Man lese die Erzählung von Indra (Vâyu) im Rig Veda, dem im wahrsten Sinne des Wortes occulten Buche des Âriertums, und vergleiche mit ihr dieselbe in den Purânen - der exoterischen Lesart davon, und der absichtlich verstümmelten Erzählung der wahren Weisheitsreligion. Im Rig Veda ist Indra der größte und höchste der Götter, und sein Soma-trinken ist allegorisch für seine hochgeistige Natur. In den Purânen wird Indra ein Liederlicher, und ein regelrechter Säufer des Somasaftes auf die gewöhnliche irdische Art. Er ist der Besieger aller der ,,Feinde der Götter“, der Daityas, Nâgas (Schlangen), Asuras, aller Schlangengötter und des Vrita, der kosmischen Schlange. Indra ist der heilige Michael des indischen Pantheons - der Anführer der streitbaren Schar. Wenden wir uns der Bibel zu, so finden wir Satan, einen der ,,Kinder Gottes“, [83] in der exoterischen Auslegung zum Teufel und Drachen in seinem höllischen, bösen Sinne werden. Aber in der Kabalah [84] wird Samael, welcher Satan ist, als wesensgleich mit St. Michael, dem Besieger des Drachen, gezeigt. Wie ist dies zu verstehen, wenn gesagt wird, daß Tselem (das Bild) auf gleiche Weise Michael und Samael reflektiert, die eins sind? Beide gehen, so wird gelehrt, aus Ruach (Geist), Neshamah (Seele) und Nephesh (Leben) hervor. Im chaldäischen Buch der Zahlen ist Samael die verborgene (occulte) Weisheit und Michael die höhere irdische Weisheit, die beide aus derselben Quelle hervorgehen, aber nach ihrem Austritte aus der Weltseele, welche auf Erden Mahat ist, intellektuelles Verstehen oder Manas, der Sitz des Intellektes - divergieren. Sie divergieren, weil der eine (Michael) von Neshamah beeinflußt wird, während der andere (Samael) unbeeinflußt bleibt. Dieser Lehrsatz wurde von dem dogmatischen Geiste der Kirche verzerrt, welche den unabhängigen, von der äußeren Form, somit auch vom Dogma unbeeinflußten Geist haßte und sofort aus Samael-Satan - dem weisesten und geistigsten Geist von allen - den Widersacher ihres anthropomorphischen Gottes und sinnlichen physischen Menschen, den Teufel machte!


[83] Hiob I. 6.

[84] Das chaldäische Buch der Zahlen.