Jede auf Erden verübte Sünde wird von Ushanas-Shukra gefühlt. Der Guru der Daityas ist der Schutzgeist der Erde und der Menschen. Jede Veränderung auf Shukra wird auf der Erde gefühlt und von ihr wiedergespiegelt.

Shukra, oder Venus, wird somit als der Unterweiser der Daityas, der Riesen der vierten Rasse dargestellt, welche nach der indischen Allegorie erstmals die Herrschaft über die ganze Erde erlangten und die kleineren Götter besiegten. Die Titanen der westlichen Allegorie stehen ebenfalls in engem Zusammenhange mit Venus-Lucifer, der von den späteren Christen mit Satan identifiziert wurde. Und da Venus. ebenso wie Isis, mit Kuhhörnern auf ihrem Haupte dargestellt wurde, mit dem Symbole der mystischen Natur - welches vertauschbar ist mit dem Monde und diesen bedeutet, da sie alle Mondgöttinnen waren - so wird das Zeichen dieses Planeten jetzt von den Theologen zwischen die Hörner des mystischen Lucifers versetzt. [25] Infolge der phantastischen Auslegung der archaischen Überlieferung, welche behauptet, daß Venus sich gleichzeitig (geologisch) mit der Erde verändert, dass, was immer auf der einen stattfindet, auch auf der anderen stattfindet, und daß ihre gemeinsame Veränderung groß und zahlreich waren - aus diesem Gründen wiederholt dies der heilige Augustin, indem er die verschiedenen Veränderungen der Konfiguration, Farbe und selbst der Umlaufbahn auf jenen theologisch ausgesponnenen Charakter von Venus-Lucifer bezieht. Er geht sogar in seiner frommen Phantasie so weit, die letzten Veränderungen des Planeten mit der Noachidischen und mythischen Flut, welche 1796 v. Chr. stattgefunden haben soll, in Zusammenhang zu bringen. [26]

Da Venus keine Satelliten hat, so heißt es allegorisch, daß Âsphujit (dieser „Planet“) die Erde, die Nachkomme des Mondes adoptierte, „welche über ihren Vorfahr hinauswuchs und ihm viel Beschwerde machte“ - eine Bezugnahme auf den occulten Zusammenhang zwischen beiden. Der Regent (des Planeten) Shukra [27] liebte sein Adoptivkind so sehr, daß er sich als Ushanas inkarnierte und ihm vollkommene Gesetze gab, welche in späteren Zeitaltern mißachtet und verworfen wurden. Eine andere Allegorie, im Harivansha, ist die, daß Shukra zu Shiva kam und ihn bat, seine Schüler, die Daityas und Asuras, vor den kämpfenden Göttern zu beschützen; und daß er zur Förderung seiner Absicht einen Yogaritus vollzog, „den Rauch von Spreu mit abwärts gerichtetem Haupte durch 1000 Jahre einzuziehen.“ Dies bezieht sich auf die große Neigung der Venusachse - die sich auf fünfzig Grade beläuft - und darauf, daß Venus von ewigen Wolken umhüllt ist. Aber das bezieht sich bloß auf die physische Konstitution des Planeten. Die occulte Mystik hat mit seinem Regenten, dem beseelenden Dhyân Chohan sich zu beschäftigen. Die Allegorie, welche behauptet, daß Vishnu von Shukra verflucht wurde, siebenmal wiedergeboren zu werden auf Erden zur Strafe dafür, daß er seine (Shukras) Mutter getötet hatte, ist voll von occulter philosophischer Bedeutung. Es bezieht sich nicht Auf die Avatâras des Vishnu, denn diese sind neun an der Zahl - der Zehnte sollte erst kommen - sondern auf die Rassen der Erden. Die Christen wussten dies wohl in den ersten Zeiten, denn einer der frühesten Päpste ist unter seinem Pontifexnamen als Lucifer bekannt.


[25] Athenäus zeigt, daß der erste Buchstaben vom Namen Satan´s in alter Zeit durch einen Bogen und durch eine Mondsichel dargestellt wurde; und einige römische Katholiken, liebe gute Menschen, möchten das Publikum überreden, daß die Muselmänner den Halbmond zu Ehren der mondsichelartigen Hörner Lucifers zu ihrem Nationalwappen erkoren haben. Venus ist immer seit der Aufstellung der römisch-katholischen Dogmatik mit Satan und Lucifer, oder dem großen Drachen, identifiziert worden, entgegen aller Vernunft und Logik. Wie von den Symbologen und Astronomen gezeigt wird:
„Die Gedankenverbindung zwischen der Schlange und der Idee der Dunkelheit hatte eine astronomische Begründung. Die Stellung, welche das Sternbild Draco einstmals einnahm, zeigte, daß die Große Schlange der Beherrscher der Nacht war. Dieses Sternbild stand früher gerade im Mittelpunkte des Himmelsgewölbes, und ist so ausgedehnt, daß es der Große Drache genannt wurde. Sein Körper erstreckt sich über sieben Tierkreiszeichen; und Dupuis, welcher in dem Drachen der Apokalypse eine Bezugnahme auf die himmlische Schlange sieht, sagt: „Es ist nicht zu verwundern, daß ein so ausgedehntes Sternbild von dem Verfasser jenes Buches als ein großer Drache mit sieben Häupter dargestellt wurde, welcher den dritten Teil der Sterne vom Himmel zog und sie auf die Erde warf.“ (Staniland Wake, The Great Pyramid, p. 79: Dupuis, III, 255.)
Nur wußte Dupuis niemals, warum Draco, einstmals der Polstern - das Sternbild des Führers, Guru oder Lenkers - von der Nachwelt so erniedrigt wurde. „Die Götter unserer Väter sind unsere Teufel“, sagt ein asiatisches Sprichwort. Als Drace aufhörte, der „Leitstern“, die führende Sternengottheit zu sein, teilte er das Schicksal aller gefallenen Götter. Seth und Typhon war einstmals, wie Bunsen uns sagt, „ein großer Gott, allgemein angebetet durch ganz Ägypten, welcher den Herrschern der 18. und 19. Dynastie die Symbole des Lebens und der Macht verlieh. Aber in der Folge, im Verlaufe der 20. Dynastie, wird er plötzlich als ein böser Dämon behandelt, in solchem Maße, daß sein Bild und Name auf allen Denkmälern und Inschriften, die erreichbar waren, verlöscht wurde. Der wirkliche occulte Grund wird in diesen Blättern gegeben werden.

[26] De Civitate Dei, LXXI. VIII.

[27] Shukra ist der Sohn des Bhrigu, des großen Rishi, und eines der Sieben Prajâpati, des Begründers des Stammes der Bhrârgavas, aus welchem Parashu Râma geboren wurde