Dorthin (in den Vara) sollst du bringen die Samen von Männern und Weibern der größten, besten und schönsten Arten auf dieser Erde; dorthin sollst du bringen die Samen einer jeden Art von Vieh, u. s. w. . . .  . Alle jene Samen sollst du bringen, zwei von jeder Art, damit sie dort unerschöpflich erhalten bleiben, so lange als jene Menschen in dem Vara verweilen werden. [139]
Jene „Menschen“ in dem „Vara“ sind die ,,Vorfahren“, die himmlischen Menschen oder Dhyânîs, die zukünftigen Egos, welche beauftragt sind, die Menschheit zu beseelen. Denn der Vara, oder die Arche oder wiederum der Träger bedeuten einfach den Menschen. [140]
Du sollst den Vara versiegeln (nachdem du ihn mit den Samen gefüllt hast), und du sollst eine Thür machen, und ein Fenster, welches von selbst scheint im Innern (was die Seele ist). [141]
Und wenn Yima den Ahura Mazda fragt. wie er die Anfertigung jenes Vara bewerkstelligen solle, wird ihm geantwortet
Zermalme die Erde . . . . und knete sie mit deinen Händen, wie es der Töpfer thut, wenn er die Thonerde knetet. [142]

Der ägyptische widderköpfige Gott macht den Menschen aus Thon auf einer Töpferscheibe und ebenso bilden ihn die Elohim in der Genesis aus demselben Stoffe.
Wenn der ,,Schöpfer der materiellen Welt‘ Ahura Mazda ferner gefragt, wird, was ,,dem Vara, welchen Yima machte,“ Licht geben solle, antwortet er:

Es giebt ungeschaffene Lichter und geschaffene Lichter. Dort (in Alryana Vaêjô, wo der Vara gebaut wird), sieht man die Sterne, den Mond, und die Sonne nur einmal (im Jahre) auf- und untergehen, und ein Jahr erscheint Hofs als ein Tag (und Nacht). [143]

Dies ist eine klare Bezugnahme auf das ,,Land der Götter“ oder die (jetzigen) Polarregionen. Obendrein ist ein anderer Wink in diesem Verse enthalten, eine deutliche Anspielung auf die ,,ungeschaffenen Lichter“, welche den Menschen im Innern erleuchten - auf seine ,,Prinzipien“. Im anderen Falle könnte kein Sinn oder Vernunft in der Antwort Ahura Mazdas gefunden werden, der sofort die Worte folgen:

Jedes vierzigste Jahr werden zu jedem Paare (Hermaphroditen) zwei geboren, ein Mann und ein Weib. [144]

Das letztere ist ein deutlicher Wiederhall der Geheimlehre , welche in einer Strophe sagt:

Am Ende von je vierzig (jährlichen) Sonnen, am Ende eines jeden vierzigsten Tages, wird das doppelte vier, männlich und weiblich in einem, in dem ersten und zweiten und dritten . . . .

Dies ist klar, nachdem eine jede ,,Sonne“ ein ganzes Jahr bedeutete, indem das letztere damals aus einem Tage bestand, so wie es in dem Kreise des Pols jetzt aus sechs Monaten besteht. Nach der alten Leine ändert die Erdachse allmählich ihre Neigung gegen die Ekliptik, und zu der erwähnten Periode war diese Neigung so groß, daß ein Polartag die ganze Periode des Umlaufs der Erde um die Sonne hindurch dauerte, wo eine Art von Zwielicht von sehr kurzer Dauer dazwischen trat; worauf das Polarland seine Lage unmittelbar unter den Sonnenstrahlen wieder einnahm. Dies mag der Astronomie, wie sie jetzt gelehrt und verstanden wird, entgegengesetzt sein; aber wer kann sagen, daß Veränderungen in der Bewegung der Erde, welche jetzt nicht stattfinden, auch vor Millionen vor Jahren nicht stattgefunden haben?

Wenn wir nochmals zu der Behauptung zurückkehren, daß Vara den Menschen der vierten Rasse bedeutete, so wie auch die Erde jener Tage, den Mond, und selbst Noahs Arche, wenn man es so haben will - so ist dies wiederum in dem Zwiegespräche zwischen Ahura Mazda und Zarathushtra gezeigt. So wenn der letztere fragt:

O Schöpfer der materiellen Welt, du Heiliger! Wer war es, welcher das Gesetz des Mazda in den Vara brachte, weichen Yima machte?
Ahura Mazda antwortete: „Es war der Vogel Karshipta, o heiliger Zarathushtra!“ [145]

Und die Anmerkung erklärt:

Der Vogel Karshipta wohnt in den Himmeln: würde er auf Erden leben, so wäre er der König der Vögel. Er brachte das Gesetz in den Var des Yima und recitiert den Avesta in der Sprache der Vögel. [146]

Dies ist wiederum eine Allegorie und ein Symbol, daß nur von den Orientalisten mißverstanden wird, welche in diesem Vogel ,,eine Inkarnation ,des Blitzes“ sehen, und sagen, daß sein Gesang ,,oft für die Äußerung eines Gottes und für eine Offenbarung gehalten wurde“, und was nicht noch. Karshipta ist die menschliche Gemütsseele, und die Gottheit derselben, die im alten Magiertum durch einen Vogel symbolisiert wurde, sowie sie die Griechen durch einen Schmetterling symbolisierten. Sobald Karshipta in den Vara oder Menschen eingetreten war, verstand er das Gesetz des Mazda, oder der göttlichen Weisheit. In dem ,,Buch der verborgenen Weisheit“ heißt es von dem Baume, welcher der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen ist:

In seinen Zweigen wohnen die Vögel und bauen ihre Nester (haben die Seelen und die Engel ihre Stätte). [147]

Daher war er für die Kabbalisten ein ähnliches Symbol. ,,Vogel“ war ein chaldäisches, und wurde ein hebräisches Synonym und Symbol für Engel, eine Seele, einen Geist, oder Deva; und des ,,Vogels Nest“ war für beide der Himmel, und ist Gottes Schoß im Zohar. Der vollkommene Messias tritt in Eden ein ,,an jenem Platz, welcher des Vogels Nest genannt wird.“ [148]

,,Wie ein Vogel, welcher von seinem Nest fliegt,“ und das ist die Seele, von welcher die She‘khin-ah (göttliche Weisheit oder Gnade) sich nicht wegbewegt. [149]


[139] ,,The Sacred Books of the East,“ vol. IV; The Vendîdâd, J. Darmesteter; Fargard II. vv, 27 (70) und 28 (74).

[140] Dies ist die Bedeutung, wenn die Allegorie und das Symbol aufgeschlossen und mit Hilfe des menschlichen Schlüssels, oder des Schlüssels zur irdischen Anthroposophie gelesen werden. Diese Auslegung der „Archen“ wiederstreitet nicht im mindesten ihrem astronomischen und selbst theogonischen Schlüssel; noch mit irgend einer der anderen sechs Bedeutungen. Auch erscheint sie nicht weniger wissenschaftlich als die modernen Theorien über den Ursprung des Menschen. Wie gesagt, sie hat sieben Schlüssel, so wie das übrige.

[141] Ebenda, v. 30 (87).

[142] Ebenda, v. 31 (93).

[143] Ebenda, v. 40 (131).

[144] Siehe auch Bund., XV.

[145] Ebenda, 42 (137)

[146] Bund, XIX und XXIV.

[147] S. L. MacGrogor Mathers, Kabbalah Unveiled, p. 104.

[148] Zohar, II. 8 b.

[149] Zohar, III. 278a; Myer‘s Qabbalah, p. 217.