Das ist es gerade, was wir nicht oft genug wiederholen können, obwohl es sein mag, daß die Stimmen der Occultisten sowohl, als auch der römischen Katholiken in der Wüste erschallen. Nichtsdestoweniger kann niemand verfehlen zu sehen, daß die Wissenschaft in ihren modernen Spekulationen, um das mindeste zu sagen, ebenso unbeständig ist, als die alte und mittelalterliche Theologie in ihren Erklärungen der sogenannten Offenbarung war. Die Wissenschaft möchte den Menschen vom pithekoiden Affen abstammen lassen - eine Umwandlung, die Millionen von Jahren brauchte - und fürchtet sich doch, die Menschheit älter als 100 000 Jahre zu machen! Die Wissenschaft lehrt die allmähliche Umwandlung der Arten, die natürliche Zuchtwahl und die Entwicklung von der niedrigsten Form zur höchsten, vom Weichtier zum Fisch, vom Kriechtier zum Vogel und Säugetier - und doch spricht sie dem Menschen, welcher physiologisch bloß ein höheres Säugetier und Tier ist, eine solche Umwandlung seiner äußeren Form ab. Wenn aber der ungeheure Iguanodon des Wealden der Vorfahr des kleinen heutigen Leguan gewesen sein kann, warum sollte nicht der ungeheure Mensch der Geheimlehre zum modernen Menschen geworden sein - dem Bindeglied zwischen Tier und Engel? Ist irgend etwas mehr Unwissenschaftliches in dieser „Theorie“ als in jener dem Menschen ein geistiges, unsterbliches Ich abzusprechen, aus ihm einen Automaten zu machen, und ihn gleichzeitig als eine unterschiedene Gattung in das System der Natur einzureihen? Die occulten Wissenschaften mögen weniger wissenschaftlich sein als die gegenwärtigen exakten Wissenschaften, aber sie sind nichtsdestoweniger logischer und konsequenter in ihren Lehren. Die physischen Kräfte und die natürlichen Verwandtschaften der Atome mögen hinreichende Faktoren sein, um eine Pflanze in ein Tier zu verwandeln; aber es bedarf mehr als der bloßen Wechselwirkung zwischen gewissen materiellen Aggregaten und ihrer Umgebung, um einen vollständig bewußten Menschen ins Leben zu rufen, wenn er auch thatsächlich nicht mehr wäre, als eine Abzweigung zwischen ,,zwei armen Vettern“ aus der Vierhänderklasse.
Die occulten Wissenschaften gestehen mit Haeckel, daß das (objektive) Leben auf unserer Kugel ,,ein logisches Postulat der wissenschaftlichen Naturgeschichte“ ist, aber sie fügen hinzu, daß die Verwerfung einer gleichen geistigen Involution, von innen nach außen, von unsichtbarem subjektivem Geist-Leben - ewig und ein Prinzip in der Natur – womöglich noch unlogischer ist, als zu sagen, daß das Weltall und alles, was darinnen ist, allmählich von ,,blinden Kräften“, die der Materie innewohnen, ohne irgendwelche äußere Hilfe aufgebaut worden ist.
Man nehme an, ein Occultist würde behaupten, daß die erste große Orgel (organ) einer Kathedrale ursprünglich auf folgende Weise ins Dasein gekommen sei: zuerst fand eine fortschreitende und allmähliche Ausarbeitung eines organisierbaren Materials im Raume statt, welche in der Hervorbringung eines Zustandes der Materie mit Namen organisches Protein gipfelte; nachdem dann unter dem Einflusse zufälliger Kräfte diese Zustände in eine Phase labilen Gleichgewichtes versetzt wurden, entwickelten sie sich langsam und majestätisch zu neuen Kombinationen von geschnitztem und poliertem Holz, von Messingstiften und Röhrchen, von Leder und Elfenbein, Windröhren und Bälgen; worauf die Orgel, nachdem alle ihre Teile zu einer harmonischen und symmetrischen Maschine angepaßt waren, plötzlich Mozarts ,,Requiem“ ertönen ließ; diesem folgte eine Sonate von Beethoven usw., ins Unbegrenzte, wobei die Tasten von selbst spielten und der Wind in die Pfeifen durch seine eigene innere Kraft und Phantasie blies. Was würde die Wissenschaft zu einer solchen Theorie sagen? Und doch sagen uns die materialistischen Gelehrten, daß das Weltall genau auf solche Weise gebildet wurde, mit seinen Millionen von Wesen, und dem Menschen, seiner geistigen Krone.
Was immer der wirkliche innere Gedanke von Herrn Herbert Spencer gewesen sein mag, als er über den Gegenstand der allmählichen Umwandlung der Arten schrieb, seine Worte passen auf unsere Lehre.
Übersetzt in Ausdrücke der Evolution, wird jede Art von Wesen aufgefaßt als ein Produkt von Modifikationen, die in unmerkbaren Abstufungen an einer vorherexistierenden Art von Wesen bewirkt wurden. [74]


[74] Essays on Physiology, p. 144.