Nun giebt es drei Arten von Licht im Occultismus, sowie in der Kabbalah. 1. Das abstrakte und absolute Licht, welches Finsternis ist; 2. das Licht des Geoffenbart-Ungeoffenbarten, von einigen genannt der Logos; und 3. das letztere Licht reflektiert in den Dhyân Chohans, den kleineren Logois - den Elohim, kollektiv - welche ihrerseits dasselbe auf das objektive Weltall ausgießen. Aber in der Kabbalah - neu herausgegeben und den christlichen Lehrsätzen sorgfältig angepasst von den Kabbalisten des 13. Jahrhunderts - werden die drei Lichter beschrieben als: 1. das klare und durchdringende, das des Jehovah; 2. reflektiertes Licht; und 3. Licht in abstracto.

Das Licht, abstrakt genommen, (in einem metaphysischen oder symbolischen Sinn) ist Alhim (Elohim, Gott), während das klare durchdringende Licht Jehovah ist. Das Licht der Alhim gehört der Welt im allgemeinen an, in ihrer Gänze und allgemeinen Völle, hingegen das Licht des Jehovah ist jenes, welches der wichtigsten Hervorbringung angehört, dem Menschen, in den dieses Licht eindrang und ihn erschuf. [41]

Der Verfasser der Source of Measures verweist den Leser treffend auf Inman´s Ancient Faiths Embodied in Ancient Names, II.. 648. Dortselbst wird eine Abbildung von

der vesica piscis, Maria, und dem weiblichen Emblem, kopiert aus einem Rosenkranze der gelobten Jungfrau Maria, welcher gedruckt wurde zu Venedig, 1542.

und daher, wie Inman bemerkt, „mit Erlaubnis der Inquisition, und infolgedessen orthodox“, dem Leser zeigen, was die lateinische Kirche verstanden hat unter dieser „eindringenden Kraft des Lichtes und den Wirkungen davon“. Wie traurig entstellt - durch ihre stattgefundene Anwendung auf die rohesten anthropomorphischen Vorstellungen - sind unter christlicher Auslegung die edelsten und großartigsten, weil erhabensten, Ideen der östlichen Philosophie von der Gottheit geworden!
Die Occultisten im Osten nennen dieses Licht Daiviprakriti, und die im Westen das Licht des Logos. Es ist das Licht des Logos, die unmittelbare Wiederspiegelung des immer Unerkennbaren auf der Ebene der universalen Offenbarung. Aber hier ist die Erklärung davon, gegeben von den modernen Christen aus der Kabbalah. Wie der soeben angeführte Schriftsteller bemerkt:

Auf die Völle der Welt im allgemeinen mit ihrem hervorragendsten Inhalten, dem Menschen, bezieht sich der Ausdruck Elohim-Jehovas. In Auszügen aus dem Sohar sagt der ehrw. Dr. Cassel (ein Kabbalist) zum Beweise dessen, daß die Kabbalah die Lehre von der Dreieinigkeit aufstellt, unter anderem: „Jehovah ist Elohim (Alhim)“ . . . Durch drei Schritte werden Gott (Alhim) und Jehovah dasselbe, und obwohl getrennt, sind sie ein jedes und zusammengenommen aus demselben Einen. [42]

Auf ähnliche Weise wird Vishnu zur Sonne, dem sichtbaren Symbole der unpersönlichen Gottheit. Vishnu wird geschrieben als „die sieben Regionen des Weltalls mit drei Schritten durchschreitend.“ Aber für die Hindûs ist dies eine exoterische Erzählung, eine äußerliche Lehre und eine Allegorie, während die Kabbalisten es für die esoterische und letzte Bedeutung ausgeben. Doch um fortzufahren:

