Carlyle hat weise Worte für diese beiden Nationen. Bei den indischen Âriern - dem metaphysischesten und geistigsten Volke auf Erden - ist, nach seinen Worten, die Religion immer gewesen: ein immerwährender Leitstern, der um so heller am Himmel strahlt, je dunkler hier auf Erden die Nacht um ihn wird. Die Religion des Hindu macht ihn los von dieser Erde; daher ist selbst jetzt noch das Kuhsymbol eines der großartigsten und am meisten philosophischen unter allen anderen in seiner inneren Bedeutung. Auf die „Meister“ und „Herren“ der europäischen Mächte, die Israeliten, passen gewisse Worte von Carlyle noch wunderbarer; für sie ist: die Religion ein weisen kluges Gefühl, begründet auf bloßer Berechnung - und so war sie von ihrem Anbeginn an. Nachdem sie sich damit belastet haben, fühlen sich die christlichen Nationen verpflichtet, sie zu verteidigen und dichterisch aufzufassen, auf Kosten aller anderen Religionen. Aber nicht so war es bei den alten Nationen. Für sie
bedeutete der gangförmige Eingang und der Sarkophag in der Königskammer
Wiedergeburt - nicht Zeugung. Es war das erhabenste Symbol, ein Allerheiligstes
in der That, in dem unsterbliche Hierophanten und „Söhne Gottes“ geschaffen
wurden - niemals sterbliche Menschen und Söhne von Lust und Fleisch, wie
jetzt in dem verborgenen Sinne des semitischen Kabbalisten. Der Grund
für die Verschiedenheit in den Anschauungen der beiden Rassen ist leicht
zu erklären. Der ârische Hindû gehört zu den ältesten jetzt auf Erden
vorhandenen Rassen; der semitische Hebräer zu den spätesten. Der erstere
ist nahezu eine Million Jahre alt; der letztere ist eine kleine Unterrasse
mit einem Alter von etwa 8000 Jahren und nicht mehr.
[36] Es wird uns gesagt, daß genau dasselbe mit unserem Brahmâ – Prajâpati, mit Osiris und allen anderen schöpferischen Göttern der Fall ist. Ganz so, wenn ihre Riten exoterisch und äußerlich beurteilt werden; das Gegenteil, wenn ihre innere Bedeutung entschleiert wird, wie wir sehen. Das indische Lingam ist wesensgleich mit Jakobs „Pfeiler“ - ganz unleugbar. Aber der Unterschied scheint, wie gesagt, in der Thatsache zu bestehen, daß die esoterische Bedeutung des Lingam zu wahrhaft heilig und metaphysisch war, als daß sie den Profanen und den Gemeinen hätte geoffenbart werden können; daher wurde ihr oberflächlicher Schein den Spekulationen der Menge überlassen. Auch würden der ârische Hierophant und Brâhmane in ihrer stolzen Abgeschlossenheit und der Zufriedenheit ihres Wissens sich nicht der Mühe unterzogen haben, seine ursprüngliche Nacktheit unter schlau ersonnenen Fabeln zu verbergen; während der Rabbi, nachdem er das Symbol seinen eigenen Neigungen angemessen erklärt hatte, die rohe Bedeutung verschleiern mußte; und dies diente einem doppelten Zwecke - dem, sein Geheimnis für ihn selbst zu erhalten, und, sich in seinem angeblichen Monotheismus über die Heiden zu erheben, die zu hassen ihm sein Gesetz gebot [37] - ein Gebot, das jetzt auch von den Christen freudig angenommen wird, trotz eines anderen und späteren Gebotes: „Liebet einander“. Indien sowie Ägypten hatten und haben beide ihre heiligen Lotusse, die dasselbe „Allerheiligste“ symbolisieren - den im Wasser wachsenden Lotus, ein doppeltes weibliches Symbol - den Träger seines eigenen Samens und die Wurzel von allem. Virâj und Horus sind beide männliche Symbole, die aus der androgynen Natur emanieren, der eine aus Brahmâ und seinem weiblichen Gegenstück Vâch, der andere aus Osiris und Isis - niemals aus dem Einen Unendlichen Gotte. In den jüdisch-christlichen Systemen ist es anders. Während der Lotus, welcher Brahmâ, das Weltall enthält, dargestellt wird als hervorwachsend aus dem Nabel des Vishnu, dem centralen Punkte in den Wassern des Unendlichen Raumes, und während Horus aus dem Lotus des himmlischen Nils entspringt - werden alle diese abstrakten pantheistischen Ideen in der Bibel verkrüppelt und irdisch konkret gemacht. Man ist beinahe geneigt zu sagen, daß sie in ihrer esoterischen Wiedergabe gröber und noch anthropomorphischer sind, als in ihrer exoterischen. Man nehme als Beispiel dasselbe Symbol, selbst in seiner christlichen Anwendung - die Lilien in der Hand des Erzengels Gabriel. [38] Im Hindûismus ist das „Allerheiligste“ eine universale Abstraktion, dessen handelnde Personen der Unendliche Geist und die Natur sind; im christlichen Judaismus ist es ein persönlicher Gott, außerhalb jener Natur, und der menschliche Schoß - Eva, Sahra u.s.w.; somit ein anthropomorphischer phallischer Gott, und sein Bild - der Mensch. [36] Genau gesprochen sind die Juden eine künstliche ârische Rasse, geboren in Indien, und zugehörig zu der kaukasischen Abteilung. Niemand, der mit den Armeniern und Parsen bekannt ist, kann verfehlen, in den dreien denselben ârischen, kaukasischen Typus zu erkennen. Von den sieben ursprünglichen Typen der fünften Rasse sind jetzt auf der Erde nur drei noch übrig. Wie Prof. W. H. Flower im Jahre 1885 zutreffend sagte: „Ich kann mich der Schlußfolgerung nicht widersetzen, zu der verschiedene Anthropologen so oft gelangt sind – daß der ursprüngliche Mensch, was immer er auch gewesen sein möge, sich im Verlaufe der Zeitalter in drei äußerste Typen geteilt habe, die repräsentiert sich durch den Kaukasier von Europa, den Mongolen von Asien, und den Äthiopier von Afrika, und daß alle existierenden Individuen der Spezies um diese Typen angeordnet werden können.“ (Ansprache des Präsidenten an das Anthropologische Institut von Großbitannien u.s.w.). Wie kann es anders sein in Anbetracht dessen, daß unsere Rasse ihre fünfte Unterrasse erreicht hat? [37] So oft auf solche Analogien zwischen den Heiden und den Juden, und später den Christen hingewiesen wurde, war es die unveränderliche Gewohnheit der letzteren, zu sagen, daß es das Werk des Teufels war, welcher die Heiden zwang, die Juden nachzuahmen, um der Religion des einen, wahren lebendigen Gottes einen Schimpf anzuhängen. Dazu sagt Faber sehr richtig: „Einige haben sich vorgestellt., daß die Heiden knechtische Nachahmer der Israeliten waren, und daß jeder Punkt der Ähnlichkeit aus den mosaischen Einrichtungen entlehnt war. Aber diese Theorie wird durchaus nicht das Problem lösen. Sowohl deshalb, weil wir eben dieselbe Ähnlichkeit in den Ceremonien von Nationen finden, die weit von Palästina entfernt waren, ebenso wie in den Riten jener, die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft sind, als auch, weil es unglaublich erscheint, daß alle von einer entlehnt haben sollen, die allgemein mißliebig und verachtet war.“ (Pagan Idolatry, I. 104.) [38] Lukas, I. 28 |