Was immer sie ihrer geographischen Lage nach sein mögen, ob sie die Berge des Kaukasus oder die von Centralasien sind, die Sage versetzt die Devs und die Peris, weil jenseits dieser Berge, nach dem Norden, wobei die Peris die entfernten Vorfahren der Parsîs oder Farsîs sind. Die orientalische Überlieferung bezieht sich immer auf ein unbekanntes eisiges, düsteres Meer und auf eine dunkle Region, innerhalb derer nichtsdestoweniger die ,,glücklichen Inseln“ gelegen sind, auf denen vom Anbeginne des Lebens auf Erden an die .,Quelle des Lebens“ sprudelt. [150] Die Sage behauptet ferner, daß ein Teil der ersten ,,trockenen Insel“ (Kontinents) sich von dem Hauptkörper abgetrennt und seither ausgedauert habe, jenseits der Berge von Koh-Kaf, ,,dem steinigen Gürtel, der die Welt umgiebt“. Eine Reise in der Dauer von sieben Monaten wird den, der im Besitze von ,,Solimans Ring“ ist, zu jener ,,Quelle“ bringen, wenn er fortfährt, nach Norden zu reisen, gerade vor sich hin, wie der Vogel fliegt. Eine Reise also von Persien gerade nach Norden wird einem entlang den sechzigsten Längenkreis, wenn man sich westlich hält, nach Nowaja Semlja bringen; und vom Kaukasus nach dem ewigen Eise jenseits des Polarkreises würde einen zwischen dem sechzigsten und fünfundfünfzigsten Längengrade oder zwischen Nowaja Semlja und Spitzbergen ans Ziel bringen. Dies natürlich, wenn man das zwölffüßige Pferd des Huschenk oder den beflügelten Simorgh des Tahmurath oder Taimuraz hat, um darauf den arktischen Ozean zu überqueren. [151]

Nichtsdestoweniger werden die fahrenden Sänger von Persien und dem Kaukasus bis zum heutigen Tage behaupten, daß weit jenseits der schneebedeckten Gipfel des Kap oder Kaukasus ein großer, jetzt vor allen verborgener Kontinent liegt; daß er von jenen erreicht werden kann, welche die Dienste des zwölffüßigen Sprosses des Krokodils und des weiblichen Flußpferdes erlangen können, dessen Beine je nach Willen zwölf Flügel werden, [152] oder von jenen, welche die Geduld haben, auf das Gutdünken der Simorgli-Anke zu warten, die versprochen hatte, daß sie vor ihrem Tode den verborgenen Kontinent allen offenbaren und ihn wiederum sichtbar und leicht erreichbar machen werde, mit Hilfe einer Brücke, welche die ozeanischen Devs zwischen jenem Teile der „trockenen Insel“ und ihren abgetrennten Teilen erbauen werden. [153] Dies bezieht sich natürlich auf die siebente Rasse, indem Simorgh der manvantarische Cyklus ist.

Es ist sehr merkwürdig, daß Kosmas Indikopleustes, welcher im sechsten Jahrhundert n. Oh. lebte, immer behauptete, daß der Mensch in einem Lande, ,,jenseits des Ozeans“ geboren worden sei und zuerst gewohnt habe, wofür ihm in Indien durch einen gelehrten Chaldäer ein Beweis gegeben worden war. Er sagt:

Die Länder, in denen wir leben, sind vom Ozean umgeben, aber jenseits jenes Ozeans liegt ein anderes Land, welches die Mauern des Himmels berührt und in diesem Lande wurde der Mensch erschaffen und lebte dort im Paradiese. Während (Tor Sintflut wurde Noah in seiner Arche in das Land gebracht, das seine Nachkommenschaft jetzt bewohnt. [154]

Das zwölfbeinige Roß des Huschenk wurde auf jenem Kontinent, genannt die ,,trockene Insel“, gefunden.

Die ,,christliche Topographie“ des Kosmas Indikopleustes und ihre Verdienste sind wohlbekannt; aber hier wiederholt der gute Vater eine universale Überlieferung, welche jetzt obendrein durch Thatsachen bestätigt worden ist. Jeder Nordmeerreisende vermutet einen Kontinent oder eine ,,trockene Insel“ jenseits der Linie des ewigen Eises. Vielleicht mag jetzt die Bedeutung der folgenden Stelle aus einem der Kommentare klarer werden.

