In den Achaika finden wir, im Anfange seines Werkes, das Geständnis des Pausanias, daß er die Griechen für gewaltig einfältig gehalten habe ,,wegen der Verehrung der Steine“. Aber, nachdem er Arkadien erreicht, fügt er hinzu: ,,habe er seine Denkweise geändert“. [53] Daher darf einem, ohne Steine zu verehren, oder steinerne Idole und Statuen, was dasselbe Ding ist - ein Verbrechen, welches bei den Heiden zu tadeln die römischen Katholiken thatsächlich nicht weise thun - an das zu glauben erlaubt sein, woran so viele große Philosophen und heilige Männer geglaubt haben, ohne zu verdienen, von modernen Pausaniassen ein ,,Idiot“ genannt zu werden. Der Leser wird auf die Académie des Inscriptions verwiesen, wenn er die verschiedenen Eigenschaften von Feuersteinen und Kieseln vom Standpunkte der Magie und der psychischen Kräfte studieren will. In einem Gedicht über ,,Steine“, welches dem Orpheus zugeschrieben ist, werden diese Steine in Ophitês und Sideritês eingeteilt, in den ,,Schlangenstein“ und ,,Sternstein“.

Der Ophitês ist rauh, hart, schwer, schwarz, und hat die Gabe der Sprache. Wenn man sich anschickt, ihn wegzuwerfen, so bringt er einen Ton hervor, ähnlich dem Schrei eines Kindes. Mit Hilfe dieses Steines sagte Helenus den Untergang von Troja, seinem Vaterlande voraus. [54]

Sanchuniathon und Philo Byblus, wo sie sich auf diese „betyles“ berufen, nennen dieselben „beseelte Steine“. Photius wiederholt, was Damascius, Asklepiades, Isidorus und der Arzt Eusebius vor ihm behauptet hatten. Eusebius insbesondere trennte sich niemals von seinem Ophitês, welchen er auf seiner Brust trug, und von dem er Orakel empfing, die in einer dünnen Stimme, welche einem leisen Pfeifen ähnelte, gegeben wurden. [55] Arnobius, ein heiliger Mann, welcher ,,aus einem Heiden zu einer der Leuchten der Kirche geworden war“, wie die Christen ihren Lesern sagen, gesteht, daß er niemals einen dieser Steine antreffen konnte, ohne an ihn eine Frage zu stellen, ,,welche er gelegentlich in einer klaren und scharfen dünnen Stimme beantwortete“. Wo ist da der Unterschied zwischen dem christlichen und dem heidnischen Ophitês, fragen wir?
Der berühmte Stein zu Westminster wurde liafail genannt, ,,der sprechende Stein“ und erhob seine Stimme nur, um den König zu nennen, welcher gewählt werden sollte. Cambry sagt in seinen Monuments Celtiques, daß er ihn sah, wie er noch die Inschrift trug: [56]

Ni fallat fatum, Scoti quocumque locatum
Invenient lapidem, reguasse tenentur ibidem.

Schließlich spricht Suidas von einem gewissen Heraescus, welcher mit einem Blick die unbeseelten Steine von jenen unterscheiden konnte, welche mit Bewegung begabt waren; und Plinius erwähnt Steine, welche ,,davonliefen, wenn eine Hand sich ihnen näherte“. [57]
De Mirville - welcher die Bibel zu rechtfertigen sucht - fragt sehr treffend, warum die ungeheuren Steine zu Stonehenge in alter Zeit chior-gaur oder der ,,Riesentanz“ genannt wurden (von côr, ,,Tanz“ woher chorea, und gaur, ,,Riese“)? Und dann schickt er den Leser zum Bischof St. Gildas, um die Antwort zu empfangen. Aber die Verfasser solcher Werke wie des Voyage dans le Comté de C´ornouailles, sur les Traces des Géants, und verschiedener gelehrter Werke über die Ruinen von Stonehenge, [58] Carnac, und West Hoadley, geben eine weit vollständigere und verlässlichere Belehrung über diesen besonderen Gegenstand. In jenen Gegenden wahren Wäldern von Felsen - finden sich ungeheure Monolithen, ,,von denen einige über 500 000 Kilogramm wiegen.“ Diese ,,hangenden Steine“ der Salisbury Plain werden für die Überreste eines druidischen Tempels gehalten. Aber die Druiden waren historische Menschen und keine Cyklopen oder Riesen. Wer nun, außer Riesen, konnte jemals solche Massen heben - insbesondere jene von Carnac und West Hoadley - sie in solche symmetrische Ordnung einreiben, daß sie die Planissphäre darstellten, und sie in so wunderbares Gleichgewicht bringen, daß sie kaum den Boden zu berühren scheinen und doch, obwohl sie durch die leiseste Berührung mit dem Finger in Bewegung gesetzt werden, nichtsdestoweniger den Anstrengungen von zwanzig Männern Widerstand leisten würden, wenn sie versuchen würden, jene zu verrücken.


[53] Ebenda, p. 284.

[54] H. Falconnet, a. a. O., t. VI, Mém., p. 513; angeführt von De Mirville, a. a. O., ebenda, p. 285.

[55] Dieselbe natürlich, wie das „stille, sanfte Sausen“, welches von Elias nach dem Erdbeben an der Thüre der Höhle gehört wurde. (I. Könige, XIX. 12.)

[56] Die Wagsteine oder „logan“ haben verschiedene Namen; so der clacha-brath der Kelten, der “Stein des Schicksals oder Gerichtes“; der Wahrsagestein oder ,Stein des Gottesgerichtes“, und der Orakelstein; der sich bewegende und beseelte Stein der Phönizier; der dröhnende Stein der Irländer. Die Bretagne hat ihre „pierres branlantes“ zu Huelgoat. Sie finden sich in der alten und in der neuen Weit; auf den britischen Inseln, in Frankreich, Spanien, Italien, Rußiand, Deutschland u. s. w., sowie auch in Nordamerika. (Siehe Hodsons Letters from North America, Bd. II. p. 440.) Plinius spricht von verschiedenen in Asien (Hist. Nat., I. 96); und Apollonius Rhodius spricht weitläufig von den Schaukelsteinen und sagt, daß sie „auf den Gipfel eines Tumulus gestellte Steine sind, und so empfindlich, daß sie durch den Gedanken bewegt werden können.“ (Ackerman‘s Arth. Index p. 34), was sich ohne Zweifel auf die alten Priester bezieht, welche solche Steine durch Willenskraft aus der Entfernung bewegten.

[57] Siehe Dictionnaire des Religions, l‘Abbé Bertand, die Artikel „Heraescus“ und „Betyles“; De Mirville, ebenda, p. 287, welcher „Heraiclus“ hat; aber siehe Bunsen‘s Egypt, I. 95.

[58] Siehe unter anderen History of Paganism in Caledonia, von Dr. Th. A. Wise, F.R.A.S., u. s. w.