Die Occultisten glauben an ,,Geister“, weil sie sich von ihnen von allen Seiten umgeben fühlen - und einige auch sehen. [54] Bei den Materialisten ist das nicht der Fall. Sie leben auf dieser Erde, gerade so wie einige Geschöpfe in der Welt der Insekten und, selbst in der der Fische von Myriaden ihres eigenen Geschlechts umgeben leben, ohne sie zu sehen, oder auch nur zu empfinden. [55]
Plato ist der erste Weise unter den klassischen Schriftstellern, welcher ausführlich von den göttlichen Dynastien spricht. Er versetzt sie auf einen großen Kontinent, den er Atlantis nennt. Auch war Bailly nicht der erste oder letzte, der dies glaubte. Ihm ging voran und nahm diese Theorie vorweg Pater Kircher, der gelehrte Jesuit, welcher in seinem Oedipus Aegyptiacus schreibt:
Ich gestehe, daß ich lange Zeit all dies (die Dynastien und Atlantis) für bloße Märchen (meras nugas) gehalten hatte, bis zu dem Tage, da ich in den orientalischen Sprachen besser unterrichtet zu dem Schlusse kam, daß alle jene Legenden im Grunde bloß die Enthüllung einer großen Wahrheit sein müssen. [56]
Wie De Rougemont zeigt, ließ Theopompus in seiner Meropis die Priester von Phrygien und Kleinasien genau so sprechen, wie es die Priester von Sais thaten, als sie dem Solon die Geschichte und das Schicksal der Atlantis enthüllten. Nach Theopompus war es ein einziger Kontinent von unbestimmter Größe, welcher zwei Länder enthielt, die von zwei Rassen bewohnt waren von einer kämpfenden, kriegerischen Rasse, und einer frommen, sinnenden Rasse [57] - welche Theopompus durch zwei Städte symbolisiert. [58] Die fromme ,,Stadt“ wurde beständig von den Göttern besucht: die kriegerische ,,Stadt“ war von verschiedenen Wesen bewohnt, die für Eisen unverletzlich waren, die nur durch Stein und Holz tötlich verwundet werden konnten. [59] De Rougemont behandelt dies als eine reine Erdichtung des Theopompus und sieht in der Behauptung der saitischen Priester sogar einen Betrug (supercherie). Dies wurde von den Dämonologen als unlogisch gerügt. In den ironischen Worten des De Mirville:

Eine supercherie, die auf einem Glauben beruhte, der das Erzeugnis der Glaubenswürdigkeit der Gesamtheit des Altertums war; eine supposition, die aber ihren Namen einer ganzen Bergkette (dem Atlas) gab; die mit der größten Genauigkeit eine topographische Region spezifizierte (indem sie dieses Land in eine geringe Entfernung von Cadix und der Straße von Calpe versetzte), welche 2000 Jahre vor Kolumbus das große transoceanische Land prophezeite, welches jenseits jener Atlantis gelegen ist, und das, wie sie sagte, ,,erreicht wird über die Inseln nicht der Seeligen, sondern der Guten Geister,“ [korrekter Abdruck siehe Buch] (unsere Îles Fortunées) - eine solche Supposition kann wohl nichts anderes sein als eine universale Chimaera! [60]

Es ist sicher, daß, einerlei ob ,,Chimäre“ oder Wirklichkeit, die Priester der ganzen Welt es aus einer und derselben Quelle hatten - aus der universalen Überlieferung über den dritten großen Kontinent, welcher vor ungefähr 850000 Jahren zu Grunde ging, [61] einen Kontinent, der von zwei getrennten Rassen bewohnt war, physisch und insbesondere moralisch verschieden, beide tief vertraut mit ursprünglicher Weisheit und den Geheimnissen der Natur, und wechselseitige Gegner in ihrem Kampfe während des Verlaufes und Fortschrittes ihrer zweifachen Entwicklung. Denn woher stammen sogar die chinesischen Lehren über den Gegenstand, wenn er bloß eine ,,Erdichtung“ ist? Haben sie nicht die einstmalige Existenz aufgezeichnet von einer heiligen Insel jenseits der Sonne, Tcheou, hinter der die Lande der unsterblichen Menschen gelegen waren? [62] Glauben sie nicht noch immer, daß die Reste jener unsterblichen Menschen - welche überlebten, als die heilige Insel schwarz vor Sünde wurde und zu Grunde ging - Zuflucht gefunden haben in der großen Wüste Gobi, wo sie noch immer wohnen, unsichtbar für alle und vor Annäherung durch eine Schar von Geistern geschützt?
Wie der sehr ungläubige Boulanger schreibt:

