Die Zeit ist zu weit vorgeschritten für die Behauptung, daß Enoch aus dem Neuen Testamente entlehnt hat, statt umgekehrt. Judas (XIV, XV) führt wörtlich aus Enoch eine lange Stelle über die Ankunft des Herrn mit seinen zehntausend Heiligen an, und anerkennt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt.

Den Parallelismus zwischen Prophet und Apostel . . . vollendend, haben (wir) es über jeden Streit erhoben, daß in den Augen des Verfassers einer für göttliche Offenbarung angenommenen Epistel das Buch Enoch die inspirierte Hervorbringung eines vorsintflutlichen Patriarchen war . . . .
Die gehäufte Übereinstimmung von Sprache und Ideen bei Enoch und den Verfassern der neutestamentarischen Schriften . . . zeigt klar, daß das Werk des semitischen Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus der Evangelisten und Apostel, oder die Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung, Gericht, Unsterblichkeit, Untergang und von dem allgemeinen Reiche der Gerechtigkeit unter der ewigen Herrschaft des Menschensohnes geborgt haben. Dieses evangelische Plagiat gipfelt in der Offenbarung Johannis, welche die Visionen des Enoch dem Christentume anpaßt, mit Abänderungen, in denen wir die erhabene Einfalt des großen Meisters apokalyptischer Vorhersagung vermissen, welcher im Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite. [23]

„Vorsintflutlich“, fürwahr; aber wenn die Wortfügung des Textes kaum ein paar Jahrhunderte oder auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann ist es nicht länger die ursprüngliche Vorhersagung der zukünftigen Ereignisse, sondern ist seinerseits eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion.

Im Kritazeitalter teilt Vishnu in der Form des Kapila und anderer (inspirierter Lehrer). . . wahre Weisheit mit (wie Enoch that). Im Tretâzeitalter wehrt er den Bösen, in der Gestalt eines Weltherrschers (Chakravartin, der „immerdauernde König“ des Enoch) [24] und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvâparazeitalter teilt er in der Person des Vedavyâsa den einen Veda ein in vier, und zerlegt ihn in hunderte (Shata) von Zweigen. [25]

Fürwahr so; der Veda der frühesten Ârier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben wurde, bis zu jeder Nation der Atlanto-Lemurier, und säete die ersten Samen aller jetzt existierenden alten Nationen. Die Sprößlinge des niemals sterbenden Baumes der Weisheit haben ihre verwelkten Blätter selbst über das Juden-Christentum verstreut. Und am Ende des Kali, des gegenwärtigen Zeitalters, wird Vishnu, oder der „immerdauernde König“, als Kalki wieder erscheinen, und Gerechtigkeit auf Erden wiederherstellen. Die Gemüter jener, welche zu jener Zeit leben, werden erweckt und so klar wie Krystall werden.

Die Menschen, welche so kraft jener besonderen Zeit (der Sechsten Rasse) verändert sind, werden gewissermaßen die Samen sein von anderen menschlichen Wesen, und werden eine Rasse hervorbringen, welche den Gesetzen des Kritazeitalters der Reinheit folgen wird;

d. i., sie wird die Siebente Rasse sein, die Rasse der „Buddhas“, der „Söhne Gottes“, geboren von unbefleckten Eltern.


[23] a.a.O., pp. XXXIV, XXXV

[24] Im Buche Enoch (XXVI. 3) sagt Uriel: „Jene, die Gnade gefunden haben, sollen für immer Gott preisen - den ,Immerdauernden König’, der über sie herrschen wird.“

[25] Vishnu Purâna, III. II; Wilson`s Übers., III. 31.