DIE ÄLTESTEN PERSISCHEN ÜBERLIEFERUNGEN ÜBER DEN POLAREN, UND DIE VERSUNKENEN KONTINENTE

Die Legendenlehre konnte die Thatsachen nicht so wirksam aufstellen, daß sie in eine unerkennbare Gestalt gebracht wären. Zwischen den Überlieferungen von Ägypten und Griechenland auf der einen Seite, und Persien auf der anderen - einem Lande, das immer mit den ersteren im Kriege lag - ist eine zu große Ähnlichkeit der Figuren und Zahlen, als daß ein solches Zusammentreffen dem bloßen Zufalle zugeschrieben werden könnte. Dies ist durch Bailly gut bewiesen worden. Halten wir einen Augenblick inne, um diese Überlieferungen aus jeder zugänglichen Quelle zu untersuchen, um so besser jene der Magie mit den sogenannten griechischen „Fabeln“ zu vergleichen.
Jene Legenden  sind jetzt in volkstümliche Erzählungen übergegangen, in den Sagenschatz von Persien, wie so manche wirkliche Erdichtung ihren Weg in unsere Weltgeschichte gefunden hat. Die Geschichten von König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde sind auch allem Anscheine nach Märchen; und doch beruhen sie auf Thatsachen, und gehören der Geschichte von England an. Warum sollte nicht der Sagenschatz von Iran einen wesentlichen Bestandteil der Geschichte und der vorgeschichtlichen Ereignisse der Atlantis bilden? Jene Sagen erzählen wie folgt:
Vor der Erschaffung des Adam lebten zwei Rassen auf Erden, von denen die eine auf die andere folgte; die Devs, welche 7000 Jahre regierten, und die Peris (die Izeds), welche nur 2000 regierten, und zwar während die ersteren noch vorhanden waren. Die Devs waren Riesen, stark und böse; die Peris kleiner an Gestalt, aber weiser und gütiger.
Hier erkennen wir die atlantischen Riesen und die Ârier, oder die Râkshasas des Râmâyana und die Kinder von  Bharata-varsha oder Indien; die Vor- und Nachsintflutler der Bibel.
Gyan (oder Gñan, Jñâna, wahre oder occulte Weisheit und Erkenntnis), auch genannt Gian-ben-Gian (oder Weisheit, Sohn der Weisheit), war der König der Peris. [136] Er hatte einen Schild so berühmt wie den des Achilles, nur diente er nicht gegen einen Feind im Kriege, sondern er diente als ein Schutz gegen schwarze Magie, die Zauberei der Devs. Gian-ben-Gian hatte 2000 Jahre regiert, als es Iblis, dem Teufel, von Gott gestattet wurde, die Peris zu besiegen und sie an das andere Ende der Welt zu zerstreuen. Selbst der magische Schild, der, weil er nach den Prinzipien der Astrologie hergestellt war, Zaubermittel, Hexereien und böse Worte zu nichte machte, vermochte nichts gegen Iblis, welcher ein Werkzeug des Schicksals oder Karma war. [137] Sie zählen zehn Könige in ihrer letzten Hauptstadt mit Namen Khanum, und machen den zehnten, Kaimurath, identisch mit dem hebräischen Adam. Diese Könige entsprechen den zehn vorsintflutlichen Generationen von Königen, wie sie von Berosus gegeben sind.

Wie entstellt diese Legenden sich jetzt auch erweisen, so kann man doch kaum verfehlen, sie mit den chaldäischen, ägyptischen, griechischen und selbst hebräischen Überlieferungen zu identifizieren, denn der jüdische Mythos, obwohl er in seiner Abgeschlossenheit es verschmäht, von praeadamitischen Nationen zu sprechen, läßt es nichtsdestoweniger zu, daß sich klar auf dieselben schließen läßt, indem er Kain - den einen von den zwei einzig lebenden Menschen auf Erden - in das Land Nod entsendet, wo er heiratet und eine Stadt baut. [138]

Wenn wir nun die von den persischen Erzählungen erwähnten 9000 Jahre mit den 9000 Jahren vergleichen, welche nach Platos Erklärung seit dem Versinken der letzten Atlantis vergangen waren, so wird eine sehr seltsame Thatsache augenscheinlich. Bailly machte darauf aufmerksam, aber entstellte es durch seine Auslegung. Die Geheimlehre kann die Zahlen in ihre wahre Bedeutung wieder einsetzen. Wir lesen im Kritias:

Vor allem muß man sich daran erinnern, daß 9000 Jahre vergangen sind seit dem Kriege der Nationen, welche über und außerhalb der Säulen des Herkules wohnten, mit jenen, welche die Länder auf dieser Seite bevölkerten.


[136] Einige leiten das Wort von Paras her, aus dem Pars, Pers, Persien entstand; aber es kann gleichermaßen von Pitaras oder Pitris hergeleitet sein, den indischen Vorfahren der fünften Rasse - den Vätern der Weisheit oder den Söhnen von „Wille und Yoga“ - welche, so wie die göttlichen Pitris der ersten Rasse, Pitaras genannt wurden.

[137] Siehe wegen dieser Überlieferungen die Collection of Persian Legends, im russischen, georgischen, armenischen und persischen; Herbelots erzählende Légendes Persanes, „Bibliothèque Orientale“, p. 298, 387 u. s. w., und Danvillés Mémoires. Wir geben in zusammengefaßter Erzählung, was in Hunderten von Bänden europäischer und asiatischer Sprachen, sowie in mündlichen Überlieferungen zerstreut ist.

[138] Genesis, IV. 16ff.