Nun sagt der Zohar, daß die Ischins, die schönen Bne Aleim, nicht schuldig waren, sondern sich mit den sterblichen Menschen vermischten, weil sie auf die Erde gesendet waren, um so zu thun. [76] An anderer Stelle zeigt dasselbe Buch, daß diese Bne Aleim der zehnten Unterteilung der ,,Thronen“ angehören. [77] Es erklärt auch, daß die Ischins - ,,Männergeister“, viri spirituales [78] - nun, da die Menschen sie nicht länger mehr sehen können, den Magiern durch ihre Wissenschaft Homunculi hervorbringen helfen, was nicht ,,kleine Menschen“ sind, sondern ,,Menschen, die kleiner (im Sinne von niedriger) sind als Menschen“. Beide zeigen sich unter der Form, welche die Ischins damals hatten, d. i. gasförmig und ätherisch. Ihr Haupt ist Azazel. Aber Azazel, den das Kirchendogma hartnäckig mit Satan in Verbindung bringt, ist nichts von der Art. Azazel ist ein Geheimnis, wie anderwärts erklärt ist, und von Maimonides wird das so ausgedrückt: Es ist ein undurchdringliches Geheimnis in der Erzählung betreffs Azazel. [79] Und das ist so., wie Lanci, ein Bibliothekar des Vatikans, den wir früher angeführt haben, und der es wissen sollte, sagt: Dieser ehrwürdige göttliche Name (nome divino e venerabile) ist durch die Feder der Bibelgelehrten ein Teufel, eine Wüste, ein Berg, und ein Bock geworden. [80] Daher erscheint es thöricht, den Namen, wie es Spencer thut, von Azal (getrennt) und El (Gott) herzuleiten, also ,,ein von Gott getrennter“ - der Teufel. Im Zohar ist Azazel vielmehr das ,,Opfertier“ als der ,,regelmässige Widersacher des Jehovah“ wie Spencer es haben möchte. [81] Die Menge von böswilliger Einbildung und Erdichtung, die seitens verschiedener fanatischer Schriftsteller dieser ,,Schar“, entgegengebracht wird, ist ganz außerordentlich. Azazel und seine ,,Schar“ sind einfach der hebräische ,,Prometheus“ und sollten von demselben Standpunkt aus betrachtet werden. Der Zohar zeigt die Ischins an den Berg in der Wüste gekettet. Dies ist allegorisch, und spielt einfach darauf an, daß diese ,,Geister“ während des Cyklus der Inkarnation an die Erde gekettet sind. Azazel oder Azazyel ist einer der Häupter der ,,übertretenden“ Engel im Buche Enoch, welche auf Ardis, die Spitze des Berges Armon herabsteigend, sich durch Treuschwur einander verbanden. Es heißt, daß Azazyel den Menschen lehrte, Schwerter, Messer und Schilde zu machen, und Spiegel (?) zu erzeugen, um jemand sehen zu machen, was hinter ihm ist - d. i. ,,magische Spiegel“. Amazarak lehrte alle Zauberer und Wurzelteiler; Amers lehrte die Auflösung der Magie; Barkayal Astrologie; Akibil die Bedeutung der Vorbedeutungen und Zeichen; Tamiel Astronomie; und Asaradel lehrte die Bewegung des Mondes. [82] ,,Diese sieben waren die ersten Unterweiser des vierten Menschen“ (d. i. der vierten Rasse). Aber warum sollte eine Allegorie immer gerade in der Bedeutung verstanden werden, die durch ihren toten Buchstaben ausgedrückt ist? Es ist die symbolische Darstellung des großen Kampfes zwischen der göttlichen Weisheit, dem Nous, und ihrem irdischen Wiederschein, der Psyche, oder zwischen Geist und Seele, im Himmel und auf Erden. Im Himmel - weil die göttliche Monade sich freiwillig daraus verbannt hatte, um zum Zwecke der Inkarnation auf eine niedrigere Ebene herabzusteigen und so das Tier aus Lehm in einen