Das Symbol des „Baumes“ im Sinne von verschiedenen Initiierten war nahezu universal. Jesus wird der „Baum des Lebens“ genannt, ebenso wie alle Adepten des Guten Gesetzes, während jene des linken Pfades als die „verdorrenden Bäume“ bezeichnet werden. Johannes der Täufer spricht von der „Axt“, welche „den Bäumen an die Wurzel gelegt“ ist; [58] und die Herrscharen des Königs von Assyrien werden „Bäume“ genannt. [59] Die wahre Bedeutung des Gartens Eden ist hinlänglich in Isis entschleiert gegeben. Nun hörte die Schreiberin mehr als einmal den Ausdruck der Überraschung darüber, daß Isis entschleiert nur so wenig von den jetzt vorgebrachten Lehren enthalten solle. Das ist ganz irrtümlich. Denn die Anspielungen auf solche Lehren sind im Überflusse vorhanden, selbst wenn die Lehren selbst vorenthalten wurden. Die Zeit war damals noch nicht gekommen, wie auch jetzt die Stunde noch nicht geschlagen hat, um alles zu sagen. „Die Atlantier, oder die vierte Rasse, welche unserer fünften Rasse voranging, sind in Isis entschleiert nicht erwähnt,“ schrieb ein Kritiker über den Geheimbuddhismus eines Tages. Ich, die Isis entschleiert schrieb, behaupte, daß die Atlantier als unsere Vorgänger erwähnt sind. Denn was kann klarer sein, als der folgende Satz, wo vom Buche Hiob die Rede ist: In dem ursprünglichen Texte steht an Stelle von „tote Dinge“ geschrieben „tote Rephaim“ (Riesen oder mächtige ursprüngliche Menschen), von denen die „Evolution“ eines Tages unsere gegenwärtige Rasse herleiten mag. [60] Sie ist jetzt dazu eingeladen, nachdem nun
dieser Wink ganz offen erklärt ist; aber die Evolutionisten werden heutzutage
ebenso sicher ablehnen, als sie es vor zehn Jahren thaten. Wissenschaft
und Theologie sind gegen uns: daher stellen wir beide in Frage, und müssen
das in der Selbstverteidigung thun. Auf Grund der verschwommenen Gleichnisse,
die in den Propheten verstreut sind, und in St. Johannis Offenbarung,
einer großartigen, aber neu aufgelegten Version des Buches Enoch,
auf diesen unsicheren Grundlagen hat die christliche Theologie ihr dogmatisches
Epos vom Krieg im Himmel aufgebaut. Sie hat noch mehr gethan: sie hat
die symbolischen Visionen, die nur den Initiierten verständlich sind,
als Pfeiler benützt, um darauf das ganze massige Gebäude ihrer Religion
zu stützen, und nun haben sich die Pfeiler als sehr schwache Rohre erwiesen,
und der künstliche Bau sinkt ein. Das ganze christliche System beruht
auf diesen Jakin und Boas - den zwei entgegengesetzten Kräften von Gut
und Böse, Christus und Satan, [korrekter Abdruck siehe Buch]. Nimm
dem Christentume seine Hauptstütze mit den Gefallenen Engeln, und die
paradiesische Laube verschwindet mit ihren Adam und Eva in leere Luft;
und Christus, in seinem exklusiven Charakter des Einen Gottes und Heilands,
und des Sühnopfers für die Sünde des Tiermenschen wird sofort ein nutzloser,
bedeutungsloser Mythos. Dieser universale Kampf zwischen guten und bösen Geistern scheint nur das Abbild eines anderen älteren und schrecklicheren Kampfes zu sein, welcher nach einem alten Mythos vor der Schöpfung des Weltalls zwischen den getreuen und den aufrührerischen Scharen stattfand. [61] Wiederum ist das eine einfache Frage der Priorität.
Wäre die Offenbarung Johannis während der vedischen Periode geschrieben
worden, und stände es jetzt nicht für jedermann fest, daß sie einfach
eine andere Leseart des Buches Enoch und der Drachenlegenden des
heidnischen Altertums ist - die Großartigkeit und die Schönheit der Bildersprache
hätte die Ansicht des Kritikers zu Gunsten der christlichen Auslegung
des ersten Krieges beeinflussen können, dessen Schlachtfeld der Sternenhimmel
war, und dessen erste Schlächter - die Engel. Wie jedoch die Sache jetzt
steht, muß man die Offenbarung Ereignis um Ereignis auf andere
und viel ältere Visionen zurückführen. Zum besseren Verständnisse der
apokalyptischen Allegorien und des esoterischen Epos ersuchen wir den
Leser, die Offenbarung vorzunehmen, und Kapitel XII von Vers 1
bis Vers 7 zu lesen. [58] Matthäus, III. 10. [59] Jesaja, X. 19. [60] a.a.O., I. 133. [61] 1845, p. 41. |