Die Geschichte oder die ,,Fabeln“
über die geheimnisvollen Telchinen - Fabeln, von denen eine jede einzelne
die archaischen Ereignisse unserer esoterischen Lehren widerhallt - liefern
uns einen Schlüssel zu dem Ursprunge von Kain‘s Genealogie im dritten
Kapitel der Genesis; sie geben den Grund an, warum die römisch-katholische
Kirche ,,das verfluchte Blut“ von Kain und Ham mit Zauberei identifiziert,
und dasselbe für die Sintflut verantwortlich macht. Waren nicht die Telchinen
- so wird geschlossen - die geheimnisvollen Eisenarbeiter von Rhodos;
sie, die zuerst den Göttern Standbilder errichteten, sie mit Waffen versahen,
und die Menschen mit magischen Künsten? Und wurden nicht sie durch eine
Flut vernichtet auf den Befehl des Zeus, wie die Kainiten auf den des
Jehovah? Wie Lemnos und Samothrake ist Rhodos, die Geburtsstätte der Telchinen, eine Insel vulkanischer Bildung. [126] Die Insel Rhodos erhob sich plötzlich aus dem Meere, nachdem sie vorher vom Ozean verschlungen war. Gleich der Samothrake der Kabiren ist sie im Gedächtnisse der Menschen mit den Flutlegenden verknüpft. Da jedoch genug über diesen Gegenstand gesagt worden ist, so mag das gegenwärtig bei Seite gelassen werden. Aber wir können noch einige Worte über Noah, den jüdischen Stellvertreter nahezu eines jeden heidnischen Gottes, in dem einen oder andern Charakter, sagen. Die homerischen Gesänge enthalten in poetischer Form alle späteren Fabeln über die Patriarchen, welche alle siderische, kosmische und numerische Symbole und Zeichen sind. Der Versuch, die beiden Genealogien von Seth und Kain außer Zusammenhang zu bringen, [127] und der weitere, ebenso fruchtlose Versuch, sie als wirkliche, geschichtliche Menschen nachzuweisen, hat nur zu ernsteren Untersuchungen über die Geschichte der Vergangenheit geführt, und zu Entdeckungen, die der angeblichen Offenbarung für immer geschadet haben. Nachdem z. B. die Wesensgleichheit von Noah und Melchisedek festgestellt ist, ist die fernere Wesensgleichheit des Melchisedek oder Vater Sadik mit Chronos-Saturn auch bewiesen. Daß dem so ist, kann leicht gezeigt werden. Es wird von keinem der christlichen Schriftsteller bestritten. Bryant [128] stimmt mit allen jenen überein, welche der Meinung sind, daß Sydic, oder Sadic der Patriarch Noah war, und auch Melchisedek; und daß der Name, mit dem er genannt wird, Sadic, dem ihm in der Genesis zugeschriebenen Charakter entspricht. [129] Er war [korrekter Abdruck siehe Buch], Sadic, ein gerechter Mann, und vollkommen in seiner Generation, jede Wissenschaft und jede nützliche Kunst wurden ihm zugeschrieben, und durch seine Söhne der Nachwelt übermittelt. [130] Nun ist es Sanchuniathon, welcher der Welt mitteilt, daß die Kabiren die Söhne des Sydic oder Zedek (Melchi-zedek) waren. Wahr genug, nachdem diese Mitteilung zu uns durch die Praeperatio Evangelica des Eusebius herabgelangt ist, kann sie mit einem gewissen Grade von Mißtrauen betrachtet werden, da es mehr als wahrscheinlich ist, daß er mit Sanchuniathons Werken ebenso verfahren ist, wie mit Manethos synchronistischen Tafeln. Aber nehmen wir an, daß die Identifikation von Sydic, Chronos oder Saturn mit Noah und Melchisedek auf einer der Eusebischen frommen Hypothesen beruht. Nehmen wir sie als eine solche an, zusammen mit Noahs Charakteristik als eines gerechten Mannes, und sein angebliches Gegenstück, den geheimnisvollen Melchisedek, ,,König von Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchsten“, nach ,,seiner eigenen Ordnung“, [131] und schließlich, nachdem wir gesehen haben, was sie alle geistig, astronomisch, psychisch und kosmisch waren, sehen wir jetzt zu, was sie rabbinisch und kabbalistisch wurden. Bei der Besprechung von Adam, Kain, Mars u. s. w. als Personifikationen finden wir den Verfasser der Quelle der Maße eben unsere esoterischen Lehren in seinen kabbalistischen Untersuchungen verkünden. So sagt er: Nun war Mars der Herr der Geburt und des Todes, der Zeugung und Zerstörung, des Pflügens, des Bauens, der Skulptur oder des Steinsehneidens, der Architektur, . . . . schließlich von allem, was unter unserm englischen Worte ARTS (Künste) begriffen ist. Er war das erste Prinzip, das sich in die Modifikation der zwei Gegensätze zur Hervorbringung desintegrierte. Astronomisch, gleichfalls, [132] nahm er die Geburtsstätte des Tages und Jahres ein, die Stelle seines Wachstums an Stärke, Aries, und gleicherweise die Stelle seines Todes, Scorpio. Er hatte das Haus