unsterblichen Gott zu verwandeln. Denn, wie Éliphas Lévi uns sagt: Die Engel streben darnach, Menschen zu werden; denn der vollkommene Mensch, der Mensch-Gott, steht selbst über den Engeln. Auf Erden - weil der Geist, sobald er herabgestiegen war, sofort in den Schlingen der Materie erstickt wurde. Seltsamerweise kehrt die occulte Lehre die Charaktere um; der anthropomorphische Erzengel im Falle der Christen und der menschengleiche Gott bei den Hindûs repräsentieren in diesem Falle die Materie; und der Drache oder die Schlange den Geist. Die occulte Symbolik liefert den Schlüssel zu dem Geheimnis, die theologische Symbolik verbirgt es nur noch mehr. Denn die erstere erklärt gar manche Aussprüche in der Bibel und selbst im Neuen Testament, die bisher unverständlich geblieben sind, während die letztere infolge ihres Dogmas von Satan und seiner Auflehnung den Charakter und die Natur ihres angeblich unendlichen, absolut vollkommenen Gottes verkleinert und das größte Übel und den größten Fluch auf Erden erzeugt - den Glauben an einen persönlichen Teufel. Dieses Geheimnis ist jetzt teilweise enthüllt. Der Schlüssel zu seiner metaphysischen Auslegung ist jetzt wieder hergestellt worden, während der Schlüssel zu seiner theologischen Auslegung die Götter und Erzengel als Symbole für die Religionen des toten Buchstaben oder des Dogmas zeigt, wie sie gegen die nackten und nicht von der Phantasie ausgeschmückten reinen Wahrheiten des Geistes aufgestellt stehen. Zahlreich waren die in dieser Richtung hingeworfenen Andeutungen in Isis entschleiert, und eine noch größere Zahl mit Bezugnahme auf das Geheimnis kann in diesen Bänden verstreut gefunden werden. Um die Sache ein für allemal klar zu machen: das, was die Priesterschaft einer jeden dogmatischen Religion, vorzugsweise der christlichen, als Satan, den Feind Gottes bezeichnet, ist in Wirklichkeit der höchste göttliche Geist - die occulte Weisheit auf Erden - , welche natürlich jeder weltlichen vergänglichen Täuschung, die dogmatischen oder kirchlichen Religionen eingeschlossen, widerstreitet. Die römische Kirche, intolerant, bigott und grausam gegen alle, die nicht ihre Sklaven sein wollen, die Kirche, die sich selbst die ,,Braut“ Christi nennt, und zur selben Zeit den Bevollmächtigten Petri, an den der Tadel des Meisters ,,Gehe hinter mich, du Satan!“ richtig adressiert war, und anderseits die protestantische Kirche, welche sich selbst christlich nennt, jedoch seltsamerweise das neue Testament durch das alte Gesetz des Moses ersetzt, das Christus offen verworfen hatte - diese beiden Kirchen kämpfen somit gegen die göttliche Wahrheit, wenn sie den Drachen der esoterischen göttlichen Weisheit zurückweisen und schmähen. So oft sie den gnostischen solaren Chnouphis, den Agathodämon Christos, oder die theosophische Schlange der Ewigkeit oder selbst die Schlange der Genesis verfluchen - sind sie von demselben Geiste des finsteren Fanatismus bewegt, der die Pharisäer bewegt, Jesus zu fluchen mit den Worten: ,,Sagten wir nicht recht, daß du einen Teufel hast?“ [76] Buch Ruth und Schadash, fol. 63, col. 3, Amsterdamer Ausg. [77] Zohar, Teil II, col. 73: De Mirville, ebenda, p. 86. [78] Ebenda, p. 87. [79] More Nevochim, XXVI. 8. [80] Sagra Scrittura. [81] II. pp. 14, 29. [82] Kap. VIII; Laurences Übers., pp. 7 und 8. |