Es ist keine falsche Behauptung in alledem, nichts außer einer Überfülle übel angewendeter Metaphern, wie z.B. in der Verwendung des Mythos von Adam zu Erklärung der astralen Wirkungen. Âkâsha, [14] das Astrallicht, kann mit wenigen Worten definiert werden; es ist die Universalseele, die Matrix des Weltalls, das Mysterium magnum, aus dem alles, was existiert, durch Trennung oder Differentiation geboren ist. Es ist der Grund des Daseins; es erfüllt einen unendlichen Raum, ist der Raum selbst, in einem Sinn, oder sowohl in seinem sechsten wie siebenten Prinzip. [15] Aber als das Endliche im Unendlichen, muß dieses Licht im Bezug auf Offenbarung seine Schattenseite haben - wie bereits bemerkt. Und da das Unendliche niemals geoffenbart werden kann, deshalb muß das endliche Wort mit dem Schatten allein zufrieden sein, den seine Wirkungen auf die Menschheit herabziehen und welche den Menschen anziehen und zur Thätigkeit zwingen. Während daher das Astrallicht die Universale Ursache in ihrer ungeoffenbarten Einheit und Unendlichkeit ist, wird es im Bezug auf die Menschheit einfach zu den Wirkungen der Ursachen, die von den Menschen in ihren sündhaften Leben hervorbracht sind. Nicht seine hellen Bewohner - einerlei ob sie Geister des Lichtes oder der Finsternis genannt werden - sind es, welche Gut oder Böse hervorbringen, sondern die Menschheit selbst, welche die unvermeidliche Wirkung und Rückwirkung in dem großen magischen Agens bestimmt. Es ist die Menschheit, welche zur „Schlange der Genesis“ geworden ist, und so täglich und stündlich den Fall und die Sünde „der himmlischen Jungfrau“ verursacht - welche so zur Mutter der Götter und Teufel zu ein und derselben Zeit wird; denn sie ist die immer liebende, wohlthätige Gottheit für alle jene, welche ihre Seele und ihr Herz erregen, anstatt ihre schattenhafte geoffenbarte Wesenheit an sich zu ziehen, die von Éliphas Lévi das „verhängnisvolle“ Licht genannt wird, welches tötet und zerstört. Die Menschheit kann in ihren Einheiten seine Wirkungen besiegen und bemeistern; aber nur durch die Heiligkeit ihrer Leben und durch das Hervorbringen guter Ursachen. Es hat Macht nur über die geoffenbarten niedern Prinzipien – den Schatten der Unbekannten und Unerkennbaren Gottheit im Raume. Aber im Altertume und in Wirklichkeit ist Luzifer oder Luciferus der Name der englischen Wesenheit, welche dem Lichte der Wahrheit, sowie dem Lichte des Tages vorsteht. In dem großen valentinianischen Evangelium Pistis Sophia wird gelehrt, daß von drei Kräften, welche aus den heiligen Namen der drei dreifachen Kräfte ([korrekter Abdruck siehe Buch]) emanieren, jene der Sophia (der heilige Geist nach diesen Gnostikern - den gebildetsten von allen) im Planeten Venus oder Luzifer wohnt.

So mag für den Profanen das Astrallicht Gott und Teufel zugleich sein - Demon est Deus inversus - das heißt, durch jeden Punkt des unendlichen Raumes dringen die magnetischen und elektrischen Ströme der belebten Natur, die Leben gebenden und Tod gebenden Wellen, denn Tod auf Erden wird Leben auf einer andern Ebene. Luzifer ist göttliches und irdisches Licht, der „heilige Geist“ und „Satan“ zu ein und derselben Zeit, indem der sichtbare Raum thatsächlich mit dem differenzierten Atem unsichtbar erfüllt ist; und das Astrallicht, die geoffenbarten Wirkungen von den beiden, welche eins sind, geleitet und angezogen von uns selbst, ist das Karma der Menschheit, sowohl eine persönliche als auch eine unpersönliche Wesenheit - persönlich, weil es der mystische Name ist, welchen St. Martin der Schar göttlicher Schöpfer, Führer und Herrscher dieses Planeten giebt; unpersönlich als die Ursache und Wirkung des universalen Lebens und Todes.

Der Fall war das Ergebnis der Kenntnis des Menschen, denn seine „Augen wurden aufgethan“. In der That wurde ihm Weisheit und das Verborgene Wissen von dem „Gefallenen Engel“ gelehrt, denn der letztere war von diesem Tage an sein Manas, Gemüt und Selbstbewußtsein geworden. In jedem von uns ist jener goldene Faden beständigen Lebens - periodisch unterbrochen zu aktiven und passiven Cyklen von sinnlichem Dasein auf Erden, und übersinnlichem in Devachan - vom Anfange unseres Erscheinens auf dieser Erde an. Er ist der Sûtrâtmâ, der leuchtende Faden der unsterblichen unpersönlichen Monadenschaft, auf welchem unsere irdischen „Leben“ oder vergänglichen Iche wie ebenso viel Perlen aufgereiht sind - nach dem schönen Ausdrucke der Vedântaphilosophie.


[14] Âkâsha ist nicht der Ether der Wissenschaft, wie einige Orientalisten es übersetzen.

[15] Johannes Tritheim, der Abt von Spanheim, der größte Astrologe und Kabbalist seiner Zeit, sagt: „Die Kunst der göttlichen Magie besteht in der Fähigkeit, das Wesen der Dinge im Lichte der Natur (Astrallichte) wahrzunehmen, und durch den Gebrauch der Seelenkräfte des Geistes materielle Dinge aus dem unsichtbaren Weltall hervorzubringen, und in solchen Operationen müssen das Oben und das Unten zusammengebracht und zum  Harmonischen Wirken veranlaßt werden. Der Geist der Natur (das Astrallicht) ist eine Einheit, die alles schafft und bildet, und indem sie durch das Werkzeug des Menschen wirkt, kann sie wunderbare Dinge hervorbringen. Solche Vorgänge finden entsprechend dem Gesetze statt. Ihr werdet das Gesetz kennen lernen, nach welchem diese Dinge vollbracht werden, wenn ihr euch selbst kennen lernt. Ihr werdet es kennen durch die Kraft des Geistes, die in euch ist, und es vollbringen, indem ihr euren Geist mit der Wesenheit, die aus euch selbst kommt, vermischt. Wenn ihr wünscht, in einem solchen Werke Erfolg zu haben, so müßt ihr wissen, wie ihr Geist und Leben in der Natur, und ferner, wie ihr die Astralseele in euch selbst trennt und sie greifbar macht, und dann wird die Substanz der Seele sichtbar und greifbar erscheinen, objektiv gemacht durch die Macht des Geistes.“ (Angeführt in Dr. Franz Hartmanns Paracelsus, pp. 164, 165.)