der Venus inne, und jenes des Scorpions. Als Geburt war er Gut; als Tod war er Böse. Als gut war er Licht; als schlecht war er Nacht. Als gut war er Mann, als schlecht war er Weib. Er hatte die Kardinalpunkte inne, und als Kain, oder Vulkan, [133] oder Pater Sadic, oder Melchizadek war er der Herr der Ekliptik oder der Wage oder der Ausgleichslinie, und daher war er Der Gerechte. Die Alten waren der Ansicht, daß es sieben Planeten oder große Götter gebe, die aus dem achten hervorwuchsen, und Pater Sadic, Der Gerechte oder Rechte, war der Herr des achten, welcher Mater Terra war. [134] Dies macht ihre Funktionen, nachdem sie degradiert worden waren, klar genug, und begründet die Wesensgleichheit. Nachdem die noachische Flut, wie sie ihrem toten Buchstaben nach und innerhalb der Periode der biblischen Chronologie beschrieben ist, erwiesenermaßen niemals existiert hat, so muß die fromme, aber sehr willkürliche Annahme des Bischof Cumberland jener Flut in das Land der Dichtung nur nachfolgen. In der That erscheint es jedem unparteiischen Beobachter ziemlich phantastisch, wenn ihm gesagt wird: Es gab zwei verschiedene Rassen von Kabiren; die erste bestand aus Ham und Mizraim, den er als Jupiter und Dionysos von Mnaseas auffaßt; die zweite aus den Kindern von Shem; welche die Kabiren von Sanchoniatho sind, während ihr Vater Sydyk folgerichtig der Shem der Schrift ist. [135] Die Kabirim, die „Mächtigen“, sind wesensgleich mit unseren ursprünglichen Dhyân Chohans, mit den körperlichen und unkörperlichen Pitris, und mit allen den Herrschern und Lehrern der ursprünglichen Rassen, die als die Götter und Könige der göttlichen Dynastien bezeichnet werden. [126] Mythologie de la Grèce Antique, p. 271. [127] Nichts könnte ungeschickter und kindischer sein, sagen wir, als dieser fruchtlose Versuch, die Genealogen von Kain und Seth außer Zusammenhang zu bringen, oder die Gleichheit der Namen unter einer verschiedenen Schreibweise zu verbergen. So hat Kain einen Sohn Enoch, und Seth einen Sohn (auch Enos, Ch‘anoch, Hanoch - man kann thun, was man will, mit unvokalisierten hebräischen Namen). In der kainitischen Linie erzeugt Enoch Irad, Irad Mehujael, der letztere Methusal, und Methusael Lamech. In der sethitischen Linie erzeugt Enoch Kainan, und dieser den Mahalaleel (eine Variation von Mehujael), welcher den Jared (oder Irad) erzeugt; Jared den Enoch (Nummer drei), welcher den Methuselah (von Methusael) zeugt, und schließlich beendet Lamech die Liste. (Siehe Genesis, IV. V.) Diese alle sind nun Symbole (kabbalistisch) von Sonnen- und Mondjahren, von astronomischen Perioden und von physiologischen (phallischen) Funktionen, gerade so wie in irgend einem anderen heidnischen symbolischen Glauben. Dies ist durch eine Anzahl von Schriftstellern bewiesen worden. [128] Siehe Analysis of Ancient Mythology, II. 760. [129] VI. 9. [130] Siehe New Encyclopedia, von Abraham Rees, F. R.S. [131] Siehe Ebräer, V. 6; VII. 1 ff. [132] Der äolische Name von Mars war Arena ([korrekter Abdruck siehe Buch]), und das griechische Ares ([korrekter Abdruck siehe Buch]) ist ein Name, mit dessen etymologischer Bedeutung sich Philologen und Indianisten, Griechisch- und Sankritgelehrte bis zum heutigen Tage vergeblich abgemüht haben. Sehr sonderbarer Weise verbindet Max Müller die beiden Namen Mars und Ares mit der Sanskritwurzel mar, auf die er ihre Ableitung zurückführt, und von der, wie er sagt, der Name der Maruts oder Sturmgötter kommt. Welcker jedoch bietet eine richtigere Etymologie. (Siehe Griech. Götterlehre, I. 415.) Wie immer dem auch sein möge; Etymologien von Wurzeln und Worten allein werden niemals die esoterische Bedeutung vollständig geben, obwohl sie zu nützlichen Vermutungen verhelfen können. [133] Wie derselbe Verfasser zeigt: ,,Eben der Name Vulcain erscheint in der Leseart, denn in den ersten Worten (Gen., IV. 5) findet sich V‘elcain, oder V‘ulcain, entsprechend dem vertieften u-Laute des Buchstaben vau. Aus seinem unmittelbaren Zusammenhange heraus kann es gelesen werden als: ,und der Gott Cain‘ oder Vulcain. Wenn jedoch irgend etwas zur Bestätigung der Cain-Vulcain-Idee abgeht, so sagt Fuerst: [korrekter Abdruck siehe Buch]Kain, die eiserne Spitze einer Lanze, ein Schmied (Grobschmied), Erfinder von scharfen Eisenwerkzeugen und Schmiedewerk‘“ (p. 278). [134] a. a. O., p. 186. [135] Append. De Cabiris ap. Orig. Gent, pp. 364, 376; und die letztere Behauptung auf p. 357. Siehe Fabers Cabiri, I. 8. |