Sicherlich, wenn die indischen Purânen eine Beschreibung von Kriegen auf Kontinenten und Inseln geben, die jenseits des westlichen Afrika im atlantischen Ozean gelegen sind, wenn ihre Schriftsteller von Barbaras und anderen Völkern wie z. B. Arabern sprechen - sie, von denen niemals bekannt war, daß sie in den Tagen der phönizischen Schiffahrt die See befahren oder die Kâla-pani, die schwarzen Wasser des Ozeans durchquert hätten - dann müssen diese Purânen älter sein als jene Phönizier, welche auf 2000 bis 3000 Jahre v. Ch. versetzt werden. Auf jeden Fall müssen ihre Überlieferungen älter gewesen sein, [179] denn ein Adept schreibt:

In den obigen Berichten sprechen die Hindûs von dieser Insel als bestehend und von großer Macht; es muß daher vor mehr als elftausend Jahren gewesen sein.

Aber noch ein anderer Beweis kann für das hohe Alter dieser indischen Ârier angeführt werden, welche die letzte überlebende Insel von Atlantis, oder vielmehr von jenem Überreste des östlichen Teiles jenes Kontinents beschrieben, welcher bald nach der Hebung der beiden Amerikas [180] zu Grunde gegangen war - die beiden Varshas von Pushkara. Und sie beschrieben, was sie kannten, denn sie hatten einstmals darauf gewohnt. Dies kann obendrein auf Grund einer astronomischen Berechnung eines Adepten, welcher Wilford kritisiert, gezeigt werden. Daran erinnernd, was jener Orientalist in Betreif des Berges Ashburj vorgebracht hatte, ,,an dessen Fuße die Sonne untergeht“, wo der Krieg zwischen den Devatâs und den Daityas war, [181] sagt er:

Wir wollen also die Breite und Länge der verlorenen Insel und die des übrig bleibenden Berges Ashburj betrachten. Sie war auf der siebenten Stufe der Welt, d. i. im siebenten Klima, (welches zwischen der Breite von 24 Graden und der Breite von 28 Graden im Norden liegt,) . . . Diese Insel, die Tochter des Ozean, wird häufig als im Westen liegend beschrieben; und die Sonne wird dargestellt als am Fuße ihres Berges (Ashburj, Atlas, Teneriffa oder Nila, der Name ist nicht von Bedeutung) untergehend, und den weißen Teufel der ,,weißen Insel“ bekämpfend.

Wenn wir nun diesen Satz von seinem astronomischen Aspekt aus betrachten, so kann, da Krishna die inkarnierte Sonne (Vishnu) ist, ein Sonnengott, und da er den Div-sefid, den weißen Teufel, getötet haben soll - eine mögliche Personifikation der alten Einwohner am Fuße des Atlas - er vielleicht bloß eine Darstellung der senkrechten Sonnenstrahlen sein. Hinwieder werden diese Einwohner, die Atlantiden, wie wir gesehen haben, von Diodorus angeklagt, täglich die Sonne zu verfluchen, und immer ihren Einfluß zu bekämpfen. Dies ist jedoch nur eine astronomische Auslegung. Es wird jetzt bewiesen werden, daß Shankhâsura und Shankha-dvîpa, und ihre ganze Geschichte, auch geographisch und ethnologisch Platos Atlantis in indischem Gewande ist.
Es ist soeben bemerkt worden, daß, nachdem in den purânischen Berichten die Insel noch besteht, diese Berichte älter sein müssen als die 11000 Jahre, welche vergangen sind, seitdem Shankha-dvîpa oder die Poseidonis der Atlantis verschwand. Aber ist es nicht offenbar möglich, daß die Inder die Insel noch früher gekannt haben? Wenden wir uns wieder den astronomischen Darlegungen zu, welche das ganz klar machen, wenn man mit dem erwähnten Adepten annimmt:

Zur Zeit, als der sommerliche tropische ,,Kolur“ durch die Plejaden ging, als Gor Leonis auf dem Äquator lag, und als der Löwe bei Sonnenuntergang senkrecht über Ceylon stand, dann war der Stier zu Mittag senkrecht über der Insel Atlantis.