Wenn man ein Ohr den Überlieferungen zu leihen hat, so setzen die letzteren vor das Reich der Könige jenes der Heroen und Halbgötter; und noch früher zurück versetzen sie das wunderbare Reich der Götter und all die Fabeln des goldenen Zeitalters. . . . Man fühlt sich überrascht, daß so interessante Annalen von nahezu allen unseren Geschichtschreibem verworfen sein sollen. Und doch waren die von ihnen dargestellten Ideen einstmals allgemein zugestanden und verehrt von allen Nationen; nicht wenige verehren sie noch und machen sie zur Grundlage ihres täglichen Lebens. Solche Überlegungen scheinen ein weniger überstürztes Urteil notwendig zu machen. . . . Die Alten, von denen wir diese Überlieferungen überkommen haben, die wir nicht länger mehr annehmen, weil wir sie nicht länger mehr verstehen, müssen Beweggründe gehabt haben, an dieselben zu glauben, die ihnen ihre größere Nähe an die ersten Zeitalter lieferte, und die uns die Entfernung, welche uns von ihnen trennt, vorenthält. . . . Plato sagt im vierten Buche seiner Gesetze, daß lange vor der Erbauung der ersten Städte Saturn auf Erden eine gewisse Form der Regierung eingerichtet habe, unter der der Mensch sehr glücklich war. Da dies nun das goldene Zeitalter ist, auf das er sich bezieht, oder jenes in den alten Fabeln so verherrlichte Reich der Götter, . . . . so sehen wir zu, welche Ideen er von jenem glücklichen Zeitalter hatte, und was die Gelegenheit war, die er hatte, diese Fabeln in eine Abhandlung über Politik einzuflechten. Nach Plato muß man, um klare und genaue Vorstellungen über das Königtum, seinen Ursprung und seine Macht zu erhalten, auf die ersten Anfänge der Geschichte und Überlieferung zurückgehen. Große Veränderungen, sagt er, haben sich in alter Zeit im Himmel und auf Erden ereignet, und der gegenwärtige Zustand der Dinge ist eines der Resultate (Karma). Unsere Überlieferungen erzählen uns von vielen Wundern, von Veränderungen, die im Laufe der Sonne stattgefunden haben, vom Reiche des Saturn, und von tausend anderen Dingen, die im menschlichen Gedächtnis verstreut übrig sind; aber man hört niemals irgend etwas von dem Bösen, das diese Umwälzungen hervorgebracht hat, noch von dem Bösen, das unmittelbar auf dieselben folgte. Aber . . . . jenes Böse ist der Anfang, von dem man zu sprechen hat, um im stande zu sein, von Königtum und dem Ursprunge der Macht zu handeln. [63]


[54] In der Regel ist, da jetzt selbst die Natur des inneren Menschen ebenso blind geworden ist, wie seine physische Natur, der Mensch auf dieser Erde wie der Amphioxus im Ozean. Gesehen von Millionen verschiedener anderer Fische und Geschöpfe, die sie umgeben, sieht die Spezies Amphioxus - die weder Gehirn, noch irgend einen der Sinne hat, die die anderen Klassen besitzen - dieselben nicht. Wer weiß, ob nicht nach der Darwinischen Theorie diese Branchiostomen die geradlinigen Ahnen unserer Materialisten sind?

