2. DIE ERDE SPRACH: „HERR DES STRAHLENDEN ANGESICHTES [13] , MEIN HAUS IST LEER . . . . .  SENDE DEINE SÖHNE, DIESES RAD [14] ZU BEVÖLKERN. DU SANDEST DEINE SIEBEN SÖHE DEM HERRN DER WEISHEIT. (a) ER SIEHT DICH SIEBENMAL NÄHER BEI SICH, SIEBENMAL MEHR FÜHLT ER DICH . (b) DU HAST DEINEN DIENERN , DEN KLEINEN RINGEN, VERBOTEN, DEIN LICHT UND DEINE WÄRME AUFZUFANGEN, DEINE GROSSEN GÜTE AUF IHREM WEG AUFZUHALTEN. SENDE DIESELBE JETZT DEINER DIENERIN !“

(a) Der „Herr der Weisheit“ ist Merkur, oder Budha.

(b) Der moderne Kommentar erklärt die Worte als eine Bezugnahme auf die wohlbekannte Thatsache, daß Merkur siebenmal mehr Licht und Wärme von der Sonne erhält, als die Erde, oder selbst die schöne Venus, welche nur das Doppelte von dem Betrage erhält, der auf unsere unbedeutende Kugel fällt. Ob die Thatsache im Altertum bekannt war, möge aus dem Gebete des „Erdgeistes“ an die Sonne geschlossen werden, wie es im Texte gegeben ist. [15] Die Sonne jedoch weigert sich, die Kugel zu bevölkern, da sie noch nicht bereit ist, Leben zu empfangen.

Merkur als ein astrologischer Planet, ist noch occulter und geheimnisvoller als Venus. Er ist wesensgleich mit dem altpersischen Mithra, dem Genius oder Gott, „gestellt zwischen die Sonne und den Mond, der beständige Begleiter der ‚Sonne’ der Weisheit.“ Pausanias (Buch V) zeigt, daß er einen Altar mit Jupiter gemeinschaftlich hat. Er hatte Schwingen, um auszudrücken, daß er die Sonne auf ihrem Laufe begleitet; und er wurde genannt der Bote und Sonnenwolf, „solaris luminis particeps“. Er war der Führer und Aufrufer der Seelen, der große Magier und Hierophant. Virgil zeichnet ihn, wie er seinen Stab nimmt, um aus dem Orkus die darein versenkten Seelen hervorzubeschwören - tum virgam capit, hac animas ille evocat Orco. [16] Er ist der goldfarbige Merkur, der [korrekter Abdruck siehe Buch], den zu nennen die Hierophanten verboten. Er ist in der griechischen Mythologie durch einen der „Hunde“ (Wachsamkeit) symbolisiert, welche durch himmlische Heerde (occulte Weisheit) bewachen, oder Hermes Anubis oder wiederum Agathodaemon. Er ist der Argus, welcher die Erde bewachte, der von letzterer fälschlich für die Sonne selbst gehalten wird. Durch die Vermittlung des Merkur betete der Kaiser Julian jede Nacht zur Sonne; denn, wie Vossius sagt:

Alle Theologen behaupten, daß Merkur und die Sonne eins sind. . . . Er war der beredteste und weiseste aller Götter, was nicht zu verwundern ist, da Merkur in so naher Nachbarschaft sich befindet zur Weisheit und zum Worte Gottes (der Sonne), daß er mit beiden vermengt wurde. [17]

Vossius spricht hier eine größere occulte Wahrheit aus, als er ahnte. Der Hermes der Griechen ist eng verwandt mit der indischen Saramâ und dem Sârameya, dem göttlichen Wächter, „welcher die goldene Herde der Sterne und Sonnenstrahlen bewacht.“

In den klareren Worten des Kommentars:

