Die Kabbalisten lehren die Existent von vier verschiedenen Adamen, oder die Umwandlung von vier aufeinanderfolgenden Adamen, den Emanationen aus der Dyuknah, oder dem göttlichen Phantom des himmlischen Menschen, einer etherischen Kombination von Neshamah, der höchsten Seele oder Geist; dieser Adam hat natürlich weder einen groben menschlichen Körper, noch einen Begierdenkörper. Dieser Adam ist das Vorbild (Tzure) des zweiten Adam. Daß sie unsere fünf Rassen repräsentieren, ist sicher, wie jedermann aus ihrer Beschreibung in der Kabbalah sehen kann. Der erste ist der Vollkommene Heilige Adam, „ein Schatten, welcher verschwand“ (die Könige von Edom), hervorgebracht aus dem göttlichen Tzelem (Bild); der zweite ist der Protoplastische Androgyne Adam des zukünftigen irdischen und getrennten Adams; der dritte Adam ist der aus „Staub“ gemachte Mensch (der erste, Unschuldige Adam); und der vierte ist der vermeintliche Vorvater unserer Rasse - der Gefallene Adam. Man sehe jedoch die wunderbar klare Beschreibung derselben in Isaac Myer`s Qabbalah. Er giebt nur vier Adame, wegen der Könige von Edom, ohne Zweifel, und fügt hinzu:

Der vierte Adam .... war bekleidet mit Haut, Fleisch, Nerven u.s.w. Dies entspricht dem niederen Nephesh und Guff, d.i. Körper, vereinigt. Er hat die tierische Kraft der Fortpflanzung und Erhaltung der Art. [11]

Dies ist die menschliche Wurzelrasse.
Gerade an diesem Punkt, weichen die modernen Kabbalisten - durch die langen Generationen christlicher Mystiker irregeführt, die an den kabbalistischen Aufzeichnungen so oft sie konnten unberufene Änderungen vorzunehmen suchten - von den Occultisten in ihren Auslegungen ab, und nehmen den späteren Gedanken für die frühere Idee. Die ursprüngliche Kabbalah war gänzlich metaphysisch, und hatte keine Beziehung zu tierischen oder irdischen Geschlechtern; die spätere Kabbalah hat das göttliche Ideal unter dem schweren phallischen Element erstickt. Die Kabbalisten sagen: „Gott machte den Menschen männlich und weiblich“. Der Verfasser der Qabbalah sagt:

Bei den Qabbalisten wird die Notwendigkeit fortgesetzter Erschaffung und Existenz die Wage genannt. [12]

Und da sie ohne diese „Wage“ ist, verbunden mit Maqom (dem geheimnisvollen „Orte“), [13] so wird sogar die erste Rasse, wie wir gesehen haben, von den Söhnen des fünften Adams nicht anerkannt. Von dem höchsten himmlischen Menschen, dem Oberen Adam, welcher „männlich-weiblich“ oder androgyn ist, bis herab zu dem Adam von Staub, sind diese personifizierten Symbole alle mit Geschlecht und Fortpflanzung verknüpft. Bei den östlichen Occultisten ist es gänzlich entgegengesetzt. Die geschlechtliche Beziehung betrachten sie als ein „Karma“, das nur der weltlichen Beziehung des Menschen angehört, der von Täuschung beherrscht wird, als ein Ding, das in dem Augenblick beiseite gesetzt wird, als die Person „weise“ wird. Sie betrachteten es als einen höchst glücklichen Umstand, wenn der Guru (Lehrer) in seinem Schüler eine Eignung für das reine Leben des Brahmâchârya fand. Ihre dualen Symbole waren für sie bloß die poetische Verbildlichung der erhabenen Wechselbeziehung der schöpferischen kosmischen Kräfte. Und diese ideale Vorstellung findet sich wie ein goldener Strahl über jedem noch so groben und wunderlichen Idol glänzend, in den dicht gefüllten Galerien der düstern Tempel von Indien und anderen Mutterländern der Kulte.

Dies wird in der folgenden Abteilung gezeigt werden. Unterdessen mag hinzugefügt werden, daß bei den Gnostikern der zweite Adam auch aus dem Ursprünglichen Menschen, dem ophitischen Adamas emaniert, „nach dessen Bilde er gemacht ist“; der dritte aus diesem zweiten - ein Androgyne. Der letztere wird in dem sechsten und siebenten Paare der mann-weiblichen Aeonen symbolisiert, in Amphain-Essumen ([korrekter Abdruck siehe Buch]), und Uananin-Lamertade ([korrekter Abdruck siehe Buch]) - Vater und Mutter [14] - während der vierte Adam, oder die vierte Rasse durch ein priapisches Ungetüm dargestellt ist. Das letztere - eine nachchristliche Phantasie - ist die entartete Kopie des vorschristlichen gnostischen Symbols von dem „Guten“, oder „Ihm, welcher schuf, bevor irgend etwas existierte“, von dem himmlischen Priapus - in Wirklichkeit geboren von Venus und Bacchus, als der Gott von seinem Zuge nach Indien zurückkehrte, denn Venus und Bacchus sind die Nach-Typen von Aditi und dem Geiste. Der spätere Priapus, der jedoch eins ist mit Agathodämon, dem gnostischen Heiland und selbst mit Abraxas, ist nicht mehr die Glyphe für abstrakte schöpferische Kraft, sondern symbolisiert die vier Adame oder Rassen, während die fünfte durch die fünf Zweige, die von dem Baum des Lebens abgehauen sind, auf dem der alte Mann steht, auf den gnostischen Gemmen, dargestellt sind. Die Zahl der Wurzelrassen wurde in den alten griechischen Tempeln durch die sieben Vokale aufgezeichnet, von denen fünf in den Initiationshallen der Heiligtümer in einem Paneel eingerahmt waren. Die ägyptische Glyphe dafür war eine Hand mit fünf ausgespreitzten Fingern, wobei der fünfte oder kleine Finger nur halb ausgewachsen war, und auch fünf „N`s“ - Hieroglyphen, die für diesen Buchstaben stehen. Die Römer gebrauchten die fünf Vokale A E I O U in ihren Tempeln; und dieses archaische Symbol wurde während des Mittelalters von dem Hause Hapsburg als ein Wahlspruch angenommen. Sic transit gloria!


[11] a.a.O., pp, 418, 419.

[12] Ebenda, p. 118

[13] Einfach der Schoß, das „Allerheiligste“ bei den Semiten.

[14] Siehe die Valentinianische Tabelle bei Epiphanius, Adv. Haer., 1. XXXI.2.