Diese heiligen ,,Vier“ sind es, die im Linga Purâna allegorisiert und symbolisiert wurden, welches sagt, daß Vâmadeva (Shiva) als ein Kumâra in jedem Kalpa (in diesem Falle Rasse) als vier Jünglinge wiedergeboren wird - vier weiß, vier rot, vier gelb, und vier dunkel oder braun. Erinnern wir uns daran, daß Shiva vorzugsweise und hauptsächlich ein Asket ist, der Schutzherr aller Yogis und Adepten, und die Allegorie wird ganz verständlich werden. Es ist der Geist der göttlichen Weisheit und keuschen Askese selbst welcher sich in diesen Auserwählten inkarniert. Erst nachdem er verheiratet und von den Göttern von seinem schrecklichen asketischen Leben abgezogen wurde, wird Rudra zum Shiva, einem Gott - und zwar einem von nicht sehr tugendhaftem oder barmherzigen Typus - im indischen Pantheon. Höher als die Vier steht nur EINER auf Erden wie im Himmel - jenes noch mehr geheimnisvolle und einsame Wesen, das in Band I beschrieben ist.

Wir haben nun die Worte der ,,Söhne der Flamme“ und der ,,dunklen Weisheit“ zu untersuchen, sowie auch die für und wider der satanischen Anmaßung.

Solche abgebrochene Sätze, wie sie aus den Ziegelbruchstücken gemacht werden konnten, welche George Smith den ,,Fluch nach dem Fall“ [125] nennt, sind natürlich allegorisch; doch bestätigen sie das, was in unseren Büchern von der wahren Natur des Falles der Engel gelehrt wird. So heißt es: ,,Der Herr der Erde rief seinen Namen aus, der Vater Elu (Elohim),“ und sprach seinen ,,Fluch“, was ,,der Gott Hea hörte, und seine Leber wurde zornig, weil sein Mensch (der englische Mensch) seine Reinheit verdorben hatte“, wofür Hea den Wunsch ausspricht, daß „Weisheit und Erkenntnis ihn (den Menschen) feindlich schädigen mögen“. [126]

Der letztere Satz deutet auf den unmittelbaren Zusammenhang des chaldäischen mit dem genetischen Bericht. Während Hea versucht, die von dem Menschen durch seine neu errungene intellektuelle und bewußte Fähigkeit, seinerseits zu schaffen - wodurch er das Monopol der Schöpfung Gott (den Göttern) aus der Hand genommen hatte - gewonnene Weisheit und Erkenntnis hinfällig zu machen; thun die Elohim dasselbe im dritten Kapitel der Genesis Daher sendeten ihn die Elohim aus dem Paradiese.

Aber das nützte nichts. Denn der Geist der göttlichen Weisheit, welcher über und in dem Menschen ist - fürwahr die Schlange der Ewigkeit und aller Erkenntnis, jener mânasische Geist, welcher ihn das Geheimnis der ,,Schöpfung“ auf der kriyâshaktischen, und der Fortpflanzung auf der irdischen Ebene lernen ließ - führte ihn ebenso natürlich zur Entdeckung seines Weges zur Unsterblichkeit, ungeachtet der Eifersucht aller Götter.

Die frühen Atlanto-Lemurier werden beschuldigt, sich (den göttlichen Inkarnationen) Weiber einer niedrigeren Rasse, nämlich der Rasse der bis dahin gemütlosen Menschen genommen zu haben. Jede alte Schrift enthält dieselbe, mehr oder weniger entstellte Legende. Erstlich, der englische ,,Fall“, welcher die ,,Erstgeborenen“ Gottes in die Asuras verwandelt hat, oder in den Ahriman oder Typhon der ,,Heiden“ - d. i., wenn die im Buche Enoch, [127] und im Hermes, in den Purânen und der Bibel gegebenen Berichte wörtlich genommen werden - hat, wenn esoterisch gelesen, die folgende einfache Bedeutung:

