Hier wird auch Bezug genommen auf die göttlichen Dynastien, welche nach der Behauptung der Ägypter, Chaldäer, Griechen, u. s. w., ihren menschlichen Königen vorangegangen sind. Die modernen Inder glauben noch an sie, und sie werden in ihren heiligen Büchern aufgezählt. Von diesen werden wir jedoch an entsprechender Stelle handeln. Was zu zeigen übrig bleibt, ist, daß unsere modernen Geologen jetzt gezwungen sind, die beweisbare Existenz versunkener Kontinente zuzugeben. Aber die Existenz der Kontinente einzugestehen, ist ein ganz anderes Ding, als zuzugeben, daß auf denselben Menschen waren während der frühen geologischen Perioden [5] - ja, Menschen und civilisierte Nationen, nicht bloß paläolithische Wilde, die unter der Leitung ihrer göttlichen Herrscher große Städte bauten, Künste und Wissenschaften pflegten, und Astronomie, Architektur und Mathematik vollkommen kannten. Die ursprüngliche Civilisation der Lemurier folgte nicht wie man denken könnte, unmittelbar auf ihre physiologische Umwandlung. Zwischen der schließlichen physiologischen Entwicklung und der ersten erbauten Stadt waren viele Hunderttausende von Jahren vergangen. Nichtsdestoweniger finden wir die Lemurier in ihrer sechsten Unterrasse ihre ersten Felsenstädte aus Stein und Lava erbauen. [6] Eine von diesen großen Städten von ursprünglicher Struktur war gänzlich aus Lava erbaut, einige dreißig Meilen westlich von der Stelle, wo jetzt die Osterinsel ihren schmalen Streifen unfruchtbaren Bodens erstreckt, und wurde durch eine Reihe vulkanischer Ausbrüche gänzlich zerstört. Die ältesten Überreste cyklopischer Bauten waren alle die Schöpfung der letzten Unterrassen der Lemurier; und ein Occultist zeigt daher keine Überraschung, wenn er vernimmt, daß die Steinüberreste, die auf dem kleinen Stücke Landes gefunden wurden, das von Kapitän Cook Osterinsel genannt wurde,

sehr ähnlich den Mauern des Tempels von Pachacamac oder den Ruinen von Tia-Huanaco in Peru sind, [7]

und daß sie auch im cyklopischen Stile sind. Die ersten großen Städte jedoch wurden in jener Gegend des Festlandes gebaut, welche jetzt als die Insel Madagaskar bekannt ist. Es gab in jener Zeit civilisierte Menschen und Wilde gerade so wie jetzt Die Entwicklung vollbrachte ihr Vervollkommnungswerk an den ersteren, und Karma - sein Vernichtungswerk an den letzteren. Die Australier und ihresgleichen sind die Abkömmlinge von jenen, welche, anstatt den von den ,,Flammen“ in sie gesenkten Funken zu beleben, denselben durch lange Generationen der Bestialität verlöschten. Hingegen konnten die ârischen Nationen ihre Abstammung durch die Atlantier von den geistigeren Rassen der Lemurier herleiten, in denen die „Söhne der Weisheit“ sich persönlich inkarniert hatten. [8]

Mit der Ankunft der göttlichen Dynastien wurden die ersten Civilisationen ins Leben gerufen. Und während in einigen Gegenden der Erde ein Teil der Menschheit es vorzog, ein nomadisches und patriarchalisches Leben zu führen, und in anderen der wilde Mensch kaum lernte, Holz zum Anbrennen aufzuschichten und sich gegen die Elemente zu schützen - erbauten seine Brüder, durch ihr Karma mehr begünstigt als er, und von der göttlichen Intelligenz unterstützt, welche sie unterrichtete, Städte und pflegten Künste und Wissenschaften. Nichtsdestoweniger, trotz der Civilisation, konnten die ,,Erbauer“ jetzt ihre Kräfte nur allmählich erlangen, während sich ihre Hirtenbrüder wunderbaren Kräfte als ihres Geburtsvorrechtes erfreuten; selbst jene, die sie erlangten, wurden gewöhnlich zum Siege über die physikalische Natur und zu selbstsüchtigen und unheiligen Zwecken verwendet. Die Civilisation hat immer das körperliche und intellektuelle auf Kosten des psychischen und geistigen entwickelt. Die Beherrschung und Lenkung der eigenen psychischen Natur, welche thörichte Menschen jetzt mit dem Übernatürlichen in Verbindung bringen, war der frühzeitigen Menschheit eigen und angeboren, und kam dem Menschen so natürlich, wie das Gehen und Denken.


