Wenn die Sterblichen hinlänglich vergeistigt geworden sind, wird es nicht mehr notwendig sein, sie zu einem richtigen Verständnis der alten Weisheit zu zwingen. Die Menschen werden dann wissen, daß es niemals einen großen Weltreformator gegeben hat, dessen Name auf unsere Generation herabgekommen ist, der (a) nicht eine unmittelbare Ausstrahlung des Logos (unter was immer für einem Namen er uns bekannt ist) war, d. i. eine wesentliche Inkarnation eines der „Sieben“, des ,“Göttlichen Geistes, welcher siebenfältig ist“; und (b) der nicht schon vorher in vergangenen Cyklen erschienen wäre. Sie werden dann die Ursache erkennen, welche gewisse Rätsel der Zeitalter in Geschichte sowohl wie in Chronologie hervorbringt. Den Grund z. B. warum es ihnen unmöglich ist, irgend ein verläßliches Datum dem Zoroaster zuzuweisen, welcher sich im Dabistan mit zwölf und vierzehn multipliziert findet; warum die Zahlen und Individualitäten der Rishis und Manus so durcheinander gemengt sind. Warum Krishna und Buddha von sich als von Reinkarnationen sprechen, indem Krishna sich selbst mit dem Rishi Nârâyana identifiziert, und Gautama eine Reibe seiner früheren Geburten giebt; und warum der erstere insbesondere, obwohl er ,,der allerhöchste Brahmâ“ ist, doch Anshânshâvatâra genannt wird - ,,ein Teil eines Teils“ nur des Höchsten auf Erden; schließlich, warum Osiris ein großer Gott ist, und zur selben Zeit ein ,,Fürst auf Erden“, welcher in Thoth Hermes wiedererscheint; und warum Jesus (im Hebräischen Joshua) von Nazareth kabbalistisch in Joshua dem Sohne von Nun wiedererkannt wird, sowie in anderen Persönlichkeiten. Die esoterische Lehre erklärt all dies, indem sie sagt, daß jeder von diesen, sowie auch viele andere, zuerst auf Erden als eine von den sieben Kräften des Logos erschienen waren, individualisiert als ein Gott oder Engel (Sendbote); dann waren sie, mit Materie vermischt, der Reihe nach als große Weisen und Unterweiser erschienen, welche die fünfte Rasse ,,lehrten“, nachdem sie die zwei vorhergehenden Rassen unterrichtet hatten, sie hatten während der göttlichen Dynastien regiert und hatten schließlich sich selbst geopfert, um unter verschiedenen Umständen zum Heile der Menschheit wiedergeboren zu werden und zu ihrer Erlösung an bestimmten kritischen Perioden; bis sie in ihren letzten Inkarnationen fürwahr nur die Teile eines Teiles auf Erden geworden waren, obwohl thatsächlich das Eine Höchste in der Natur.

Dies ist die Metaphysik der Theogonie. Nun hat jede „Macht“ unter den Sieben, sobald sie individualisiert ist, eines der Schöpfungselemente unter ihrer Obhut, und herrscht über dasselbe; [16] daher die vielen Bedeutungen in einem jeden Symbol. Diese führen, wenn sie nicht nach den esoterischen Methoden interpretiert werden, im allgemeinen zu unauflösbarer Verwirrung.

Braucht der westliche Kabbalist, welcher im allgemeinen ein Gegner des östlichen Occultisten ist, einen Beweis? Er möge Éliphas Lévi‘s Histoire de la Magie [17] aufmachen und sorgfältig sein ,,großes kabbalistisches Symbol“ aus dem Zohar untersuchen. Er wird da in der Zeichnung eine Entwicklung der ,,verschlungenen Dreiecke“ finden, einen weißen Mann oben und ein schwarzes Weib unten verkehrt, wobei die Beine unter den ausgestreckten Armen der männlichen Figur vorbeigehen, und hinter den Schultern hervortreten, während ihre Hände sich auf jeder Seite in einem Winkel vereinigen. Éliphas Lévi macht aus diesem Symbol Gott und Natur; oder Gott, das ,,Licht“, umgekehrt wiedergespiegelt in Natur und Materie, der ,,Finsternis“. Kabbalistisch und symbolisch ist er im Recht; aber nur soweit als emblematische Kosmogonie reicht. Auch hat er das Symbol nicht erfunden, noch erfanden es die Kabbalisten. Die beiden Figuren in weißem und schwarzem Stein haben nach der Überlieferung in den Tempeln von Ägypten seit unvordenklicher Zeit existiert, und nach der Geschichte - immer seit dem Tage des Königs Kambyses. der sie persönlich sah. Daher muß das Symbol durch nahezu 2500 Jahre bestanden haben. Dies zum allermindesten, denn Kambyses, welcher ein Sohn von Cyrus dem Großen war, folgte auf seinen Vater im Jahre 529 v. Ch. Diese Figuren waren die beiden Kabiren, welche die entgegengesetzten Pole personifizierten. Herodot [18] erzählt der Nachwelt, daß Kambyses als er in den Tempel der Kabirim eintrat, in ein unauslöschliches Gelächter ausbrach beim Anblicke von dem, was er für einen aufrechtstehenden Mann und ein auf dem Scheitel ihres Kopfes vor ihm stehendes Weib hielt. Dieselben waren jedoch die Pole, deren Symbol an ,,den Weg des ursprünglichen Nordpols der Erde nach dem Südpol des Himmels“ zu erinnern beabsichtigte, wie von Mackey bemerkt wurde. [19] Aber sie repräsentierten auch die infolge der großen Neigung der Achse verschobenen Pole, woraus jedesmal eine Lageveränderung der Ozeane, die Versenkung der Polarländer, und die daraus sich ergebende Erhebung neuer Kontinente in den Äquatorialgegenden resultierte, und umgekehrt. Diese Kabirim waren die „Flut“-götter.


[16] Diese Elemente sind: das kosmische, das irdische, das mineralische, das vegetabile, das animale, das wässerige und schließlich das menschliche - in ihren physischen, spirituellen und psychischen Aspekten.

[17] p 53.

[18] Thalia, LXXVII.

[19] Welcher hinzufügt: „Die Ägypter hatten verschiedene Arten, den Winkel der Pole darzustellen. In Perry´s View of the Levant befindet sich eine Figur, welche den Südpol der Erde in dem Sternbilde der Leier darstellt, in welcher die Pole wie zwei gerade Stäbe erscheinen, die von Habichtschwingen überragt sind, um den Norden vom Süden zu unterscheiden. Aber die Symbole der Pole . . . . sind manchmal in Form von Schlangen. mit Habichtsköpfen zur Unterscheidung des nördlichen und des südlichen Ende“ (a. a. O., p. 41.)