Obwohl nun Afrika als ein Kontinent wie es heißt, vor jenem von Europa erschien, kam es doch später empor als Lemurien und selbst als die früheste Atlantis. Die ganze Gegend des heutigen Ägypten und der Wüsten war einstmals vom Meere bedeckt. Dies wurde erstens durch Herodot, Strabo, Plinius und andere bekannt gemacht, und zweitens durch die Geologie. Abyssinien war einstmals eine Insel, und das Delta war das erste Land, das von den vorangehenden Auswanderern besetzt wurde, die mit ihren Göttern aus dem Nordosten kamen.
Wann war das? Die Geschichte schweigt über den Gegenstand. Glücklicherweise haben wir den Tierkreis von Dendera, die Planisphäre an der Decke eines der ältesten ägyptischen Tempel, zum Berichte der Thatsache. Dieser Tierkreis mit seinen geheimnisvollen drei Jungfrauen zwischen dem Löwen und der Wage hat seinen Oedipus gefunden, um das Rätsel seiner Zeichen zu verstehen und die Wahrhaftigkeit jener Priester zu rechtfertigen, welche dem Herodot sagten, daß ihre Initiierten lehrten: (a) daß die Pole der Erde und der Ekliptik früher zusammengefallen seien, und (b) daß selbst seit dem Beginne ihrer ersten zodiakalen Aufzeichnungen die Pole dreimal in der Ebene der Ekliptik sich befunden hätten.
Bailly standen nicht genügend Worte zu Gebote, um seiner Überraschung über die Gleichheit aller solcher Überlieferungen über die göttlichen Rassen Ausdruck zu geben, und er ruft aus:

Was sind schließlich alle jene Reiche der indischen Devas und (persischen) Peris; oder jene Reiche der chinesischen Legenden; jener Tien-hoang oder der Könige des Himmels, die ganz verschieden sind von den Ti-hoang oder Königen auf Erden und den Gin-hoang, den Königsmenschen, Unterscheidungen, die in vollkommener Übereinstimmung mit jenen der Griechen und Ägypter sind, in der Aufzählung ihrer Dynastien von Göttern, von Halbgöttern und Sterblichen. [49]

Wie Panodorus sagt:

Nun fand während dieser tausend Jahre (vor der Flut) das Reich der Sieben Götter statt, welche die Welt beherrschen. Während dieser Periode geschah es, daß jene Wohlthäter der Menschheit auf Erden herabstiegen und die Menschen lehrten, den Lauf der Sonne und des Mondes durch die zwölf Zeichen der Ekliptik zu berechnen. [50]

Nahezu fünfhundert Jahre vor der gegenwärtigen Zeitrechnung zeigten die Priester von Ägypten dem Herodot die Statuen ihrer menschlichen Könige und Oberpriester - Piromis - der Erzpropheten oder Mahâ Chohans der Tempel, geboren einer vom andern ohne das Dazwischentreten eines Weibes - welche vor Menes, ihrem ersten menschlichen Könige, regiert hatten. Diese Statuen, sagt er, waren ungeheure Kolosse aus Holz dreihundertundfünfundvierzig an Zahl, von denen ein jeder seinen Namen, seine Geschichte und seine Annalen hatte. Sie versicherten auch dem Herodot - wenn man nicht den wahrheitsgetreuesten der Geschichtsschreiber, den ,,Vater der Geschichte“, jetzt der Lüge zeihen will, gerade in diesem Falle - daß kein Geschichtsschreiber jemals einen Bericht über diese übermenschlichen Könige schreiben könne, wenn er nicht die Geschichte der drei Dynastien studiert und gelernt habe, welche der menschlichen vorangingen - nämlich der Dynastien der Götter, der Halbgötter und der Heroen oder Riesen. [51] Diese ,,drei“ Dynastien sind die drei Rassen.