[5] Dies ist vielleicht der Grund, warum sogar die Osterinsel mit ihren wunderbaren gigantischen Statuen - eine sprechende Zeugin für einen versunkenen Kontinent mit einer civilisierten Menschheit auf demselben - kaum irgendwo in modernen Encyklopädien erwähnt ist. Ihre Erwähnung wird, ausgenommen in einigen Reisebüchern, sorgfältig vermieden. Die moderne Wissenschaft hat eine unleugbare Vorliebe, Hypothesen, die auf persönlichen Steckenpferden aufgebaut sind, dem gebildeten Publikum als wohlbegründete Einsieht aufzuzwingen; Vermutungen an Stelle von Wissen zu bieten und sie „wissenschaftliche“ Schlußfolgerungen zu nennen. Ihre Spezialisten werden tausend und eine widersprechende Spekulation entwickeln,, bevor sie eine mißliche selbstverständliche Thatsache eingestehen - und unter diesen Spezialisten ragen Haeckel und seine englischen Bewunderer und Mitdenker besonders hervor. Aber ,,sie sind Autoritäten“ - wird uns mit Nachdruck bedeutet. Was damit? Der römische Papst ist auch eine Autorität und zwar eine unfehlbare - für seine Anhänger; während die merkwürdige Fehlbarkeit der wissenschaftlichen Spekulationen periodisch mit jedem Mondwechsel bewiesen wird.

[6] Unsere besten modernen Romanschriftsteller fangen, obwohl sie weder Theosophen noch Spiritualisten sind, nichtsdestoweniger an, sehr psychologische und bedeutsam occulte Träume zu haben. Beweis dafür ist Herr Robert Louis Stevenson und sein Seltsamer Fall des Dr. Jekyll und Herrn Hyde, des großartigsten psychologischen Aufsatzes, der in occulter Richtung besteht. Hat der aufstrebende Novellist Herr Rider Haggard auch einen prophetischer, oder vielmehr, einen rückblickenden hellsehenden Traum gehabt, bevor er Sie schrieb? Sein kaiserliches Kor, die große Stadt der Todten, deren überlebende Einwohner nach Norden segelten, nachdem die Pest nahezu die ganze Nation getötet hatte, scheint in seinen allgemeinen Umrissen aus den unvergänglichen Blättern der alten archaischen Berichte herauszutreten. Ayesha bemerkt, „daß jene Menschen, welche nach Norden segelten, die Väter der ersten Ägypter geworden sein mögen;“ und scheint dann eine Zusammenfassung gewisser Briefe eines Meisters, die im Geheimbuddhismus angeführt sind, zu versuchen, denn sie sagt: „Von Zeit zu Zeit sind Nationen, und zwar große und starke Nationen, gelehrt in den Künsten, gewesen, dahingegangen, und vergessen worden, so daß keine Erinnerung an sie übrigbleibt. Diese (die Nation von Kor) ist nur eine von verschiedenen; denn die Zeit verzehrt das Werk des Menschen, wenn er nicht thatsächlich Höhlen gräbt, wie das Volk von Kor, und dann verschlingt sie vielleicht das Meer oder das Erdbeben verschüttet sie. . . . Doch wurden jene Menschen nicht gänzlich vernichtet, wie ich glaube. Einige wenige blieben in den anderen Städten übrig, denn ihrer Städte waren viele. Aber die Barbaren . . . kamen über sie herab und nahmen ihre Frauen zu Weibern, und das Geschlecht der Amahagger, welches jetzt eine verfälschte Sippe der mächtigen Söhne von Kor ist, und siehe, es wohnt in den Gräbern bei den Gebeinen seiner Väter.“ (pp. 180, 181.)
Hier scheint der geschickte Romanschriftsteller die Geschichte aller jetzt entarteten und herabgesunkenen Rassen der Menschheit zu wiederholen, Die Geologen und Anthropologen möchten an die Spitze der Menschheit - als Abkömmlingen des Urmenschen - den Affenmenschen setzen, von dem „uns bis jetzt nach keine fossilen Reste bekannt sind,“ die aber „möglicherweise den heute noch lebenden Orang und Gorilla ziemlich nahe standen.“ (Haeckel). Als Antwort auf sein ,,möglicherweise“ zeigen die Occultisten auf eine andere und größere Möglichkeit - nämlich auf das in unserem Texte Gegebene.

