Es ist daher für unsere Sätze sogar nicht verderblich, wenn Sir John Evans behauptet, daß das Schreiben in der Steinzeit unbekannt war. Denn es kann während jener Periode in der fünften arischen Rasse unbekannt gewesen sein, und doch den Atlantiern der vierten in den herrlichen Tagen ihrer höchsten Civilisation vollkommen bekannt gewesen sein. Zur Erklärung dessen dienen die Cyklen des Emporsteigens und Verfallens der Nationen und Rassen.
Wenn uns gesagt wird, daß es schon früher als jetzt Fälle gegeben hat wo die Leichtgläubigen mit litterarischen Fälschungen angeführt worden sind, und daß unser Werk mit Jacolliot‘s Bibel in Indien in eine Reihe gestellt werden kann - obwohl, nebenbei bemerkt, mehr Wahrheiten mit seinen Irrtümern vermengt sind, als sich in den Werken orthodoxer und anerkannter Orientalisten finden - wird die Beschuldigung und Vergleichung uns sehr wenig erschrecken. Wir warten unsere Zeit ab. Selbst der berühmte Ezour Veda des letzten Jahrhunderts, der von Voltaire als ,,die kostbarste Gabe des Ostens an den Westen“ betrachtet wurde und von Max Müller als ,,ungefähr das albernste Buch, das man lesen kann“, entbehrt nicht vollständig der Thatsachen und Wahrheiten. Die Fälle, daß die aprioristischen Ableugnungen von Spezialisten durch nachfolgende Bestätigungen gerechtfertigt worden sind, bilden nur einen unbedeutenden Percentsatz jener, die durch nachfolgende Entdeckungen vollständig bestätigt und bekräftigt worden sind, zur großen Bestürzung der gelehrten Widersacher. Ezour Veda war ein sehr kleiner Zankapfel im Vergleich zu dem Triumph von Sir William Jones, Anquetil Duperron, und anderen in Sachen des Sanskrit und seiner Litteratur. Solche Thatsachen werden von Prof Max Müller selbst berichtet, welcher bei Besprechung der damit in Zusammenhang stehenden Schlappe von Dugald Stewart & Co. erklärt:

Wenn die Thatsachen in Bezug auf das Sanskrit wahr waren, so war Dugald Stewart zu weise, um nicht einzusehen, daß die aus ihnen gezogenen Schlüsse unvermeidlich waren. Er leugnete daher die Thatsächlichkeit einer solchen Sprache wie des Sanskrit ganz und gar, und schrieb seinen berühmten Aufsatz, um zu beweisen, daß das Sanskrit nach dem Muster des Griechischen und Lateinischen zusammengestellt worden sei, von jenen Erzfälschern und Lügnern, den Brahmanen, und daß die ganze Sanskritlitteratur ein Betrug sei. [11]

Die Schreiberin ist ganz willig und stolz darauf, sich in der Gesellschaft dieser Brahmanen und anderer historischer „Lügner“ zu befinden, nach der Meinung unserer modernen Dugald Stewarts. Sie hat zu lange gelebt, und ihre Erfahrung ist zu mannigfach und persönlich gewesen, als daß sie nicht zum mindesten etwas von der menschlichen Natur wissen sollte. ,,Wenn du zweifelst, halte dich zurück“, sagt der weise Zoroaster, dessen kluger Satz sich in jedem Falle durch tägliches Leben und Erfahrung bestätigt findet. Doch erweist sich dieser Weise aus vergangenen Zeiten gleich dem heiligen Johannes dem Täufer als Prediger in der Wüste, in Gesellschaft eines modernen Philosophen, nämlich Bacon, welcher dasselbe unschätzbare Stück praktischer Weisheit darbietet, wo er sagt:

Wenn ein Mensch bei der Betrachtung (bei irgend einer Erkenntnisfrage, fügen wir hinzu) mit Gewißheiten beginnt, wird er in Zweifeln enden; aber wenn er sich begnügt, mit Zweifeln zu beginnen, wird er in Gewißheiten enden.

Mit diesem Stück Rates von dem Vater der englischen Philosophie an die Vertreter der britischen Skepsis sollten wir die Erörterung schließen, aber unsere theosophischen Leser haben Anrecht auf ein letztes Stück occulter Belehrung.
Genug ist gesagt worden, um zu zeigen, daß die Entwicklung im allgemeinen, die Ereignisse, die Menschheit, und alles übrige in der Natur in Cyklen fortschreitet. Wir haben von sieben Rassen gesprochen, von denen fünf ihre irdische Laufbahn nahezu vollendet haben, und haben behauptet, daß jede Wurzelrasse mit ihren Unterrassen und zahllosen Familienabteilungen und Stämmen gänzlich verschieden von der ihr vorhergehenden und nachfolgenden Rasse war. Dem wird auf Grund einer regelmäßigen Erfahrung in Sachen der Anthropologie und Ethnologie widersprochen werden. Der Mensch ist - ausgenommen in Farbe und Typus, und vielleicht einem Unterschied in Besonderheiten des Antlitzes und im Schädelraum - unter jedem Klima und in jedem Weltteile immer derselbe gewesen, sagen die Naturforscher; ja selbst seiner Statur nach - dies, indes sie behaupten, daß der Mensch von demselben unbekannten Ahnen abstammt, wie der Affe; eine Behauptung, welche logisch unmöglich ist, ohne eine unbegrenzte Veränderlichkeit der Gestalt und Form seit seiner ersten Entwicklung zu einem Zweifüßer. Die sehr logischen Personen, die beide Sätze behaupten, sind zu ihren widersinnigen Anschauungen zu begrüßen. Wiederum wenden wir uns nur an jene, welche, die allgemeine Herleitung der Mythen aus der ,,Betrachtung der sichtbaren Wirkungen der äußeren Natur“ bezweifelnd, denken, es sei:

weniger schwer zu glauben, daß diese wunderbaren Geschichten von Göttern und Halbgöttern, von Riesen und Zwergen, von Drachen und Ungeheuern jeglicher Beschreibung Umwandlungen sind, als zu glauben, daß sie Erfindungen sind.

Nur solche ,,Umwandlungen“ in der physischen Natur, sowie im Gedächtnisse und den Vorstellungen unserer gegenwärtigen Menschheit lehrt die Geheimlehre. Sie stellt die rein spekulativen Hypothesen der modernen Wissenschaft, die auf der Erfahrung und den exakten Beobachtungen von kaum ein paar Jahrhunderten beruhen, der ununterbrochenen Überlieferung und Aufzeichnung ihrer Heiligtümer gegenüber; und, indem sie jenes Gewebe spinnwebartiger Theorien hinwegfegt, das in der Finsternis ausgesponnen wurde, die eine Periode von kaum ein paar Jahrtausenden bedeckt, welche die Europäer ihre ,,Geschichte“ nennen, sagt die alte Wissenschaft zu uns: Höret nun meine Lesart von den Erinnerungen der Menschheit.


[11] Science of Language, p. 168.