[55] Die Occultisten sind angeklagt worden, Götter oder Teufel anzubeten. Wir leugnen dies. Unter den zahllosen Scharen von Geistern - Wesenheiten, die Menschen gewesen sind oder sein werden - giebt es welche unermeßlich erhaben über das Menschengeschlecht höher und heiliger als der höchste Heilige auf Erden, und weiser als irgend ein Sterblicher ohne Ausnahme. Und dann giebt es wieder jene, die nicht besser sind als wir, und auch welche, die viel schlechter und niedriger sind, als der niedrigste Wilde. Diese letzteren sind es, die über die leichteste Verbindung mit unserer Erde verfügen, die uns wahrnehmen und fühlen, so wie die Hellsehenden sie wahrnehmen und fühlen. Die enge Nachbarschaft unserer bezüglichen Aufenthalte und Wahrnehmungsebenen sind unglücklicherweise einem solchen wechselseitigen Verkehr günstig, da sie immer bereit sind, sich in unsere Angelegenheiten zum Wohle oder Wehe einzumengen. Wenn wir gefragt werden, wie so es kommt, daß nur sensitive hysterische Naturen, neuro- und psychopathische Personen ,,Geister“ sehen - und gelegentlich mit ihnen sprechen, so antworten wir auf die Frage mit verschiedenen anderen Fragen. Wir fragen: Kennt ihr die Natur der Hallucination, und könnt ihr ihren psychischen Prozess definieren? Wie könnt ihr sagen, daß alle solchen Visionen nur physischen Hallucinationen zuzuschreiben sind? Was giebt euch die Sicherheit, daß Geistes- und Nervenkrankheiten, während sie einen Schleier über unsere (sogenannten) normalen Sinne ziehen, nicht zur selben Zeit Ausblicke eröffnen, die dem gesunden Menschen unbekannt sind, indem sie Thore aufreißen, die gewöhnlich für eure Wissenschaftlichen (?) Wahrnehmungen verschlossen sind; oder daß eine psychospirituelle Fähigkeit nicht sofort den Verlust oder die zeitweilige Atrophie eines rein physischen Sinnes ersetzt? Krankheit oder Übermaß an Nervenflüssigkeit bringt Mediumschaft hervor und Visionen - Hallucinationen, wie ihr es nennt. Aber was weiß die Wissenschaft thatsächlich selbst von der Mediumschaft? Wahrhaftig, wenn die modernen Charcots dem Delirium ihrer Kranken von einem mehr psychischen Standpunkt Aufmerksamkeit schenken würden, so dürfte die Wissenschaft - insbesondere die Physiologie - mehr gefördert werden als jetzt, und die Wahrheit ein weiteres Feld der Thatsachen in ihrer Erkenntnis haben.

[56] I. 70; De Mirville, ebenda, p. 26.

[57] Diese waren die früheren Arier und die Hauptmasse der vierten Wurzelrasse - die ersteren fromm und sinnend (der Yoga-Betrachtung ergeben), die letzteren eine streitbare Rasse von Zauberer; welche infolge ihrer ungezügelten Leidenschaften rasch degenerierten.

[58] Die nördliche und südliche Abteilung von Lemuria-Atlantis. Das hyperboreische und das äquatoriale Land der beiden Kontinente.

[59] De Rougemont, Peuple Primitif, IIIs. 157; De Mirville, ebenda, p. 29. Dies ist occult und bezieht sich auf die Eigenschaft des Eisens, das von einigen magnetischen Elementen angezogen, und von anderen abgestoßen wird. Solche Elemente können durch einen occulten Vorgang für dasselbe ebenso unzugänglich gemacht werden. wie Wasser für ein Blasen.

[60] Ebenda, a. a. O.

[61] Der erste Kontinent, oder Insel, wenn man das vorzieht, „die Kappe des Nordpol“, ist niemals zu Grunde gegangen; noch wird sie es bis ans Ende der sieben Rassen.

[62] Siehe De Rougemont, ebenda.

[63] Boulanger, Règne des Dieux, Einleitung; siehe De Mirville, a. a. O., ebenda, pp. 32, 33.