Im ersten Anbeginne des (menschlichen) Lebens war das einzige trockene Land am rechten Ende [155] der Sphäre, wo sie (die Kugel) bewegungslos ist. [156] Die ganze Erde war eine weite Wasserwüste, und die Wasser waren lauwarm . . . . Dort wurde der Mensch geboren auf den sieben Zonen des Unsterblichen, des Unzerstörbaren des Manvantaras. [157] Dort war ewiger Frühling in der Finsternis. (Aber) das, was Finsternis ist für den Menschen von heute, war Licht für den Menschen seiner Morgendämmerung. Dort ruhten die Götter, und herrscht Fohat [158] immer seit damals . . . . So sagen die weisen Väter, daß der Mensch in dem Haupte seiner Mutter (Erde) geboren ist, und daß ihre Füsse am linken Ende die üblen Winde hervorbrachten (erzeugten), welche aus dem Munde des niederen Drachen blasen . . . . Zwischen der Ersten und Zweiten (Rasse) wurde das Ewige Centrale (Land) durch das Wasser des Lebens geteilt. [159]


[150] Herbelot, p. 953; Armenian Tales, p. 35.

[151] Bis zum heutigen Tage nennen die Ureinwohner des Kaukasus ihre Berge Kap-kaz, indem sie den Konsonanten p anstatt des gewöhnlichen v (Kav-kaz oder Kaukasus) gebrauchen. Aber ihre Barden sagen, daß ein schnelles Pferd sieben Monate braucht, um das ,,trockene Land“ jenseits Kaf zu erreichen, wenn es sich nach Norden hält, ohne jemals von seinem Wege abzuweichen.

[152] Bailly glaubte in diesem Pferde ein zwölfruderiges Schiff zu sehen. Die Geheimlehre lehrt, daß die frühe dritte Rasse Boote und Flotillen erbaute, bevor sie Häuser baute. Aber das ,,Pferd“ hat, obwohl es ein viel späteres Tier ist, nichtsdestoweniger eine mehr occulte ursprüngliche Bedeutung. Das Krokodil und das Flußpferd wurden heilig gehalten und repräsentierten göttliche Symbole, sowohl bei den alten Ägyptern, als auch bei den Mexikanern. Poseidon ist im Homer der Gott des Pferdes, und nimmt selber diese Form an, um der Ceres zu gefallen. Arion, ihre Nachkommenschaft, ist einer der Aspekte jenes ,,Pferdes“, welches ein Cyklus ist.

[153] Die abgetrennten Teile müssen Norwegen und andere Länder in der Nachbarschaft des Polarkreises sein.

[154] Kosmas Indikopleustes in Collect. Nova Patrum, t. II. p. 188; siehe auch Journ. des Savants, Suppl. 707, p. 20.

[155] Die beiden Pole werden das ,,rechte“ und ,,linke Ende“ unserer Kugel genannt - das rechte ist der Nordpol - oder das Haupt und die Füße unserer Erde. Jede wohlthätige (astrale und kosmische) Wirkung kommt vom nördlichen, jeder tötliche Einfluß vom südlichen Pol. Sie sind stark verbunden mit der Magie der ,,rechten“ und ,,linken“ Hand und beeinflussen dieselbe.

[156] Je mehr man sich dem Pol nähert, desto weniger wird die Rotation gefühlt; an den eigentlichen Polen ist die tägliche Revolution ganz neutralisiert. Daher der Ausdruck, daß die Sphäre ,,bewegungslos“ ist.

[157] Es wird im Occultismus behauptet, daß das Land oder die Insel, welches den Nordpol wie eine Schädeldecke krönt, das einzige ist, das während des ganzen Manvantaras unserer Runde besteht. Alle centralen Kontinente und Länder werden oftmals der Reihe nach aus dem Meeresgrunde auftauchen, aber dieses Land wird sich niemals verändern.

[158] Man halte sich vor Augen, daß der vedische und avestaische Name von Fohat Apâm-Napât ist. Im Avesta steht er zwischen den Feuer-yazatas und den Wasser-yazatas. Die wörtliche Bedeutung ist ,,Sohn der Wasser“, aber diese ,,Wasser“ sind nicht die uns bekannte Flüssigkeit, sondern Äther - die feurigen Wasser des Raumes. Fohat ist der ,,Sohn von Äther“ in seinem höchsten Aspekt, Âkâsha‘ Mutter-Vater der ursprünglichen Sieben, und von Ton oder Logos. Fohat ist das Licht des Logos.

[159] Dieses ,,Wasser“ ist das Blut oder die Lebensflüssigkeit der Erde, hier verglichen mit einem lebendigen Körper.