Die ganze Geschichte wird im Bhavishya Purâna erzählt. Es wird gesagt, daß Sâmba, da er durch Sûrya (die Sonne) vorn Aussatze geheilt worden war, einen Tempel erbaute und ihn der Gottheit weihte. Aber da er sich nach frommen Brahmanen umsah, welche die festgesetzten Riten darinnen verrichten und die dem Gotte gewidmeten Schenkungen in Empfang nehmen sollten, da riet ihm Nârada - der jungfräuliche Asket, welcher sich in jedem Zeitalter in den Purânen findet - nicht also zu thun, da Manu den Brahmanen verbiete, für die Vollbringung religiöser Riten Einkünfte zu beziehen. Er verwies daher den Sâmba an Gauramukha (Weißgesicht), den Purohita oder Hauspriester des Ugrasena, Königs von Mathurâ, der ihm sagen werde, wen er am besten anstellen könne. Der Priester hieß Sâmba die Magas einladen die Verehrer des Sûrya, das Amt zu übernehmen. Da er aber in Unkenntnis des Ortes war, wo sie lebten, so weist Sûrya, die Sonne selbst den Samba nach Shâka-dvîpa jenseits des Salzwassers. Dann vollbringt Samba die Reise, indem er den Garuda, den großen Vogel, den Träger des Vishnu und Krishna benützt, der ihn zu den Magas bringt, u. s. w. [17]

Nun geben Krishna, welcher vor 5000 Jahren lebte, und Nârada, welcher sich in jedem Cyklus (oder Rasse) wiedergeboren findet, zusammen mit Garuda - esoterisch dem Symbole des großen Cyklus - den Schlüssel zu der Allegorie; nichtsdestoweniger sind die Magas die Magier von Chaldaea, und ihre Kaste und ihr Dienst waren geboren auf der früheren Atlantis, im Shâka-dvîpa, dem sündlosen. Alle Orientalisten stimmen überein, daß die Magas von Shâka-dvîpa die Vorväter der feuerverehrenden Parsen sind. Unser Streit mit ihnen beruht, wie gewöhnlich, darauf, daß sie Perioden von hundert Tausenden von Jahren diesmal bloß auf einige Jahrhunderte herabsetzen; trotz Nârada und Sâmba führen sie das Ereignis bloß auf die Zeit der Flucht der Parsen nach Guzerat zurück. Das ist einfach unsinnig, da dies erst im achten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stattfand. Es ist wahr, es heißt von den Magas im Bhavishya Purâna, daß sie noch zur Zeit von Krishnas ,,Sohn“ im Shâka-dvîpa lebten, trotzdem der letzte Teil jenes Kontinentes Platos ,,Atlantis“ 6000 Jahre früher unterging. Sie waren Magas ,,ehemals aus“ Shâka-dvîpa, und lebten zu jener Zeit in Chaldaea. Dies ist wiederum eine absichtliche Verwirrung.

Die ersten Bahnbrecher der vierten Rasse waren nicht Atlantier, noch waren sie schon die menschlichen Asuras und die Râkshasas, welche sie später wurden. In jenen Tagen gehörten große Teile des zukünftigen Kontinentes Atlantis noch zum Meeresgrund. Lemurien, wie wir das Festland der dritten Rasse genannt haben, war damals ein riesiges Land. [18] Es bedeckte die ganze Gegend vorn Fuße der Himâlayas, die es von dem Inlandmeere trennten, welches seine Wellen über das hinrollte, was jetzt Tibet, Mongolei und die große Wüste von Shamo (Gobi) ist; von Chittagong westwärts bis Hardwar, und ostwärts bis Assam (? Annam). Von da erstreckt es sich südwärts quer über das, was uns jetzt als Südindien, Ceylon und Sumatra bekannt ist; dann umfaßt es unterwegs, wie wir südwärts gehen, Madagaskar zu seiner rechten Hand und Australien und Tasmanien zu seiner linken, es lief abwärts bis innerhalb einiger Grade des antarktischen Kreises; und von Australien, einer Inlandregion auf dem Mutterkontinente in jenen Tagen, erstreckte es sich weit in den stillen Ozean, über Rapa-nui (Teapy oder die Osterinsel) hinaus, welche jetzt in 26° südl. Breite und 110° westl. Länge liegt. [19] Diese Behauptung scheint von der Wissenschaft bestätigt zu sein - wenn auch nur teilweise. Bei der Erörterung der Streichrichtung der Kontinente, und dem Hinweise darauf, daß infraarktische Massen gewöhnlich mit dem Meridian streichen, werden verschiedene alte Kontinente erwähnt, wenn auch nur folgerungsweise. Unter diesen werden erwähnt der ,,Maskarenenkontinent“, welcher Madagaskar einschloß, sich nordwärts und südwärts erstreckend, und ein anderer alter Kontinent, welcher ,,sich von Spitzbergen bis zur Straße von Calais erstreckte, während die meisten anderen Teile von Europa Meeresgrund waren.“ [20] Dies bestätigt die occulte Lehre, welche sagt, daß das, was jetzt die Polarregionen sind, ursprünglich die früheste von den sieben Wiegen der Menschheit war, und das Grab der großen Masse der Menschheit jener Gegend während der dritten Rasse, als der gewaltige Kontinent von Lemurien sich in kleinere Kontinente zu spalten begann. Dies ist, nach der Erklärung im Kommentare, einer Abnahme der Geschwindigkeit der Erdrotation zuzuschreiben:


[17] Vishnu Purâna, Wilson, v. 381, 882.

[18] Wie in den „vorläufigen Bemerkungen“ zu diesen Bande gezeigt, ist es selbstverständlich, daß weder der Name Lemurien noch selbst Atlantis die wirklichen archaischen Namen der verschwundenen Kontinente sind. Sie wurden von uns einfach der Klarheit wegen angenommen Atlantis war der Name, welcher jenen Teilen des versunkenen Kontinentes der vierten Rasse gegeben war, welche ,jenseits der Säulen des Herkules“ waren, und welche nach der allgemeinen Umwälzung sich zufällig über Wasser hielten. Der letzte Überrest derselben - Platos Atlantis, oder „Poseidonis“, was ein anderer Ersatz oder vielmehr eine Übersetzung des wirklichen Namens ist - war das letzte, was von dem Kontinente vor ungefähr 11000 Jahren über dem Wasser war. Die meisten der richtigen Namen der Länder und Inseln beider Kontinente sind in den Purânen gegeben; aber sie besonders zu erwähnen, wie sie sich in anderen alten Werken, wie z. B. im Sûrya Siddhânta finden, würden allzu langwierige Erklärungen notwendig machen. Wenn in früheren Schriften die beiden zu wenig scharf unterschieden erscheinen so muß dies unsorgfältigem Lesen und Mangel an Nachdenken zugeschrieben werden. Wenn vor Zeitaltern die Europäer als Ârier bezeichnet werden, und ein Leser sie mit den Hindûs verwechselt, und die letzteren mit der vierten Rasse, weil einige davon auf der alten Lankâ lebten - so wird die Schuld nicht auf die Schreiberin fallen.

[19] Siehe Teil III, Abteilung VI dieses Bandes.

[20] Siehe Professor J. D. Dana‘s Aufsatz, American Journal of Science, III. v. 442, 443; Winchell‘s World-Life, p. 352.