Die Kugel, vorwärtsgetrieben von dem Geiste der Erde und seinen sechs Gehilfen, erhält alle ihre Lebenskräfte, Leben und Macht durch die Vermittlung der sieben planetarischen Dhyânis von dem Geiste der Sonne. Sie sind seine Boten von Licht und Leben.
Gleichwie eine jede der sieben Regionen der Erde, ein jede von den sieben [18] Erstgeborenen (den ursprünglichen Menschgruppen) ihr Licht und Leben von ihrem besonderen Dhyâni - im geistigen, und von dem Palaste (Hause, dem Planeten) dieses Dhyâni - im körperlichen erhält; so ist es mit den sieben großen Rassen, die darauf geboren werden sollen. Die erste ist geboren unter der Sonne, die zweite unter Brihaspati (Jupiter); die dritte unter Lohitânga (Mars, dem „feuerleibigen“, und auch unter Venus oder Shukra); die vierte unter Soma (dem Monde, auch unserer Kugel, indem die vierte Sphäre unter und von dem Monde geboren ist) und Shani, Saturn [19] , dem Krûralochana (übelaugigen), und dem Asita (dunklen); die fünfte unter Budha (Merkur).
So ist es auch mit dem Menschen und mit jedem „Menschen“ (jedem Prinzipe) im Menschen. Jeder erlangt seine besondere Eigenschaft von seinem Hauptplaneten (dem Planetengeiste), daher ist jeder Mensch eine Siebenheit (oder eine Verbindung von Prinzipien, von denen ein jedes seinen Ursprung in einer Eigenschaft dieses besonderen Dhyâni hat.) Jede thätige Macht oder Kraft der Erde kommt zu ihr von einem der sieben Herren. Licht kommt durch Shukra (Venus), welcher eine dreifache Zufuhr empfängt, und ein Drittel davon an die Erde abgiebt. Daher heißen die beiden „Zwillingsschwestern“, aber der Geist der Erde ist dienstbar dem „Herrn“ des Shukra. Unsere weisen Menschen repräsentieren die zwei Globen, die eine oben, die andere unter dem doppelten Zeichen (dem ursprünglichen Svastika beraubt seiner vier Arme, oder dem Kreuz,
[korrekter Abdruck siehe Buch]. [20]


[13] Die Sonne.

[14] Erde.

[15] Kopernikus schrieb seine Theorieen über den „Umlauf der Himmelskörper“ im 16. Jahrhundert, und der Zohar, wenn auch erst von Moses de Leon im 13. Jahrhundert kompiliert, stellt fest:

„Im buche des Hammannunah, des alten (oder des altehrwürdigen), lernen wir . . . daß die Erde sich um sich selbst in Form einer Kugel dreht; daß einige zu oberst sind, andere unten, daß . . . . es einzelne Länder der Erde giebt, welche beleuchtet sind, während andere in Dunkelheit sind; diese haben den Tag, während es für die ersteren Nacht ist; und es giebt Länder, in denen es beständig Tag ist, oder welchen zumindesten die Nacht nur wenige Augenblicke dauert.“ Zohar, III, fol. 10 a, citiert in Myer´s Qabbalah, p. 139.

[16] Siehe auch 19. Fargard des Vendîdâd über diese himmlische Miliz.

[17] Idolat., II. 373.

[18] Die Wissenschaft lehr, daß die Venus von der sonne zweimal so viel Licht und Wärme erhält, als die Erde. So heißt es, daß dieser Planet der Vorläufer der Morgendämmerung und des Zwielichtes, der strahlendste von allen Planeten, der Erde ein Drittel von dem Vorrate giebt, den er empfängt, und zwei Teile für sich selbst zurückbehalten hat. Dies hat eine occulte sowohl, wie eine astronomische Bedeutung.

[19] „Wie es oben ist, so ist es untern“, ist der Hauptgrundsatz occulter Philosophie. Da der Logos siebenfältig ist, d. i. durch den ganzen Kosmos als sieben Logoi unter sieben verschiedenen Formen erscheint, oder, wie von gelehrten Brâhmanen verkündet wird: „jeder von diesen die Mittelfigur von einem der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion ist“; und da die sieben Prinzipien, welche den sieben verschiedenen Zuständen von Prajnâ oder Bewußtsein entsprechen, mit den sieben Zuständen der Materie und mit den sieben Formen der Kraft zusammenhängen, so muß die Einteilung die gleiche sein in allem, was die Erde betrifft.

[20] Venus ist also [Symbolabbildung, siehe Buch], die Erde [Symbolabbildung, siehe Buch]