Aus diesem Teile, welcher zuerst die Gesamtheit und später den hinteren Teil vorderen ersten Gehirnbläschens bildet, werden die Augenbläschen in der frühesten Periode entwickelt, und im Zusammenhange mit dem vorderen Teile werden Gehirnhemisphären und die sie ergänzenden Teile gebildet. Der Sehhügel auf jeder Seite ist gebildet durch die seitliche Verdickung der Markwand, während der Zwischenraum zwischen beiden Sehhügeln nach abwärts gegen die Basis hin absteigend die Höhlung des dritten Ventrikels mit seiner Verlängerung nach dem Infundibulum hin bildet. Die raue Kommissur erstreckt sich nachher quer durch die Ventrikelhöhlung . . . . . Der hintere Teil des Daches wird durch einen besonderen Prozeß, der später betrachtet werden soll, zur Zirbeldrüse entwickelt, welche auf jeder Seite durch ihre Pedunculi mit den Sehhügeln vereinigt bleibt, und hinter diesen wird ein transversales Band als hintere Kommissur gebildet.

Die Lamina terminalis (Lamina cinerea) fährt fort, den dritten Ventrikel nach vorn abzuschließen, darunter bildet die optische Kommissur den Boden des Ventrikels, und weiter hinten steigt das Infundibulum hinab, um im Türkensattel mit dem Gewebe, welches an den hinteren Lappen des Gehirnanhangs anschliefst, vereinigt zu werden.

Die zwei Sehhügel, die aus dem hinteren und äußeren Teil des vorderen Bläschens gebildet sind, bestehen zuerst aus einem einzigen hohlen Sack von Nervenmaterie, dessen Höhlung an jeder Seite nach vorn mit jener der beginnenden Gehirnhemisphären kommuniciert, und nach hinten mit jener des mittleren Hirnbläschens (der corpora quadrigemina).

Bald jedoch verdichten sich die Sehhügel durch vermehrte Ablagerung, welche in ihrem Innern hinten, unten, und an den Seiten stattfindet, und gleichzeitig erscheint eine Kluft oder Spalte oben zwischen ihnen und dringt nach abwärts zu der inneren Höhlung durch, welche am hinteren Teil gegenüber dem Eingang der Sylvischen Wasserleitung offen bleibt. Diese Kluft oder Spalte ist der dritte Ventrikel. Hinten bleiben die zwei Sehhügel durch die hintere Kommissur vereinigt, welche ungefähr am Ende des dritten Monates unterscheidbar wird, und auch durch die Stiele der Zirbeldrüse.

In einer frühen Periode können die Sehwege als hohle Verlängerungen ans dem äußeren Teile der Wand der einstweilen noch blasenartigen Sehhügel betrachtet werden. Im vierten Monat sind diese Wege deutlich gebildet. In der Folge sind sie nach rückwärts bis zum Zusammenhang mit den Vierhügeln verlängert.

Die Entstehung der Zirbeldrüse und des Gehirnanhanges bietet einige der interessantesten Erscheinungen dar, die mit der Entwicklung des Thalamencephalon in Zusammenhang stehen. [156]

Das obige ist besonders interessant, wenn man sich daran erinnert, daß, wenn nicht die Entwicklung des hinteren Teiles der Gehirnhemisphären wäre, die Zirbeldrüse nach Entfernung der Scheitelbeine vollkommen sichtbar sein würde. Es ist auch sehr interessant, den unverkennbaren Zusammenhang zu bemerken, welcher zwischen dem ursprünglich hohlen Sehweg und den Augen vorne, und der Zirbeldrüse und ihren Stielen hinten und zwischen allen diesen und den Sehhügeln verfolgt werden kann. Somit haben die neuen Entdeckungen in Zusammenhang mit dem Dritten Auge der Hatteria punctata eine sehr wichtige Bedeutung für die Geschichte der Entwicklung der menschlichen Sinne und für die occulten Behauptungen im Texte.

