DIE SIDERISCHEN UND KOSMISCHEN GLYPHEN.

Jeder Astronom - nicht zu reden von Occultisten und Astrologen - weiß, daß figürlich gesprochen das Astrallicht, die Milchstraße und auch der Weg der Sonne zu den Wendekreisen des Krebses und des Steinbocks, sowie auch die Kreise des siderischen oder tropischen Jahres in der allegorischen und mystischen Ausdrucksweise der Adepten immer ,,Schlangen“ genannt wurden.

Dies kosmisch sowohl, wie metaphorisch. Poseidon ist ein ,,Drache“ - der Drache „Chozzar, von den Profanen genannt Neptun“, nach den peratischen Gnostikern, die ,,gute und vollkommene Schlange“, der Messias der Naassener, dessen Symbol am Himmel Draco ist.

Aber wir sollten zwischen den verschiedenen Charakteren dieses Symbols unterscheiden. Nun ist die zoroastrische Esoterik wesensgleich mit jener der Geheimlehre, und wenn ein Occultist im Vendîdâd Klagen ausgestoßen liest gegen die ,,Schlange“, deren Bisse den schönen ewigen Frühling von Airyana Vaêjô verändert und in Winter verwandelt hat, Krankheit und Tod erzeugend, und gleichzeitig mentale und psychische Auszehrung - so weiß er, daß die angespielte Schlange der Nordpol ist, und auch der Himmelspol. [10] Diese zwei Achsen bewirken die Jahreszeiten, entsprechend ihrem gegenseitigen Neigungs­winkel. Die zwei Achsen waren nicht mehr parallel; daher war der ewige Frühling von Airyana Vaêjô ,,durch den guten Fluß Daitya“ verschwunden, und ,,die ansehen Magier mußten nach Sogdiana auswandern“ - sagen die exoterischen Berichte. Aber die esoterische Lehre stellt fest, daß der Pol sich vom Äquator entfernt hatte, und daß das „ Land der Wonne“ der vierten Rasse, ihr Erbe von der Dritten, jetzt die Gegend von Wüste und Weh geworden war. Dies allein sollte ein unbestreitbarer Beweis für das große Alter der zoroastrischen Schriften sein. Die Neuârier der nachflutlichen Zeit konnten natürlich schwerlich die Berge erkennen, auf deren Gipfeln ihre Vorväter vor der Flut zusammengekommen waren, und mit den reinen „Yazatas“ oder himmlischen Geistern der Elemente verkehrt hatten, deren Leben und Nahrung sie einstmals geteilt hatten. Wie von Eckstein gezeigt ist:

Der Vendîdâd scheint auf eine große Veränderung in der Atmosphäre von Centralasien hinzuweisen; auf starke vulkanische Ausbrüche und den Zusammenbruch einer ganzen Reihe von Bergen in der Nachbarschaft der Karakorumkette. [11]

Nach Eusebius, der wunderbarerweise einmal die Wahrheit schrieb, symbolisierten die Ägypter den Kosmos durch einen großen feurigen Kreis mit einer habichtköpfigen Schlange, die seinen Durchmesser entlang in die Quere lag.

Hier sehen wir den Erdpol in der Ebene der Ekliptik, begleitet von all den feurigen Folgen, welche aus einer solchen Lage der Himmel entstehen müssen: als der ganze Tierkreis in (ungefähr) 25000 Jahren, ,,sich durch die Sonnenglut gerötet“ haben muß; und jedes Zeichen vertikal zur Polarregion gewesen sein muß. [12]


[10] Von den Ägyptern unter der Form einer Schlange mit einem Habichtkopf symbolisiert.

[11] Revue Archéologique, 1855.

[12] Mackey‘s Sphinxias; oder Darstellung der mythologischen Astronomie der Alten durch Wiederherstellung ursprünglichen Bedeutungen ihrer Fabeln und Symbole (engl.) p. 42.