Von einer neun ,,Yatis“ oder siebenundzwanzig Fuß hohen Rasse in einem Werke zu sprechen, das einen wissenschaftlicheren Charakter für sich in Anspruch nimmt, als, sagen wir, die Geschichte von ,,Hans dem Riesentöter“ ist ein etwas ungewohntes Vorgehen. Wo sind eure Beweise? - wird die Schreiberin gefragt werden. In Geschichte und Überlieferung, ist die Antwort. Überlieferungen von einem Riesengeschlecht in alter Zeit sind allgemein; sie existieren in mündlicher und schriftlicher Lehre. Indien hatte seine Dânavas und Daityas; Ceylon hatte seine Râkshasas; Griechenland seine Titanen; Ägypten seine kolossalen Helden; Chaldaea seine Izdubars (Nimrod); und die Juden hatten ihre Emims aus dem Lande Moab, mit den berühmten Riesen, den Anakim [42] - Moses spricht von Og, einem König, dessen ,,Bette“ neun Ellen lang (15´ 4´´) und vier breit war, [43] und Goliath war ,,sechs Ellen und und eine Hand breit hoch“ (oder 10´ 7´´). Der einzige Unterschied, der sich zwischen der ,,geoffenbarten Schrift“ und dem uns von Herodot, Diodorus Siculus, Homer, Plinius, Plutarch, Philostratus, u. s. w. gelieferten Beweismaterial finden, ist dieser: Während die Heiden nur die Skelete von Riesen erwähnen, die ungezählte Zeitalter zuvor gestorben waren, welche Überreste einige von ihnen persönlich gesehen hatten, verlangen die Ausleger der Bibel unverschämterweise, daß die Geologie und Archäologie daran glauben sollen, daß verschiedene Länder zur Zeit des Moses von solchen Riesen bewohnt waren, von Riesen, vor denen die Juden wie Heuschrecken waren, und welche noch in den Tagen des Joshua und David existierten. Unglücklicherweise steht ihre eigene Chronologie im Wege. Entweder die letztere oder die Riesen müssen aufgegeben werden.
Es giebt noch einige bestehende Zeugen der versunkenen Kontinente und der riesenhaften Menschen, welche sie bewohnten. Die Archäologie nennt verschiedene solche auf dieser Erde, obwohl sie außer der Verwunderung ,,was diese wohl sein mögen“ - niemals irgend einen ernsten Versuch gemacht hat, das Geheimnis zu lösen. Nicht zu sprechen von den bereits erwähnten Statuen der Osterinseln - welcher Epoche gehören die noch aufrecht und unberührt in der Nähe von Bamian stehenden Kolossalstatuen an? Die Archäologie verweist sie wie gewöhnlich in die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung, und irrt darin ebenso, wie in vielen anderen Spekulationen. Ein paar Worte der Beschreibung werden den Lesern zeigen, was die Statuen sowohl der Osterinsel als auch von Bamian sind. Wir wollen zuerst untersuchen, was von ihnen der orthodoxen Wissenschaft bekannt ist.

Teapi, Rapa-nui, oder Osterinsel, ist ein einsamer Fleck ungefähr 2000 Meilen von der südamerikanischen Küste entfernt . . . Seine Länge beträgt ungefähr zwölf Meilen, seine Breite vier . . . . und ein erloschener Krater von 1050 Fuß Höhe steht in seiner Mitte. Die Insel ist reich an erloschenen Kratern, welche so lange erloschen sind, daß keine Überlieferung von ihrer Thätigkeit mehr vorhanden ist. [44]

Aber wer machte die großen Steinbilder, [45] welche jetzt die Hauptanziehung der Insel für Besucher bilden? ,,Niemand weiß es“, sagt ein Kritiker.

Es ist mehr als wahrscheinlich, daß sie da waren, als die gegenwärtigen Einwohner (eine Hand voll polynesischer Wilder) ankamen. . . . . Ihre Bearbeitung ist von großer Güte, . . . . und man glaubt, daß die Rasse, welche sie bildete, die häufigen Besucher der Eingeborenen von Peru und anderer Teile von Südamerika waren. . . . . Selbst zur Zeit von Cook‘s Besuch lagen einige von den Statuen, welche siebenundzwanzig Fuß in Höhe und acht Fuß in Schulterbreite maßen, umgeworfen, während andere, die noch standen, viel größer erschienen. Eine von den letzteren war so hoch, daß der Schatten hinreichte, eine Gesellschaft von dreißig Personen vor der Hitze der Sonne zu schützen. Die Terassen, auf denen diese kolossalen Bilder standen, hatten durchschnittlich dreißig bis vierzig Fuß Länge, zwölf bis sechzehn Breite . . . . alle erbaut aus behauenem Stein im cyklopischen Stil, sehr ähnlich den Mauern des Tempels von Pachacamac, oder den Ruinen von Tia-Huanaco in Peru. [46]

„Es ist kein Grund vorhanden, zu glauben, daß irgend eine der Statuen allmählich mit Hilfe von rundherum errichteten Gerüsten aufgebaut worden sei,“ fügt der Kritiker sehr bedeutsam hinzu - ohne zu erklären, wie sie anders erbaut werden konnten, wenn sie nicht von Riesen von derselben Größe wie die Statuen selbst gemacht wurden. Zwei der besten dieser Kolossalbilder sind jetzt im Britischen Museum. Die Bilder von Ronororaka sind vier an der Zahl, drei tief in den Boden versunken, und eine auf der Rückseite ihres Hauptes ruhend, wie ein schlafender Mensch. Ihre Typen sind verschieden, obwohl sie alle langköpfig sind; und sie sind offenbar als Porträte beabsichtigt, da die Nasen, Munde und Kinne in ihrer Form sehr von einander abweichen; ihre Kopfbedeckung - eine Art von flacher Kappe mit einem angesetzten Stück, um den hinteren Theil des Kopfes zu bedecken - zeigt ferner, daß die Urbilder keine Wilden aus der Steinzeit waren. Fürwahr, die Frage kann gestellt werden: Wer machte sie? - Aber wahrscheinlich werden weder die Archäologie noch die Geologie darauf antworten, wenn auch die letztere in der Insel einen Theil eines versunkenen Kontinents erkennt.


[42] IV. Moses, XIII. 33.

[43] V. Moses, III. 11.

[44] Robert Brown, The Countries of the World, p. 43.

[45] Erwähnt auf pp. 44ff.

[46] Ebenda, pp. 43, 44ff., und pp. 310, 311.