Nach Pindar war dieser Kabis, dessen Name Adams war, [7] in den Überlieferungen von Lemnos das Vorbild des aus dem Schoße der Erde geborenen ursprünglichen Menschen. Er war der Urtypus der ersten Männlichen in der Reihe der Schöpfung, und war einer der sieben authochthonen Vorfahren oder Stammväter der Menschheit. [8] Wenn wir damit die Thatsache zusammenhalten, daß  Samothrake von den Phöniziern kolonisiert worden war, und vor ihnen von den geheimnisvollen Pelasgern, welche aus dem Osten kamen, und uns auch der Wesensgleichheit der „Mysterien“-Götter der Phönizier, Chaldäer und Isrealiten erinnern, so wird es leicht sein, zu entdecken, woher auch der verworrene Bericht über die Noachidische Flut kam. Es ist in jüngster Zeit unleugbar geworden, daß die Juden, welche ihre ursprünglichen Ideen über die Schöpfung von Moses erhielten, welcher sie von den Ägyptern hatte, ihre Genesis und ihre ersten kosmogonischen Traditionen, als sie von Ezra und anderen umschrieben wurden, aus dem chaldäisch-akkadischen Bericht zusammengetragen haben. Es ist daher genügend, die babylonischen und assyrischen keilschriftlichen und anderen Inschriften zu untersuchen, um auch darin hier und da zerstreut nicht nur die ursprüngliche Bedeutung des Namens Adam, Admi oder Adami zu finden, sondern auch die Erschaffung der sieben Adams oder Wurzeln der Menschen, physisch geboren von der Mutter Erde, und geistig oder astral von dem göttlichen Feuer der Vorfahren. Von den Assyriologen, die mit den esoterischen Lehren unbekannt sind, könnte schwerlich erwartet werden, daß sie der geheimnisvollen und immer wiederkehrenden Zahl sieben auf den babylonischen Zylindern irgend größere Aufmerksamkeit schenken, als sie ihr schenken, wenn sie dieselbe in der Genesis und in der übrigen Bibel finden. Jedoch, die Zahlen der Ahnengeister und ihrer sieben Gruppen menschlicher Nachkommenschaft stehen auf den Zylindern, trotz des zertrümmerten Zustandes der Bruchstücke, und sind da ebenso deutlich zu finden wie im Pymander und im Buche des verborgenen Geheimnisses der Kabbalah. In dem letzteren ist Adam Kadmon der sephirothische Baum, sowie auch der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“. Und dieser Baum, sagt Vers 32, „hat rund um sich sieben Säulen“ oder Paläste der sieben schöpferischen Engel, welche in den Sphären der sieben Planeten auf unserer Kugel wirken. Wie Adam Kadmon ein kollektiver Name ist, so ist es auch der Name des Menschen Adam. George Smith sagt in seinem Chaldäischen Schöpfungsbericht:

Das Wort Adams, welches in diesen Legendes für das erste menschliche Wesen angewendet wird, ist offenbar kein Eigenname, sondern wird bloß gebraucht als eine Bezeichnung für Menschheit. Adam erscheint als ein Eigenname in der Genesis, aber ist sicherlich an einigen Stellen bloß in demselben Sinne angewendet wie das assyrische Wort. [9]


[7] Philosophoumena, v. 7; Millers Ausgabe, p. 98.

[8] Ebenda, p. 108.

[9] P. 86.