DIE URSPRÜNGLICHEN MANUS DER MENSCHHEIT. Jene, welche in Kenntnis davon sind, daß die ,,große Flut“. welche mit dem Versinken eines ganzen Kontinentes (ausgenommen nur einige Inseln) in Zusammenhang stand, nicht so weit zurück wie vor 18000000 Jahren stattgefunden haben kann, und daß Vaivasvata Manu der indische Noah ist in Zusammenhang mit dem Matsya oder Fisch Avatâra des Vishnu, können sich in Verwirrung fühlen über den scheinbaren Widerspruch zwischen den angeführten Thatsachen und der früher gegebenen Chronologie. Aber ein solcher Widerspruch besteht in Wirklichkeit nicht. Der Leser wird ersucht, sich an The Theosophist vom Juli 1883 zu wenden, denn durch das Studium des dortigen Aufsatzes über „das siebenfältige Prinzip in der Esoterik“ kann die ganze Frage ihm klar werden. In der dort gegebenen Erklärung unterscheiden sich, wie ich glaube, die Occultisten von den Brâhmanen. Zum besten jener jedoch, welche den Theosophist von jenem Datum nicht zur Hand haben, mögen nun ein oder zwei Stellen daraus angeführt werden: Wer war Manu, der Sohn des Svâyambhuva? Die Geheimlehre sagt uns, daß dieser Manu kein Mensch war, sondern die Darstellung der ersten Menschenrassen, die mit Hilfe der Dhyân Chohans (Devas) am Beginne der ersten Runde evolviert wurden. Aber es wird uns in seinen Gesetzen (I. 80) gesagt, daß es vierzehn Manus giebt für jeden Kalpa oder ,,Zwischenzeit von Schöpfung zu Schöpfung“ - lies viel mehr Zwischenzeit von einem kleineren Pralaya zum anderen [166] - und daß „in dem gegenwärtigen göttlichen Zeitalter bis jetzt sieben Manus gewesen sind.“ Jene, welche wissen, daß es sieben Runden giebt, von denen wir drei durchlaufen haben, und jetzt in der vierten sind; und denen gelehrt wurde, daß es sieben Dämmerungen und sieben Zwielichte, oder vierzehn Manvantaras giebt: daß es am Beginne einer jeden Runde und am Ende, und auf und zwischen den Planeten (Globen) ein „Erwachen zum trügerischen Leben,“ und ein ,,Erwachen zum wirklichen Leben“ giebt; und daß es ferner Wurzelmanus giebt, und was wir unbeholfen mit Samenmanus übersetzen müssen - die Samen für die menschlichen Rassen der bevorstehenden Runde (oder die Shishtas - die überlebenden Tauglichsten; [167] ein Geheimnis, das nur jenen enthüllt ist. welche ihren dritten Grad in der Initiation erlangt haben) jene, die all dies gelernt haben. werden besser vorbereitet sein, die Bedeutung des folgenden zu verstehen. In den indischen heiligen Schriften wird uns gesagt, daß ,,der erste Manu sechs andere Manus hervorbrachte (sieben ursprüngliche Manus in Summe), und diese brachten ihrerseits ein jeder sieben andere Manus hervor.“ [168] (Bhrigu, I. 61-63) - die Hervorbringung der letzteren steht in den occulten Abhandlungen als 7><7. Somit wird es klar, daß Manu - der letzte, der Vorfahr unserer Menschheit der vierten Runde - der siebente sein muß, nachdem wir in unserer vierten Runde sind [169] und es einen Wurzelmanu auf Kugel A und einen Samenmanu auf Kugel G giebt. So wie jede planetarische Runde mit der Erscheinung eines Wurzelmanu (Dhyân Chohan) beginnt und mit. einem Samenmanu schließt, so erscheinen ein Wurzel- und ein Samenmanu beziehungsweise am Beginne und am Schlusse der menschlichen Periode irgend eines besonderen Planeten (Kugel). [170] Man wird leicht aus der vorhergehenden Behauptung sehen, daß eine manvantarische Periode (Manu- antara), wie der Ausdruck es in sich schließt, die Zeit zwischen dem Auftreten von zwei Manus oder Dhyân Chohans bedeutet; und daher ist ein kleineres Manvantara die Dauer der sieben Rassen auf irgend einem besonderen Planeten (Kugel), und ein größeres Manvantara ist die Periode einer menschlichen Runde entlang der Planetenkette. Obendrein, da gesagt wird, daß jeder von den sieben Manns 7><7 Manus schafft, und daß es 49 Wurzelrassen auf den sieben Planeten (Kugeln) während einer jeden Runde giebt, hat also jede Wurzelrasse ihren Manu. Der gegenwärtige siebente Mann wird ,,Vaivasvata“ genannt und steht in den exoterischen Texten für jenen Manu, welcher in Indien den babylonischen Xisuthrus und den jüdischen Noah repräsentiert. [166] Pralaya - ein bereits erklärtes Wort - ist nicht ein Ausdruck, der sich nur auf jede ,,Nacht des Brahmâ‘‘ bezieht, oder auf die Auflösung der Welt, welche einem Juden Manvantara gleich 71 Mahâyugas folgt. Er bezieht sich auch ebenso wohl auf jede ,,Verdunklung‘‘, und selbst auf jede Umwälzung, welche, abwechselnd durch Feuer oder durch Wasser, einer jeden Wurzelrasse ein Ende setzt. Pralaya ist ein :allgemeiner Ausdruck gleich dem Worte ,,Manu“, dem Gattungsnamen für die Shishtas, welche, unter der Benennung von ,,Königen‘‘, wie es in den Purânen heißt, aufbewahrt werden ,,mit dem Samen aller Dinge, in einer Arche, vor den Wassern jener Überschwemmung [oder den Feuern eines allgemeinen vulkanischen Brandes, dessen Beginn für unsere fünfte Rasse wir bereits in den schrecklichen Erdbeben und Eruptionen dieser letzten Jahre, und insbesondere des gegenwärtigen Jahres (1888) sehen], welche zur Zeit eines Pralaya sich über die Welt [die Erde] ausbreitet.