Am Morgen seines Bewußtseins hatte der Mensch der dritten Wurzelrasse keine Glauben, welche Religion genannt werden konnten. Das heißt, er kannte nicht bloß keine heiteren Religionen voll von Pracht und Gold“, sondern überhaupt kein System der Glaubens oder der äußeren Anbetung. Aber wenn der Ausdruck definiert werden soll, als die Verknüpfung der Massen in einer Form der Verehrung, die jenen erwiesen wird, welche wir als höher empfinden als uns selbst, der Pietät - als eines Gefühles, das ein Kind einem geliebten Vater gegenüber zum Ausdruck bringt - dann hatten die frühesten Lemurier vom ersten Anbeginne ihres intellektuellen Lebens an eine Religion, und zwar eine höchst schöne. Hatten sie nicht ihre glänzenden Götter der Elemente rund um sich, und sogar innerhalb ihrer selbst? [104] Hatten sie nicht ihre Kindheit zugebracht mit jenen, von ihnen gepflegt und behütet, welche ihnen das Dasein gegeben und sie zu intelligentem, bewußten Leben aufgerufen hatten? Es wird uns versichert, daß dem so war, und wir glauben es. Denn die Entwicklung des Geistes im Stoffe hätte niemals vollbracht werden können, noch hätte sie jemals ihren ersten Anstoß erhalten, wenn nicht die strahlen­den Geister ihre eigenen betreffenden superätherischen Wesenheiten geopfert hätten, um den Menschen aus Lehm zu beseelen, indem sie ein jedes seiner inneren ,,Prinzipien“ mit einem Teile, oder vielmehr einem Wiederscheine jener Wesenheit ausstatteten. Die Dyânîs der sieben Himmel - der sieben Ebenen des Daseins - sind die Noumena der thatsächlichen und der zukünftigen Elemente, geradeso wie die Engel der sieben Kräfte der Natur - deren gröbere Wirkungen wir in dem wahrnehmen, was die Wissenschaft ,, Bewegungsarten“ zu nennen beliebt, unwägbare Kräfte, und was nicht sonst - die noch höheren Noumena noch höherer Hierarchien sind.
Es war das ,,goldene Zeitalter“ in jenen Tagen des Altertums, das Zeitalter, da die ,,Götter auf Erden wandelten, und sich frei unter die Sterblichen mischten.“ Als es aufhörte, zogen die Götter von dannen - d. i. wurden unsichtbar - und spätere Generationen endeten mit einer Verehrung ihrer Reiche - der Elemente.
Die Atlantier waren es, die erste Nachkommenschaft des halbgöttlichen Menschen nach seiner Trennung in Geschlechter - daher die ersterzeugten und menschlich-geborenen Sterblichen - welche die ersten ,,Opferer“ an den Gott der Materie wurden. Sie stehen in nebelhafter, weit entfernter Vergangenheit, in mehr als vorhistorischen Zeiten, als das Vorbild, auf dem das große Kainsymbol aufgebaut ward, [105] als die ersten Anthropomorphisten, welche Form und Materie verehrten - eine Verehrung. die sehr bald zur Selbstanbetung entartete, und von da zum Phallicismus führte, welcher bis zum heutigen Tage in der Symbolik einer jeden exoterischen Religion von Ritual, Dogma und Form die Oberherrschaft hat. Adam und Eva wurden Stoff, oder lieferten den Boden, Kain und Abel - der letztere der lebenhervorbringende Boden, der erstere ,,der Pflüger jenes Grundes oder Feldes.“

So trennten sich die ersten atlantischen Rassen, die auf dem lemurischen Kontinent geboren waren, von ihren frühesten Stämmen an in die gerechten und die ungerechten; in jene, welche den einen unsichtbaren Geist der Natur verehrten, dessen Strahl der Mensch in sich selbst fühlt - oder die Pantheisten, und in jene, welche den Geistern der Erde fanatische Verehrung entgegenbrachten, den dunklen kosmischen anthropomorphischen Mächten, mit denen sie sich verbündeten. Diese waren die frühesten Gibborim, die ,,Gewaltigen . . . berühmten Leute“ zu den Zeiten, [106] welche bei der fünften Rasse die Kabirim wurden, Kabiren bei den Ägyptern und den Phöniziern, Titanen bei den Griechen, und Râkshasas und Daityas bei den indischen Rassen.

Dergestalt war der geheime und geheimnisvolle Ursprung aller folgenden und modernen Religionen, insbesondere der Verehrung der späteren Hebräer für ihren Stammgott. Zur selben Zeit war diese Sexualreligion eng verbündet mit, begründet auf, und sozusagen vermischt mit astronomischen Erscheinungen. Die Lemurier gravitierten nach dem Nordpole, oder dem Himmel ihrer Vorfahren - dem hyperboräischen Kontinent; die Atlantier nach dem Südpole, dem „Schlunde“, kosmisch und terrestrisch - aus dem die heißen Leidenschaften atmen, die von den kosmischen Elementalen, deren Wohnung er ist, zu Orkanen angeblasen werden. Die zwei Pole wurden von den alten als Drachen und Schlangen bezeichnet - und daher gute und böse Drachen und Schlangen, und auch die den ,,Söhnen Gottes“ - Söhnen von Geist und Materie - den guten und bösen Magiern gegebenen Namen. Dies ist der Ursprung der doppelten und dreifachen Natur im Menschen. Die Legende von den ,,gefallenen Engeln“ in ihrer esoterischen Bedeutung, enthält den Schlüssel zu den vielfältigen Widersprüchen des menschlichen Charakters; sie deutet auf das Geheimnis von dem Selbstbewußtsein des Menschen; sie ist der Träger, um den sich sein ganzer Lebenscyklus dreht - die Geschichte seiner Entwicklung und seines Wachstums.


[104] Die „Götter der Elemente“ sind durchaus nicht die Elementale. Die letzteren werden im besten Falle von ihnen als Träger benützt und als Stoffe, um sich darein zu kleiden.

[105] Kain war der erste ,,Opferer“, wie zuerst im Kapitel IV der Genesis gezeigt ist, der ,,Früchte des Feldes“, dessen erster Pflüger er war, indes Abel dem Herrn „von den Erstlingen seiner Herde brachte. Kain ist das Symbol der ersten männlichen, Abel das der ersten weiblichen Menschheit, während Adam und Eva die Typen der dritten Rasse sind. Das ,,Morden“ ist Blutvergießen, aber nicht Lebennehmen.

[106] Genesis, VI.