Nun ist das Licht, wie gezeigt, 20 612 zu 6561. als die richtige Verkündung des integralen und numerischen Verhältnisses des Durchmessers zum Umfange eines Kreises. Gott (Alhim, das ist 31 415 zu Eins, eine modificierte Form des Obigen) ist die Reduktion desselben, um so eine Normaleinheit, Eins zu erhalten, als die allgemeine Grundlage jeder Berechnung und jeder Abmessung. Aber für die Hervorbringung des tierischen Lebens, und für besonderes Zeitmaß, oder das lunare Jahr, jenen Einfluß. welcher die Empfängnis und die embryonale Entwicklung verursacht, müssen die Zahlen des Jehovahmaßes (des „Mensch gleich Jehovah“-Maßes), nämlich 113 zu 355, spezialisiert werden. [43] Aber dieses letztere Verhältnis ist bloß eine modificierte Form von Licht, oder 20612 zu 6561, als ein Pi-Wert, indem es bloß eine Variation desselben ist (d. i. 20612 zu 6561 ist 31415 zu eins, und 355 zu 113 ist 31415 oder Alhim oder Gott), und auf eine solche Art, daß das eine in das andere übergeführt und von dem anderen abgeleitet werden kann:  und dies sind die drei Stufen, mittelst derer die Einheit und Gleichartigkeit der göttlichen Namen gezeigt werden kann. Das heißt, die zwei sind bloß Variationen desselben Verhältnisses, nämlich von pi. Der Zweck dieses Kommentares ist, für die Kabbalah denselben Maßbrauch aufzuweisen, wie er in den drei Bünden der Bibel in Anwendung war, und in den Symbolen der Maurerei, wie soeben bemerkt. [44]

Zuerst also werden die Sephiroth als Licht beschrieben, das heißt, sie selber sind eine Funktion von, thatsächlich dasselbe wie die Offenbarung des Ain Soph; und sie sind dies durch die Thatsache, daß „Licht“ das Verhältnis von 20 612 zu 6561 repräsentiert, als Teil der „Worte“, D B R I M, 41 224, oder, was das Wort betrifft, Dabar, 206 (= 10 Ellen). „Licht“ ist in so hohem Grade der Kehrreim der Kabbalah, was die Erklärung der Sephiroth anbelangt, daß das berühmte Buch über die Kabbalah Sohar oder „Licht“ heißt. In diesem finden wird Ausdrücke von der folgenden Art: „Das Unendliche war vollständig unbekannt und verbreitete kein Licht, bevor der leuchtende Punkt mit Gewalt zur Sichtbarkeit durchbrach.“ „Als Er zuerst die Form annahm (der Krone, oder der ersten Sephira), ließ Er 9 glänzende Lichter daraus hervorgehen, welche, durch dieselbe hindurchscheinend, ein helles Licht nach allen Seiten verbreiteten:“ - das ist, diese 9 mit seiner eins (welche, nach dem Obigen, der Ursprung der 9 war) zusammen bildeten die 10, das ist [Symbolabbildung, siehe Buch], oder [Symbolabbildung, siehe Buch], oder die heilige Zehn (Zahlen oder Sephiroth), oder Jod - und diese Zahlen waren „das Licht“. Gerade so wie im Evangelium des St. Johannes Gott (Alhim, 31 415 zu eins) jenes Licht (29612 zu 6561) war, durch welches (Licht) alle Dinge gemacht waren. [45]

Im Sepher Jetzirah oder der „Zahl der Schöpfung“ wird der ganze Entwicklungsvorgang durch Zahlen gegeben. In seinem „zweiunddreißig Pfaden der Weisheit“ wird die Zahl 3 viermal wiederholt, und die Zahl 4 fünfmal. Daher ist die Weisheit von Gott in Zahlen (Sephrim oder Sephiroth) enthalten, denn Sepher (oder S-ph-r, wenn unvokalisiert) bedeutet „rechnen“. Und daher finden wir auch bei Plato die Behauptung, daß die Gottheit bei der Herstellung des Weltalls „geometrisiert“.


[41] Ebenda, a. a. O.

[42] Ebenda, p. 11.

[43] Siehe Source of Measures, pp. 276 ff., App. VII.

[44] Dieser Satz ist nach der ersten Auflage übersetzt. (Der Übers.)

[45] Art., Masonic Review, pp. 11, 12.