“ (Vishnu Purâna, Wilson‘s Übers., I. LXXXI.) Zeit ist nur eine Form des Vishnu - fürwahr, wie Parâshara im Vishnu Purâna sagt. In den indischen Yugas und Kalpas haben wir die arithmetisch fallende Reihe 4, 3, 2, mit Nullen, multipliciert, wenn es die Gelegenheit erfordert, zu esoterischen Zwecken, aber nicht wie Wilson und andere Orientalisten dachten, zu „sektiererischen Verschönerungen“. Ein Kalpa kann ein Zeitalter oder ein Tag des Brahmâ sein oder ein siderischer, astronomischer oder irdischer Kalpa. Diese Berechnungen finden in allen Purânen, aber einige sind verschieden - wie z. B. das ,,Jahr der sieben Rishis“, 3030 Jahre der Sterblichen, und das ,,Jahr des Dhruva“, 9090, im Linga Purâna, welche wieder esoterisch sind und thatsächliche (und geheime) Chronologie wirklich repräsentieren. Wie im Brahma Vaivarta gesagt ist: ,,Die Chronologen berechnen einen Kalpa durch das Leben des Brahmâ. Kleinere Kalpas, wie Samvarta und die übrigen, sind zahlreich.“ ,,Kleinere Kalpas“ bedeuten hier jede Periode der Zerstörung, wie von Wilson selbst richtig verstanden wurde, welcher die letzteren erklärt als ,,jene, in denen der Samvarta Wind oder andere zerstörende Kräfte wirken.“ (Ebenda, p. 54.) [167] Eine Intuition und eine Ahnung der Shishtas findet sich in Herrn Sinuett‘s Esoteric Buddhism. Siehe die ,,Annotations“ — die ,,Noah‘s Archen-Theorie“ pp. 146, 147, 5. Aufl. [168] Die Thatsache, daß Manu selbst die Erklärung in den Mund gelegt ist, daß er von Virâj geschaffen wurde, und daß er sodann die zehn Prajâpatis hervorbrachte, welche wiederum sieben Manus hervorbrachten, welche ihrerseits wiederum sieben anderen Manus das Dasein gaben, (Manu, I. 33-36) bezieht auf andere noch frühere Geheimnisse, und ist gleichzeitig eine ,,Blende“ mit Bezug auf die Lehre von der siebenfaltigen Kette, und der gleichzeitigen Entwicklung von sieben Menschheiten oder Menschen. Das vorliegende Werk ist jedoch nach den Aufzeichnungen der cishimâlayischen geheimen Lehren geschrieben, und die brâhmanische esoterische Philosophie mag jetzt der Form nach davon verschieden sein, so wie es die Kabbalah ist. Aber sie waren identisch in grauen Altertum. [169] Es giebt dafür noch einen anderen esoterischen Grund als diesen. Ein Vaivasvata ist der siebente Manu, weil diese unsere Runde, obwohl die vierte, im praeseptenaren Manvantara ist, und die Runde selbst in ihrem siebenten Zustande der Materialität oder Physikalität. Der Schluß ihres mittleren Rassenpunktes trat während der vierten Wurzelrasse ein, als der Mensch und die ganze Natur ihren niedersten Zustand groben Stoffes erreichte. Seit jener Zeit, d. i. seit dem Ende der dreiundeinhalb Rassen traten die Menschheit und die Natur in den aufsteigenden Bogen ihres Rassencyklus ein. [170] Das Intervall, welches einem jeden Yuga vorangeht, wird eine Sandhyâ genannt, und besteht aus ebenso vielen Jahrhunderten, als in dem Yuga Jahrtausende sind, und jenes, welches dem letzteren folgt, wird Sandhyâmsha genannt, und ist von ähnlicher Dauer, wie uns im Vishnu Purâna gesagt wird. Die Zwischenzeit zwischen der Sandhyâ und dem Sandhyâmsha ist das Yuga mit Namen Krita, Tretâ, u. s. w. Die (vier) Krita, Tretâ, Dvâpara, und Kali bilden ein großes Zeitalter, oder eine Zusammenfassung von vier Zeitaltern: ein Tausend solcher Zusammenfassungen sind ein Tag des Brahmâ; und vierzehn Manus regieren während dieses Zeitabschnittes“ (a. a. O., ebenda, p. 49). Wenn wir dies nun buchstäblich zu nehmen hätten, dann würde bloß ein einziger Mann für je 4 320 000 000 Jahre sein. Da uns gelehrt wird, daß die zwei niederen Reiche zu ihrer Entwicklung 300 Millionen Jahre brauchten, und daß unsere Menschheit gerade ungefähr 18 Millionen Jahre alt ist - wo waren die anderen Manus, von denen gesprochen ist, wenn nicht die Allegorie das bedeutet, was die esoterische Lehre lehrt, daß nämlich die 14 ein jeder mit 49 multipliciert sind? |