In die Sprache der esoterischen Lehre übersetzt wären diese drei Dynastien auch jene der Devas, der Kimpurushas, und der Dânavas und Daityas - anders Götter, himmlische Geister und Giganten oder Titanen. ,,Glücklich sind jene, welche, selbst aus dem Zustande der Götter, als Menschen in Bhârata-varsha geboren werden!“ - rufen die inkarnierten Götter selber während der dritten Wurzelrasse. Bhârata ist gewöhnlich Indien, aber in diesem Falle symbolisiert es das gelobte Land jener Tage, welches als die beste der Unterteilungen von Jambu-dvîpa betrachtet wurde da es das Land der thätigen (geistigen) Werke vorzugsweise war; das Land der Initiation und der göttlichen Erkenntnis. [52]

Kann man anders, als in Creuzer große Kräfte der Intuition anerkennen, wenn wir ihn, obwohl er nahezu unbekannt mit den ârischen Hindûphilosophieen war, welche zu seiner Zeit nur wenig bekannt waren, schreiben finden:

Wir moderne Europäer fühlen uns befremdet, wenn wir von den Geistern der Sonne, des Mondes u. s. w. sprechen hören. Aber wir wiederholen aufs neue, der natürliche gerade Sinn und das richtige Urteil der alten Völker, der unseren gänzlich materiellen Ideen von Mechanik und Naturwissenschaften ganz ferne steht . . . konnte in den Sternen und Planeten nicht Hofs einfache Lichtmassen oder dunkle Körper sehen, die sich in Kreisbahnen im Sternenraume bewegen, einfach nach den Gesetzen der Anziehung oder Abstoßung; sie sahen in ihnen lebendige Körper, beseelt von Geistern, wie sie dasselbe in jedem Naturreiche sahen. . . . Diese Geisterlehre, so übereinstimmend und angemessen der Natur, von der sie hergeleitet war, bildete eine großartige und einzige Auffassung, in welcher der physische, der moralische und der politische Aspekt alle in einander verschmolzen waren. [53]

Nur eine solche Auffassung kann den Menschen zur Bildung einer richtigen Schlußfolgerung über seinen Ursprung und die Entstehung von jedem Dinge im Weltall führen - von Himmel und Erde, zwischen denen er ein lebendiges Bindeglied ist. Ohne ein solches psychologisches Bindeglied und die Empfindung seiner Gegenwart kann keine Wissenschaft jemals fortschreiten, und das Bereich der Erkenntnis muß auf die Analyse der physikalischen Materie allein beschränkt bleiben.


[49] Histoire de l´Astronomie Ancienne; siehe De Mirville, a. a. O., ebenda, p. 15.

[50] De Mirville, ebenda, p. 41.

[51] Ebenda, pp. 16, 17.

[52] Im Vishnu Purâna kann man bei sorgfältigem Lesen viele Bestätigungen desselben finden (Buch II, Kap. m, IV ff.). Die Reiche der Götter, der niederen Götter, und der Menschen werden alle in den Beschreibungen der sieben Inseln, sieben Meere, sieben Berge, u. s. w., die von Königen beherrscht sind, aufgezählt. Von jedem Könige wird unwandelbar gesagt, daß er sieben Söhne hatte, eine Anspielung auf die sieben Unterrassen. Ein Beispiel wird genügen. Der König von Kusha-Dvîpa hatte sieben Söhne . . . . ,,nach welchen die sieben Teile oder Varsha der Insel benannt wurden. . . . Dort wohnt die Menschheit, zusammen mit den Daityas und Dânavas, sowie mit Geistern des Himmels (Gandharvas, Yakahas, Kimpurushas, u. s. w.) und Göttern.“ (Wilsons Übers., II 195.) Es gebt nur eine Ausnahme, im Falle des Königs Priyavrata, des Sohnes des ersten Manu, Svâyambhuva - welcher zehn Söhne hatte. Aber von diesen wurden drei - Medha, Agnibâhu, und Putra (ebenda, II. 101) - Asketen und wiesen ihre Anteile zurück. Somit teilte Priyavrata die Erde wiederum in sieben Kontinente.

[53] Égypte, pp. 450-456; De Mirville, ebenda, pp. 41, 42.