Sätze wie: ,,In seinem (Satans) Ehrgeize erhebt er seine Hand gegen das Heiligtum des himmlischen Gottes“ u. s. w. sollten lauten: Angetrieben von dem Gesetze der ewigen Entwicklung und des Karina inkarnierte sich der Engel auf Erden im Menschen; und da seine Weisheit und Erkenntnis noch immer göttlich sind, obwohl sein Körper irdisch ist, so wird er (allegorisch) angeklagt, die Geheimnisse des Himmels zu enthüllen. Er verbindet und gebraucht die beiden zu Zwecken menschlicher, an Stelle von übermenschlicher Fortpflanzung. Hinfort ,,wird der Mensch zeugen, nicht schaffen.“ [128] Aber da er dabei seinen schwachen Körper als Mittel zur Fortpflanzung benützen muß, so wird jener Körper die Buße für diese vom Himmel auf die Erde herabgebrachte Weisheit zahlen; daher wird die Zerstörung der physischen Reinheit ein zeitweiliger Fluch werden.
Die mittelalterlichen Kabbalisten wußten dies wohl, nachdem einer von ihnen sich nicht fürchtete zu schreiben:
Die Kabbalah wurde zuerst von Gott selbst einer auserlesenen Gemeinschaft von Engeln gelehrt, welche eine theosophische Schule im Paradiese bildeten. Nach dem Falle teilten die Engel diese himmlische Lehre huldvollst dem ungehorsamen Kinde der Erde mit, um die Urmenschen mit den Mitteln für die Rückkehr zu ihrer ehemaligen Würde und Glückseligkeit zu versehen. [129]


[125] The Chaldean Account of Genesis, p. 81.

[126] Ebenda, p. 84, Zeilen 12, 14 und 15.

[127] Um nochmals auf diesen höchst wichtigen Gegenstand in der archaischen Kosmogonie zurückzukommen, so finden wir selbst in den nordischen Legenden, in den heiligen Rollen der Göttin Saga, daß Loki, der Blutsbruder des Odin - geradeso wie Typhon, Ahriman, und andere beziehungsweise Brüder von Osiris und Ormazd sind - erst später böse wird, da er sich zu lange mit der Menschheit abgegeben hatte. Wie alle anderen Feuer- oder Lichtgötter - Feuer brennt und zerstört ebenso wohl, als es wurmt und Leben giebt - wurde er schließlich in dem zerstörenden Sinne von ,,Feuer“ betrachtet. Der Name Loki, lernen wir aus Asgard and the Gods (p. 250), ist hergeleitet worden von dem alten Worte liuhan, ,,erleuchten“. Er hat daher denselben Ursprung, wie das lateinische lux, ,,Licht“; Daher ist Loki wesensgleich mit Lucifer oder Lichtbringer. Dieser Titel, der den Fürsten der Finsternis gegeben wird, ist sehr bedeutsam und ist in sich selbst eine Rechtfertigung gegen theologische Verleumdung. Aber Loki ist noch enger verwandt mit Prometheus, weil er an einem scharfen Felsen angekettet dargestellt wird, indes Lucifer, der auch mit Satan identificiert wird, unten in der Hölle angekettet wurde; ein Umstand jedoch, der keinen von ihnen daran verhinderte, mit aller Freiheit auf Erden zu handeln, wenn wir den theologischen Widersinn in seiner Vollständigkeit annehmen. Loki ist ein wohlthätiger, großmütiger und mächtiger Gott im Beginne der Zeit, und das Prinzip des Guten, und nicht des Bösen in der frühen skandinavischen Theogonie.

[128] Der einige Seiten weiter oben angezogene griechische Mythos, nämlich die Verstümmelung des Uranos durch seinen Sohn Kronos, ist eine Anspielung auf diesen ,,Diebstahl“ des göttlichen schöpferischen Feuers durch den Sohn von Erde und Himmel. Wenn Uranos, die Personifikation der himmlischen Kräfte, aufhören muß zu schaffen (er wird von Kronos [Chronos] dem Gotte in der Zeit, zeugungsunfähig gemacht), so ist es in der ägyptischen Kosmogonie Thot, der Gott der Weisheit, welcher diesen Kampf zwischen Horus und Set schlichtet, welch letzterer von dem ersteren ebenso behandelt wird, wie Uranos von Kronos. (Siehe Totenbuch, XVII, Kolonne 26). Im babylonischen Berichte ist es der Gott Zu, welcher, den ,,Vater der Götter“ des ,,umsimi“ beraubte - des idealen Schöpfungsorganes, nicht der ,,Krone“ (!) wie G. Smith glaubte (a. a. O., pp. 115, 116). Denn auf dem Bruchstücke K. 3454 (British Museum) ist es sehr klar gesagt, daß zu den ,,Ehrwürdigen des Himmels“ seiner Begierde beraubt hatte, ,,umsimi der Götter“ hinwegtrug, und dadurch ,,tereti (die Macht) aller Götter“ verbrannte, und so ,,die Gesamtheit des Samens aller Engel beherrschte.“ Da umsimi, „auf dem Sitze“ des Bel war, so konnte es schwerlich die, Krone“ sein. Eine vierte Leseart ist in der Bibel. Ham ist der chaldäische Zu, und beide werden wegen desselben allegorisch beschriebenen Verbrechens verflucht.

[129] Angeführt von Christian Ginsburg nach der Kabbalah.