In dem Buche De Bourbourgs beschreibt Votan, der mexikanische Halbgott, bei der Erzählung seiner Expedition einen unterirdischen Gang, welcher unter dem Boden verlief und an der Wurzel der Himmel endigte, und fügt hinzu, daß dieser Gang ein Schlangenloch war, ,,un agujero de colubra“; und daß er dazu zugelassen wurde, weil er selbst ein ,,Sohn der Schlangen“, oder eine Schlange war. [86]

Dies ist in der That sehr bedeutsam; denn seine Beschreibung des ,,Schlangenloches“ ist die der alten ägyptischen Krypta, wie oben erwähnt. Ferner bezeichneten sich die Hierophanten von Ägypten, und auch die von Babylon allgemein während der Mysterien als ,,die Söhne des Schlangengottes“ oder ,,Söhne des Drachen“.

,Der assyrische Priester trug immer den Namen seines Gottes“, sagt Movers. Die Druiden der keltisch-britannischen Gegenden nannten sich auch Schlangen. ,,Ich bin eine Schlange, ich bin ein Druide,“ riefen sie aus. Das ägyptische Karnak ist der Zwillingsbruder des Carnac der Bretagne, welches letztere Carnac den Schlangenberg bedeutet. Die Dracontia bedeckten einstmals die Oberfläche des Erdballs, und diese Tempel waren dem Drachen nur deshalb geweiht, weil er das Symbol der Sonne war, welche ihrerseits das Symbol des höchsten Gottes war - des phönizischen Elon oder Elion, den Abraham als El Elion anrief. [87] Abgesehen von dem Beinamen Schlangen wurden sie auch als die ,,Bildner“ oder ,,Baumeister“ bezeichnet, denn die ungeheure Größe ihrer Tempel und Monumente war derart, daß selbst jetzt noch die in Staub zerfallenen Überreste derselben ,,die mathematischen Berechnungen unserer modernen Ingenieure erschrecken“, wie Taliesin sagt. [88]

De Bourbourg deutet an, daß die Oberhäupter des Namens des Votan, des Quetzo-Cohuatl oder der Schlangengottheit der Mexikaner die Abkömmlinge von Ham und Kanaan sind. ,,Ich bin Hivim“, sagen sie. ,,Da ich ein Hivim bin, so bin ich von dem großen Geschlechte des Drachen (Schlange). Ich bin selber eine Schlange, denn ich bin ein Hivim.“ [89]

Ferner wird gezeigt, daß ,,der Kampf im Himmel“ in einer seiner Bedeutungen sich auf jene schrecklichen Kämpfe bezogen hat die dem Kandidaten für Adeptschaft bevorstehen - Kämpfe zwischen ihm selbst und seinen (durch Magie) personifizierten menschlichen Leidenschaften, wenn der erleuchtete Innere Mensch entweder sie töten, oder verlieren mußte. Im ersteren Falle wurde er der ,,Drachentöter“, da er alle Versuchungen glücklich überwunden hatte, und ein „Sohn der Schlange“ und eine Schlange selbst, da er seine alte Haut abgeworfen hatte und in einem neuen Körper geboren worden war, und so ein Sohn der Weisheit und Unsterblichkeit in Ewigkeit wurde.

Seth, der angebliche Vorvater von Israel, ist bloß eine jüdische Travestie des Hermes, des Gottes der Weisheit, genannt auch Thoth, Tat, Seth, Set und Satan. Er ist auch Typhon, das gleiche wie Apophis, der von Horus erschlagene Drache; denn Typhon wurde auch Set genannt. Er ist einfach die dunkle Seite seines Bruders Osiris, sowie Angra Mainyu der schwarze Schatten des Ahura Mazda ist. Terrestrisch standen alle diese Allegorien im Zusammenhang mit den Prüfungen der Adeptschaft und Initiation. Astronomisch bezogen sie sich auf die Sonnen- und Mondfinsternisse, deren mythische Erklärungen wir bis zum heutigen Tage in Indien und Ceylon finden, wo jedermann die allegorischen Erzählungen und Überlieferungen studieren kann, die durch viele Jahrtausende unverändert geblieben sind.

Râhu ist mythologisch ein Daitya - ein Riese, ein Halbgott, dessen untere Körperhälfte in einen Drachen- oder Schlangenschwanz endigte. Während des Quirlens des Oceans, als die Götter das Amrita hervorbrachten, das Wasser der Unsterblichkeit, stahl er etwas davon, und davon trinkend wurde er unsterblich. Sonne und Mond, welche ihn bei seinem Diebstahle entdeckt hatten, klagten ihn bei Vishnu an, der ihn in den Sternenraum versetzte, wo der obere Teil seines Körpers das Drachenhaupt und der untere (Ketu) den Drachenschwanz repräsentiert; die beiden sind der aufsteigende und absteigende Knoten. Seither übt Râhu seine Rache an Sonne und Mond, indem er sie gelegentlich verschlingt. Aber diese Fabel hat eine andere mystische Bedeutung, denn Râhu, das Drachenhaupt, spielte eine hervorragende Rolle in den Mysterien der Sonnen-(Vikartana-)Initiation, wo der Kandidat mit dem Drachen einen äußersten Kampf zu bestehen hatte.

Die Höhlen der Rishis, die Wohnungen des Teiresias und der griechischen Seher, waren jenen der Nâgas nachgebildet - der indischen Königsschlangen, welche in Felsenhöhlen unter der Erde wohnten. Vom Shesha, der tausendköpfigen Schlange, auf dem Vishnu ruht, bis herab zum Python, dem Drachenschlangenorakel, deuten alle auf die geheime Bedeutung des Mythos. In Indien finden wir die Thatsache in den frühesten Purânen erwähnt. Die Kinder der Surasâ sind die mächtigen ,,Drachen“. Das Vâyu Purâna ersetzt die ,,Drachen“ der Surasâ des Vishnu Purâna durch die Dânavas, die Nachkommen des Danu durch den weisen Kashyapa, und da diese Dânavas Riesen oder Titanen waren, welche gegen die Götter kämpften, so erweisen sie sich dadurch als wesensgleich mit den ,,Drachen“ und ,,Schlangen“ der Weisheit.


[86] Die Phönizier, 70.

[87] Siehe Sanchuniathon in Eusebius, Pr. Ev., 36; Genesis, XVI.

[88] Society of Antiquaries of London, XXV. 220.

[89] Cartas, 51; siehe Isis entschleiert, I, 553 ff.