Obendrein beruhen weder die chaldäische noch die biblische Flut mit ihren Geschichten von Xisuthrus und Noah auf der universalen, oder auch nur auf der atlantischen Flut, die in der indischen Allegorie vom Vaivasvata Manu erzählt ist. Sie sind die auf den esoterischen Mysterien von Samothrake beruhenden exoterischen Allegorien. Wenn die älteren Chaldäer die in den purânischen Legenden verborgene Wahrheit gekannt haben, so wußten die anderen Nationen nur von dem samothrakischen Mysterium und allegorisierten dieselbe. Sie paßten es ihren astronomischen und anthropologischen, oder vielmehr phallischen Begriffen an. Von Samothrake ist historisch bekannt, daß sie im Altertume berühmt war wegen einer Flut, welche das Land überschwemmte und die Spitzen der höchsten Berge erreichte; ein Ereignis, welches vor der Argonautenzeit stattfand. Sie wurde ganz plötzlich von Wassern aus dem Schwarzen Meere überflutet, welches bis dahin als ein See betrachtet worden war. [10] Aber die Isrealiten hatten weiter eine andere Legende, um darauf ihre Allegorie aufzubauen, die Legende von der Flut nämlich, welche die gegenwärtige Wüste Gobi zum erstenmale in einen See verwandelte, vor etwa 10 000 oder 12 000 Jahren, und die vielen Noahs mit ihren Familien in die umliegenden Berge trieb. Da die babylonischen Berichte bloß jetzt aus Hunderttausenden von Bruchstücken zusammengesetzt sind, - der Erdhügel von Kouyunjik allein hat durch Layards Ausgrabungen mehr als zwanzigtausend Fragmente von Inschriften ergeben  so sind die hier angeführten Beweise verhältnismäßig dürftig; aber so wie sie sind, bestätigen sie nahezu jede von unseren Lehren, drei zum allermindesten ganz sicherlich.

Diese sind:

1. Daß die Rasse, welche als erste in die Zeugung verfallen sollte, eine dunkle Rasse (zalmat-qaqadi) war, welche sie die Adamu oder dunkle Rasse nennen, und daß Sarku oder die lichte Rasse für eine lange Zeit noch in der Folge rein blieb.

2. Daß  die Babylonier zwei Hauptrassen zur Zeit des Falles anerkannten, während die Rasse der Götter, die etherischen Doppelgänger der Pitris, diesen beiden vorangegangen war. Dies ist Sir H. Rawlinson´s Ansicht. Diese Rassen sind unsere zweite und dritte Wurzelrasse.

3. Daß  die sieben Götter, von denen jeder einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen schuf, die „eingekerkerten oder inkarnierten Götter“ waren. Diese Götter waren: der Gott Zi; der Gott Zi-ku, edles Leben, Vorsteher der Reinheit; der Gott Mir-ku, edle Krone, „Erretter vom Tode der (später) eingekerkerten Götter“, und Schöpfer der „dunklen Rasse, welche seine Hand gemacht hat“: der Gott Libzu, „weise unter den Göttern“; der Gott Nissi; der Gott Suhhab; und Hea oder Sa, ihre Zusammenfassung, der Gott der Weisheit und der Tiefe, identifiziert mit Oannes-Dagon, zur Zeit des Falles, und kollektiv der Demiurg oder Schöpfer genannt. [11]

In den babylonischen Fragmenten sind zwei sogenannte „Schöpfungen“ und da die Genesis sich daran hielt, so finden wir ihre ersten zwei Kapitel unterschieden als die elohitische und die jehovitische Schöpfung. Ihre richtige Ordnung ist jedoch weder in diesen, noch in irgendwelchen anderen exoterischen Berichten enthalten. Nun beziehen sich diese „Schöpfungen“ nach den occulten Lehren die eine auf die Bildung der ursprünglichen sieben Menschen durch die Vorfahren, die Pitris oder Elohim, und die andere auf die der menschlichen Gruppen nach dem Falle.

Alles dieses wird im Verlaufe unseres Fortschreitens im Lichte der Wissenschaft und von den Schriften aller altern Nationen, einschließlich der Bibel entnommenen Vergleichungen untersucht werden. Unterdessen, bevor wir uns der Anthropogenesis der vorhistorischen Rassen zuwenden, mag es von Nutzen sein, sich über die Namen zu einigen, die den Festländern gegeben werden sollen, auf denen die großen Rassen, die unserer adamischen Rasse vorangingen, geboren wurden, lebten und starben. Ihre archaischen und esoterischen Namen waren zahlreich und änderten sich mit der Sprache der Nation, welche sie in ihren Annalen und Schriften erwähnte. Was im Vendidâd, z.B. als Airyana Vaêjô [12] bezeichnet wird, wo der ursprüngliche Zoroaster [13] geboren war, wird in der purânischen Litteratur Shveta Dvîpa, Berg Meru, der Aufenthalt des Vishnu u. s. w. genannt und in der Geheimlehre heißt es einfach das „Land der Götter“ unter ihren Führern, den „Geistern dieses Planeten“.

