Somit wird behauptet, daß mit Rücksicht auf den Inhalt der Bibel eine von zwei Hypothesen zugestanden werden muß. Entweder lag hinter dem symbolischen Stellvertreter Jehovah die Unbekannte, Unerkennbare Gottheit, der kabbalistische Ain Suph; oder die Juden sind von Anfang an nichts Besseres gewesen als die buchstäblichen Lingamverehrer [39] des heutigen Indiens. Wir sagen, daß das erstere der Fall war; und daß daher die geheime oder esoterische Verehrung der Juden derselbe Pantheismus war, der den Vedântaphilosophen heutzutage zum Vorwurfe gemacht wird; Jehovah war ein Stellvertreter für Zwecke eines exoterischen nationalen Glaubens, und hatte keine Wichtigkeit oder Wirklichkeit in den Augen der gebildeten Priester und Philosophen - der Sadducäer, der verfeinertsten und gelehrtesten aller israelitischen Sekten, die als ein lebendiger Beweis dafür dastehen, mit ihrer verachtungsvollen Verwerfung eines jeden Glaubens, mit Ausnahme des Gesetzes. Denn wie konnten jene, welche das erstaunliche System, das jetzt als die Bibel bekannt ist, ersonnen hatten, oder ihre Nachfolger, welche wußten, so wie es alle Kabbalisten wissen, daß es als eine volkstümliche „Maske“ ersonnen war - wie konnten sie, fragen wir, Verehrung empfinden für ein solches phallisches Symbol und für eine Zahl, als welche Jehovah ganz unleugbar in den kabbalistischen Werken nachgewiesen ist? Wie konnte irgend einer, der des Namens eines Philosophen würdig war und die wirklich geheime Bedeutung ihrer „Pfeiler des Jakob“, ihrer Bethels, ihrer ölgesalbten Phalli, und ihrer „ehernen Schlange“ kannte, ein so rohes Symbol verehren und ihm dienen, darinnen ihren „Bund“ sehend - den Herrn Selbst! Möge sich der Leser der Gemara Sanhedrim zuwenden und urteilen. Wie verschiedene Schriftsteller gezeigt haben, und wie in Hargrave Jennings` Phallicism brutal festgestellt wird:

Wir wissen aus den jüdischen Aufzeichnungen, daß die Lade eine Steintafel enthielt; und wenn gezeigt werden kann, daß dieser Stein phallisch war, und doch identisch mit dem heiligen Namen Jehovah oder Yeboyah, welcher in unpunktiertem Hebräisch mit vier Buchstaben geschriebenen J-E-V-E ist oder J-H-V-H ist (das H ist bloß ein Hauchlaut und dasselbe wie E). Dieses Verfahren lässt uns die beiden Buchstaben I und V (oder in einer anderen von seinen Formen U) übrig; wenn wir dann das I in  das U setzen, so haben wir das „Allerheiligste“; wir haben auch die Linga und Yoni und Argha der Inder, den Iswarra (îshvara) oder „höchsten Herrn“; und hier haben wir das ganze Geheimnis seiner mystischen oder erzhimmlischen Bedeutung, in sich selbst bestätigt durch seine Wesensgleichheit mit dem Linyoni (?) der Bundeslade. [40]

Die biblischen Juden des heutigen Tages datierten nicht von Moses, sondern von David - selbst wenn man die Gleichheit der alten und echten mit den späteren und umgestalteten mosaischen Rollen zugesteht. Vor jener Zeit ist ihre Nationalität in den Nebeln vorgeschichtlicher Finsternis verloren, wovon nunmehr der Schleier soweit weggezogen wird, als wir Raum dafür haben. Erst auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft kann das alte Testament zurückgeführt werden, von der mildesten Kritik, als die annähernd richtigen Anschauungen, die über die Tage des Moses im Umlauf waren. Selbst so fanatische Christen und Jehovahverehrer wie der Ehrw. Herr Horne, müssen die zahlreichen Wandlungen und Veränderungen zugestehen, die von den späteren Kompilatoren des „Buches Gottes“ vorgenommen wurden, nachdem es von Hilkiah gefunden worden war [41] , und seit        

Der Pentateuch aus den ursprünglichen oder älteren Urkunden entstand mit Hilfe einer ergänzenden.

Die elohistischen Texte wurden 500 Jahre nach Moses wiedergeschrieben; die jehovistischen 800, auf Grund der biblischen Zeitrechnung selbst. Daher wird behauptet, daß die Gottheit, dargestellt als das Zeugungsorgan in ihrer Pfeilerform, und als ein Symbol des doppeltgeschlechtigen Organes in dem Zahlenwerte der Buchstaben ihres Namens - des Yod, [korrekter Abdruck siehe Buch], oder „Phallus“, und des He, [korrekter Abdruck siehe Buch], der “Öffnung” oder des “Schoßes” nach dem kabbalistischen Gewährsmanne - von viel späterem Datum ist als die Elohimsymbole, und den heidnischen exoterischen Riten entlehnt ist; und Jehovah steht somit auf einer Stufe mit den Lingam und Yoni, die sich an jeder Straßenseite in Indien finden.


[39] Ihre geweihten Pfeiler (unbehauenen Steine), die von Abraham und Jakob errichtet waren, waren Lingams.

[40] a.a.O., p. 67.

[41] Siehe Einleitung zum Alten Testament und auch Bischof Colenso`s Elohistische und Jehovistische Schriftsteller (engl.).