Dies erklärt vielleicht, warum die Sinhalesen, die Erben der Râkshasas oder Riesen von Lankâ, und die geraden Nachkommen von Sinha oder dem Löwen, in Zusammenhang gebracht wurden mit Shankha-dvîpa oder Poseidonis (Platos Atlantis). Nur muß, wie durch Mackey‘s Sphinxiad gezeigt ist, dies vor ungefähr 23000 Jahren geschehen sein, astronomisch; zu welcher Zeit die Schiefe der Ekliptik eher mehr als 27 Grade gewesen sein, und infolgedessen der Stier über Atlantis oder Shankha-dvîpa hinweggegangen sein muß. Und daß dem so war, ist klar gezeigt. Die Kommentare sagen:

Der heilige Stier Nandi wurde von Bhârata nach Shankha gebracht, um Rishabha (Taurus) jeden Kalpa zu begegnen. Aber als jene von der weißen Insel (die ursprünglich von Shveta-dvîpa herstammten), [182] welche sich mit den Daityas (Riesen) aus dem Lande der Bosheit vermischt hatten, schwarz vor Sünde wurden, da blieb Nandi für immer auf der weißen Insel (oder Shveta-dvîpa) . . . Jene von der vierten Welt (Rasse) verloren AUM.

Asburj, oder Azburj, einerlei ob der Pik von Teneriffa oder nicht, war ein Vulkan, als das Versinken des ,,westlichen Atala“ oder Hölle begann, und jene, die gerettet wurden, erzählten die Geschichte ihren Kindern. Platos Atlantis verging zwischen Wasser unten und Feuer oben; der große Berg spie die ganze Zeit Flammen.

Das "feuerspeiende Ungetüm“ überlebte allein von den Ruinen der unglücklichen Insel.


[179] Wilford sagt über die Einteilung von Atlantis und Bhârata oder Indien, indem er die zwei Berichte und den Priyavrata mit Medhâtithi verwechselt: ,,Diese Teilung wurde von Priyavrata gemacht. . . . Er hatte zehn Söhne, und es war seine Absicht, die ganze Welt gleichmäßig unter sie zu verteilen. . . . . Auf dieselbe Art verteilte Neptun die Atlantis unter seine zehn Söhne: einer von diesen hatte . . . den äußersten Teil der Atlantis“ - was ,,wahrscheinlich der alte Kontinent ist, an dessen äußersten Ende Gades sich befindet . . . Diese Atlantis wurde durch eine Flut überschwemmt; und es scheint, daß wir unter der Atlantis die vorsintflutliche Erde zu verstehen haben, über die zehn Prinzen zu herrschen geboren waren, nach der Mythologie des Westens (und auch des Ostens), von denen aber nur sieben auf dem Thron saßen.“ (a. a. O., VIII. 286.) Einige meinen auch, daß von den sieben Dvîpas sechs durch eine Flut zerstört wurden. Wilford, nimmt an, daß es ,,Gades, welches Spanien einschloß“ sei, aber es war Platos Insel - eher!

[180] Amerika, die ,,neue“ Welt, ist somit zwar nicht viel älter - doch ist es älter - als Europa, die ,,alte“ Welt.

[181] Wenn der Aufenthalt des Div oder Dev-sefid (des Târadaityas) auf der siebenten Stufe war, so ist das, weil er von Pushkara, dem Pâtâla (den Antipoden) Indiens, oder von Amerika kam. Letzteres berührte sozusagen die Mauern der Atlantis, bevor die letztere schließlich versank. Das Wort Pâtâla bedeutet sowohl die antipodischen Länder als auch die infernalen Regionen, und diese wurden in den Ideen und Attributen ebenso wohl als in den Namen synonym.

[182] Weder Atlantis, noch auch Shankha-dvîpa wurde jemals ,,weiße Insel“ genannt. Wenn die Überlieferung sagt, daß ,,die weiße Insel“ schwarz wurde wegen der Sünden des Volkes, so meint sie nur die Bewohner der ,,weißen Insel“, oder von Siddhapura, oder Shveta-dvîpa, welche auf die Atlantis der dritten und vierten Rasse herabstiegen, um ,,die letztere zu beseelen; und welche, nachdem sie sich inkarniert hatten, vor Sünde schwarz“ wurden - eine Redefigur. Alle Avatâre des Vishnu sollen ursprünglich von der weißen Insel gekommen sein. Nach tibetanischer Überlieferung ist die weiße Insel die einzige Örtlichkeit, welche dem allgemeinen Schicksale der anderen Dvîpas entgeht; sie kann weder durch Feuer, noch durch Wasser zerstört werden, denn sie ist das „ewige Land“.