Es ist wohl bekannt, daß Descartes in der Zirbeldrüse den Sitz der Seele sah, obwohl dies jetzt von jenen, welche an das Dasein eines unsterblichen Prinzips im Menschen zu glauben aufgehört haben, als eine Einbildung betrachtet wird.
Obwohl die Seele mit jedem Teile des Körpers vereinigt ist, sagte er, so giebt es doch einen speziellen Teil des letzteren, in welchem die Seele ihre Funktionen spezieller als in irgend einem anderen ausübt. Und da weder das Herz, noch selbst das Gehirn jene ,,spezielle“ Ortlichkeit sein könne, schloß er, daß es jene kleine Drüse sei, welche mit dem Gehirne verbunden sei, und doch eine von demselben unabhängige Thätigkeit habe, da sie leicht ,,von den animalischen Geistern [157] , welche die Schädelhöhlen in jedem Sinne durchkreuzen“, in eine Art von schwingender Bewegung versetzt werden könne.
So unwissenschaftlich dies in unserer Zeit der exakten Gelehrsamkeit erscheinen möge, so war Descartes doch der occulten Wahrheit viel näher als irgend ein Haeckel. Denn die Zirbeldrüse ist, wie gezeigt, viel enger mit Seele und Geist verknüpft, als mit den physiologischen Sinnen des Menschen. Hätten die tonangebenden Gelehrten einen Schimmer von den wirklichen Vorgängen, die von dem evolutionellen Antriebe verwendet werden, und von dem gewundenen cyklischen Verlauf dieses großen Gesetzes, so würden sie wissen, anstatt zu vermuten, und sie würden sich in Betreif der zukünftigen physischen Umformungen, welche das Menschengeschlecht erwarten, durch die Kenntnis seiner vergangenen Formen im klaren sein. Dann würden sie die Falschheit und Unsinnigkeit ihrer modernen ,,blinde Kraft-“ und ,,mechanischen“ Naturvorgänge einsehen; und infolge einer solchen Erkenntnis würden sie verstehen, daß die genannte, Zirbeldrüse z. B. in diesem Stadium unseres Cyklus für physischen Gebraucht nicht anders als unbrauchbar werden konnte. Wenn das überzählige ,,Auge“ jetzt im Menschen verkümmert ist, so ist dies ein Beweis dafür, daß es, ebenso wie im niederen Tiere einstmals thätig gewesen ist, denn die Natur erschafft niemals die kleinste, die unbedeutendste Form ohne irgend einen bestimmten Zweck und zu irgend einem Gebrauch. Es war ein thätiges Organ, sagen wir, in jenem Zustande der Entwicklung, als das geistige Element im Menschen die Oberherrschaft über die kaum im Entstehen begriffenen intellektuellen und psychischen Elemente inne hatte. Und als der Cyklus abwärts auf jenen Punkt zu verlief, wo die physiologischen Sinne durch das Wachstum und die Verfestigung des physischen Menschen - die unermeßlichen und verwickelten Veränderungen und Drangsale der zoolo­gischen Entwicklung - entwickelt wurden und mit ihnen gleichen Schritt hielten, da verkümmerte dieses mittlere ,,Auge“ zum Schlusse zugleich mit den frühen geistigen und rein psychischen Merkmalen des Menschen. Das Auge ist der Spiegel und auch das Fenster der Seele, sagt die volkstümliche Weisheit, [158] und Vox populi, vox Dei.


[156] a. a. O., II. 830, 831, 9. Aufl.; „The Thalamencephalon an Inter-brain.“

[157] Dem ,,Nervenether“ des Dr. H. W. Richardson, F. R. S.; der Nervenaura des Occultismus. Die ,,animalischen Geister“ (?) sind gleichbedeutend mit den Strömungen des nervenaurischen zusammengesetzten Kreislaufes.

[158] Erinnern wir uns daran, daß die erste Rasse in der occulten Wissenschaft als innen geistig und außen ätherisch dargestellt wird; die zweite als mental psycho-spirituell, und körperlich ätherisch-physisch; die dritte bei ihrem Anfange noch des Intellekts entbehrend, ist ihrem Körper nach astro-physisch, und lebt ein inneres Leben, in dem das psycho-spirituelle Element auf keine Weise noch durch die kaum im Entstehen begriffenen physiologischen Sinne gestört ist. Seine beiden Stirnaugen - blicken vor sich hin, ohne, sei es die Vergangenheit, sei es die Zukunft zu sehen. Aber das dritte Auge „umfasst die Ewigkeit“.