So „schläft“ oder „atmet“ der Geist Gottes über dem Chaos der indifferenzierten Materie vor einer jeden neuen „Schöpfung“, sagt die Siphra Dtzenioutha. Nun ist ein Tag des Brahmâ, wie bereits erklärt, aus eintausend Mahâ Yugas zusammengesetzt; und da jede Nacht oder Ruheperiode an Dauer diesem Tage gleichkommt, so ist es leicht einzusehen, auf was sich dieser Satz in der Siphra Dtzenioutha bezieht - nämlich, daß sich die Schlange offenbart „einmal in tausend Tagen“. Auch ist es nicht schwieriger, zu sehen, wohin uns der initiierte Schreiber der Siphra führt, wenn er sagt:

Ihr Haupt ist zerbrochen in den Wassern der Großen See, da geschrieben steht: Du teiltest die See durch deine Stärke, du zerbrachest die Häupter der Drachen in den Wassern. [80]

Das bezieht sich auf die Prüfungen der Initiierten in diesem physischen Leben, der „See der Sorge“, wenn mit einem Schlüssel gelesen; es deutet die aufeinanderfolgende Zerstörung der sieben Sphären einer Weltenkette in dem großen Meere des Raumes an, wenn mit einem anderen Schlüssel gelesen. Denn jede siderische Kugel oder Sphäre, jede Welt, Stern oder Sterngruppe wird in der Symbolik ein „Drachenhaupt“ genannt. Aber wie immer es gelesen werden möge, der Drache wurde niemals als böse betrachtet, und ebenso nicht die Schlange - im Altertum. In den Gleichnissen, sowohl den astronomischen, wie kosmischen, theogonischen oder einfach physiologischen (oder phallischen) wurde die Schlange immer als ein göttliches Symbol betrachtet. Wenn Erwähnung gethan wird von „der (kosmischen) Schlange, welche mit 370 Sprüngen läuft,“ [81] so bedeutet das die cyklischen Perioden des großen Tropischen Jahres von 25 868 Jahren, eingeteilt in der esoterischen Berechnung in 370 Perioden oder Cyklen, so wie ein Sonnenjahr in 365 Tage geteilt ist. Und wenn Michael von den Christen als der Besieger des Satan, des Drachens betrachtet wurde, so geschah das, weil im Talmud diese kämpfende Persönlichkeit als der Fürst der Gewässer dargestellt wird, welcher sieben untergeordnete Geister unter sich hatte - ein guter Grund, warum die römische Kirche ihn zum Schutzheiligen eines jeden Vorgebirges in Europa machte. In der Siphra Dtzenioutha macht die schöpferische Kraft „Skizzen und Spirallinien ihrer Schöpfung in der Gestalt einer Schlange“. Sie „hält ihren Schwanz in ihrem Munde,“ weil dies das Symbol der endlosen Ewigkeit und der cyklischen Perioden ist. Ihre Bedeutungen würden jedoch einen Band erfordern, und wir müssen enden.
So mag nun der Leser für sich selbst sehen, was die verschiedenen Bedeutungen des „Streits im Himmel“ und des „Großen Drachen“ sind. So schrumpft das feierlichste und gefürchtetste Kirchendogma, das Alpha und Omega des christlichen Glaubens, und die Säule seines Falles und seiner Sühne zu einem heidnischen Symbol zusammen, in den vielen Allegorien dieser vorgeschichtlichen Kämpfe.


[80] a.a.O., LXXIV. 13.

[81] Ebenda, § 33.