Wenn Abul Feda in seiner Historia Auteislamitica [41] sagt, daß die „sabäische Sprache“ von Seth und Edris (Enoch) begründet wurde - meint er die Astronomie. In Melelwa Nahil [42] wird Hermes der Schüler des Agathodämon genannt. Und in einem andern Bericht [43] wird Agathodämon als ein ,,König von Ägypten“ erwähnt. Der Celepas Geraldinus giebt uns einige seltsame Überlieferungen über Henoch, welcher der „göttliche Riese“ genannt wird. In seinem Buche der verschiedenen Namen des Nil erzählt uns der Geschichtschreiber Ahmed Ben Yusouf Eltiphas von dem Glauben unter den semitischen Arabern, daß Seth, welcher später der ägyptische Typhon, Set wurde, einer von den Sieben Engeln oder Patriarchen in der Bibel gewesen sei; dann wurde er ein Sterblicher und Adams Sohn, worauf er die Gabe der Prophezeiung und astronomischen Wissenschaft dem Jared mitteilte, welcher sie seinem Sohne Henoch überlieferte. Aber Henoch (Idris), ,,der Verfasser von dreißig Büchern“, war ,,Sabäer von Abstammung“ - d. i. gehörte zur Saba, ,,einer Schaar“:

Nachdem er die Gebräuche und Zeremonien einer ursprünglichen Verehrung begründet hatte, ging er nach dem Osten, wo er einhundertundvierzig Städte erbaute, von denen Edessa die unbedeutendste war, dann kehrte er nach Ägypten zurück und wurde dort dessen König. [44]

Somit ist er mit Hermes identifiziert. Aber es gab fünf Hermesse - oder vielmehr einen, welcher, wie es verschiedene Manns und Rishis thaten, in mehreren verschiedenen Charakteren auftrat. In Burham i Kati wird er als Hormig erwähnt, ein Name des Planeten Merkur oder Budha; und der Mittwoch war sowohl Hermes wie Thot geweiht. [45] Der Hermes der östlichen Überlieferungen wurde von den Phineaten verehrt, und soll nach dem Tode des Argus nach Ägypten geflohen sein und dasselbe unter dem Namen Thoth civilisiert haben. [46] Aber einerlei unter welchen von diesen Charakteren, immer wird ihm zugeschrieben, daß er alle Wissenschaften aus latenter in aktive Potenz versetzt habe, d. i. daß er der Erste gewesen sei, der Ägypten und Griechenland Magie gelehrt habe, vor den Tagen der Magna Graecia, und selbst als die Griechen noch nicht einmal Hellenen waren.

Nicht nur erzählt uns Herodot, „der Vater der Geschichte“, von den wunderbaren Dynastien der Götter, welche dem Reiche der Sterblichen vorangingen, und denen die Dynastien der Halbgötter, Heroen, und schließlich der Menschen folgten, sondern die ganze Reihe klassischer Autoren bestätigt ihn. Diodor, Eratosthenes, Plato, Manetho u. s. w., wiederholen dieselbe Geschichte, und weichen niemals in der gegebenen Reihenfolge ab.
Wie Creuzer zeigt:

In der That steigt von den Sphären der Sterne, in denen die Götter des Lichts wohnen, die Weisheit zu den unteren Sphären herab . . . . In dem Systeme der alten Priester (Hierophanten und Adepten) sind alle Dinge ohne Ausnahme, Götter, Genien, Seelen (Manes), die ganze Welt gemeinsam in Raum und Zeit entwickelt. Die Pyramide kann als das Symbol dieser großartigen Hierarchie der Geister betrachtet werden. [47]

Die modernen Geschichtschreiber - insbesondere französische Akademiker wie Renan - haben mehr Anstrengungen gemacht, die Wahrheit durch Unbeachtetlassen der alten Annalen der göttlichen Könige zu unterdrücken, als streng genommen mit Ehrlichkeit vereinbar ist. Aber Herr Renan konnte niemals widerstrebender gewesen sein, die unangenehme Thatsache anzunehmen, als es Eratosthenes (260 v. Ch.) war; und doch fand der letztere sich gezwungen, ihre Wahrheit anzuerkennen. Dafür wird der große Astronom von seinen Kollegen 2000 Jahre später mit vieler Verachtung behandelt. Manetho wird bei ihnen „ein abergläubischer Priester, geboren und aufgezogen in der Atmosphäre anderer lügenhafter Priester von Heliopolis.“ Wie der Dämonologe De Mirville richtig bemerkt:

Alle jene Historiker und Priester, so wahrhaftig, wenn sie Geschichten menschlicher Könige und Menschen wiederholen, werden plötzlich außerordentlich verdächtig, sobald sie auf ihre Götter zurückgehen.

Aber da ist die synchronistische Tafel von Abydos, welche dank des Genius des Champollion den guten Glauben der Priester von Ägypten (des Manetho vor allen) und des Ptolämaeus jetzt gerechtfertigt hat, in dem Turiner Papyrus. dem bemerkenswertesten von allen. In den Worten des Ägyptologen De Rougé:

Champollion fand, von Staunen betroffen, daß er vor seinen eigenen Augen die Überreste einer Liste von Dynastien hatte, welche die entferntesten mythischen Zeiten, oder die Reiche der Götter und Heroen umfaßte. Gerade am Anfange dieses sonderbaren Papyrus müssen wir zu der Überzeugung kommen, daß selbst in so entfernter Zeit, wie in der Periode des Ramses, diese mythischen und heroischen Überlieferungen ebenso waren, wie Manetho uns dieselben überliefert hatte; wir sehen in denselben als Könige von Ägypten die Götter Seb, Osiris, Set, Horns, Thot-Hermes, und die Göttin Ma auftreten, wobei der Regierung eines jeden von diesen eine lange Periode von Jahrhunderten zugeschrieben ist. [48]

Diese synchronistischen Tafeln waren, abgesehen von der Thatsache, daß sie von Eusebius zu unehrlichen Zwecken entstellt wurden, niemals über Manetho hinausgegangen.
Die Chronologie der göttlichen Könige und Dynastien ist wie die des Alters der Menschheit, immer in den Händen der Priester gewesen, und vor den profanen Mengen geheim gehalten worden.


[41] Ed. Fleisher, p. 16.

[42] Manuskript 47 in Nic. Cat.

[43] Manuskript 785 Uri‘s Cat.; angeführt von Col. Vyse, Operations at the Pyramids of Gizeh, II. 864; siehe Staniland Wake, The Great Pyramid, p. 94.

[44] De Mirville, Pneumatologie, III, 29.

[45] Staniland Wake, ebenda, p. 96.

[46] Ebenda, p. 97.

[47] Égypte, IV. 411; De Mirville, a. a. O., III. 41.

[48] Annales de Philosophie Chrétienne, XXXII. 442; siehe De Mirville, Pneumatologie. III. 18.