[7] Robert Brown, The Countries of the World, Bd. IV. p. 43.

[8] Siehe Strophe II. Dies würde die Verschiedenheit und den großen Unterschied zwischen den intellektuellen Fähigkeiten von Rassen, Nationen und individuellen Menschen erklären. Die inkarnierenden Kräfte und Prinzipien mußten, als sie sich in den von der ersten gehirnlosen („manasiosen“) Rasse evolvierten menschlichen Trägern inkarnierten, oder in anderen Fällen dieselben bloß beseelten, die vergangenen Karmas der Monaden, zwischen welchen und deren Körpern sie das verbindende Glied werden sollten, in Rechnung ziehen und ihre Wahl darin treffen. Obendrein ist, wie im Esoteric Buddhism (p. 30) richtig gesagt ist: „das fünfte Prinzip, oder die menschliche (intellektuelle) Seele in der Mehrzahl der Menschheit selbst jetzt noch nicht vollständig entwickelt.“

Der inkarnierte Logos, Krishna, sagt in der Bhagavad Gîtâ: „Die sieben großen Rishis, die vier vorangegangenen Manns, welche an meiner Natur teilhaben, wurden aus meinem Gemüte geboren: aus ihnen entsprang (emanierte oder wurde geboren) das Menschengeschlecht und die Welt“ (X. 6).

Hier sind unter den sieben großen Rishis die sieben großen Rûpa Hierarchien oder Klassen von Dhyân Chohans gemeint. Halten wir uns vor Augen, daß die sieben Rishis, Saptarshi, die Beherrscher der sieben Sterne des großen Bären sind, und daher von derselben Natur wie die Planetenengel oder die sieben großen Planetengeister. Sie wurden alle als Menschen auf Erden in verschiedenen Kalpas und Rassen wiedergeboren. Ferner sind „die vier vorangegangenen Manus“ die vier Klassen der ursprünglich Arûpa Götter - die Kumâras, die Rudras, die Asuras u. s. w.; von denen es auch heißt, daß sie sich inkarniert haben. Sie sind nicht Prajâpatis, sowie die ersteren, sondern ihre beseelenden „Prinzipien“ von denen sich einige in Menschen inkarniert haben, während andere andere Menschen einfach zu Trägern ihrer ,,Wiederschein“ getuscht haben. Wie Krishna wahr sagt - dieselben Worte sind später von einem anderen Träger des Logos wiederholt worden - ,,ich bin für alle Wesen gleich . . . jene, welche mich verehren (das sechste Prinzip oder die göttliche intellektuelle Seele, Buddhi, bewußt gemacht durch ihre Vereinigung mit den höheren Fähigkeiten des Manas), die sind in mir, und ich bin in ihnen.“ (Ebenda, IX. 29.) Der Logos, der keine ,,Persönlichkeit“ ist, sondern das universale Prinzip, wird durch alle die göttlichen Kräfte repräsentiert, die aus seinem Gemüte geboren sind - die reinen Flammen, oder, wie sie im Occultismus genannt werden, die ,,intellektuellen Atem“ - jene Engel, von denen es heißt, daß sie sich selbst unabhängig gemacht haben, d. i. aus dem passiven und ruhenden, in den aktiven Zustand des Selbstbewußtsein übergegangen sind. Wenn dies erkannt wird, dann wird der wahre Sinn Krishnas verständlich. Siehe Jedoch Herrn Subba Row´s ausgezeichnete Vorlesung über die Bhagavad Gîtâ (Theosophist, April, 1887, p. 444).