dem Fortschreiten aller Arten eine Einschränkung auferlegt, sobald ein höherer Typus in die Erscheinung tritt. [71] Siehe Origin of Species, p. 145. [72] Bastian Beginnings of Life, II. pp. 622, 623. |