Daher wird es in Anbetracht der möglichen und sogar sehr wahrscheinlichen Verwirrung, die entstehen kann, für zweckdienlicher gehalten, für jeden der vier beständig erwähnten Kontinente einem dem gebildeten Leser vertrauteren Namen anzunehmen. Es wird daher vorgeschlagen, den ersten Kontinent, oder vielmehr das erste Festland, auf dem die erste Rasse von den göttlichen Vorfahren evolviert wurde, zu nennen:

I. Das Unvergängliche Heilige Land.

Der Grund für den Namen ist der, daß behauptet wird, daß diese „unvergängliche heilige Land“ niemals das Schicksal der anderen Kontinente teilte, weil es das einzige ist, dessen Bestimmung es ist, vom Anbeginne bis zum Ende des Manvantara durch eine jede Runde zu dauern. Es ist die Wiege des ersten Menschen und die Wohnung des letzten göttlichen Sterblichen, der als Shishta zum zukünftigen Samen der Menschheit auserwählt ist. Über dieses geheimnisvolle und heilige Land kann sehr wenig gesagt werden, ausgenommen vielleicht, daß, nach einem poetischen Ausdrucke in einem der Kommentare, der „Polarstern sein wachsames Auge auf ihm von der Morgen [14] Dämmerung bis zum Ende des Zwielichtes eines Tages des Großen Atems ruhen hat.“

II. Der hyperborëische Kontinent.

Dies wird der für den zweiten Kontinent gewählte Namen sein, für das Land, welches seine Vorgebirge südwärts und westwärts von dem Nordpole erstreckte, um die zweite Rasse zu empfangen und das Ganze dessen, was heute als Nordasien bekannt ist, in sich schloß. So lautete der Name, den die ältesten Griechen der weitentfernten und geheimnisvollen Gegend gaben, wohin ihre Überlieferungen Apollo, den Hyperborëer, jedes Jahr reisen ließ. Astronomisch ist Apollo natürlich die Sonne, welche, ihre hellenischen Heiligtümer verlassend, es liebte, alljährlich dieses weitentfernte Land zu besuchen, wo, wie man sagte, die Sonne während der einen Hälfte des Jahres niemals unterging.

[korrekter Abdruck siehe Buch]

sagt ein Vers in der Odyssee. [15]

Aber historisch oder besser vielleicht ethnologisch und geologisch, ist die Bedeutung eine andere. Das Land der Hyperborëer, die Gegend, welche sich erstreckte jenseits des Boreas, des kaltherzigen Gottes der Schneefälle und Stürme, welcher es liebte, auf der Bergkette Ripäus tief zu schlafen, war weder ein eingebildetes Land, wie die Mythologen vermuten, noch auch ein Land in der Nachbarschaft von Skythien und der Donau. [16] Es war ein wirklicher Kontinent, ein aufrichtig gemeintes Land, welches in jenen frühen Tagen keinen Winter kannte, und dessen traurige Überreste selbst heute noch nicht mehr als eine Nacht und einen Tag im Laufe des Jahres haben. Die nächtlichen Schatten fielen niemals auf dasselbe, sagten die Griechen, denn es ist das „Land der Götter“, der Lieblingsaufenthalt Apollos, des Gottes des Lichtes und seine Einwohner sind seine geliebten Priester und Diener. Dies mag jetzt als eine poetische Dichtung betrachtet werden; aber damals was es dichterisch gestaltete Wahrheit.


[10] Siehe Plinius, IV, c. 12; Strabo 10; Herodot VII, c. 109; Pausanias, VII, c. 4, u. s. w.

[11] Chaldean Account of Genesis, p. 82.

[12] Siehe Bun-Dehesh, 79, 12.

[13] Unter „ursprünglich“ meinen wir den Amshaspend, genannt „Zarâthushtra, der Herr und Lenker des von Yima in diesem Lande gemachten Vara“. Es gab verschiedene Zarathushtras oder Zertusts, der Dabistan allein zählt dreizehn auf; aber diese waren alle Reinkarnationen des ersten. Der letzte Zoroaster war der Begründer des Feuertempels von Azareksh und der Verfasser der Werke über die ursprüngliche heilige magische Religion, welche Alexander zerstört hat.

[14] In Indien genannt ein „Tag des Brahmâ“.

[15] X. 86.

[16] Siehe Volcker, Mythological Geography, pp. 145 bis 170.