ABTEILUNG VIII.

DIE SYMBOLIK DER MYSTERIENNAMEN IAO UND JEHOVAH, MIT IHRER BEZIEHUNG ZU KREUZ UND KREIS.

Als der Abbé Louis Constant, besser bekannt als Éliphas Lévi, in seiner Histoire de la Magie sagte, daß der Sepher Jetzirah, der Zohar, und die Apokalypse des St. Johannes die Meisterstücke der occulten Wissenschaften sind, so hätte er, wenn er richtig und klar hätte sein wollen, hinzufügen müssen in Europa. Es ist ganz wahr, daß diese Werke „mehr Sinn als Worte“ enthalten; und daß ihre „Ausdrucksweise poetisch ist“, während „in den Zahlen“ sie „exakt“ sind. Unglücklicherweise jedoch wird jemand, bevor er die Poesie der Ausdrücke oder die Exaktheit der Zahlen würdigen kann, den wirklichen Sinn und Bedeutung der angewendeten Ausdrücke und Symbole kennen lernen müssen. Aber ein Mensch wird dies so lange nicht lernen, als er in Unwissenheit über das Grundprinzip der Geheimlehre bleibt, einerlei ob in der östlichen Esoterik, oder in der kabbalistischen Symbologie - über den Schlüssel oder Wert, in allen ihren Aspekten, der Gottesnamen, Engelnamen und Patriarchennamen in der Bibel, ihren mathematischen oder geometrischen Wert und ihre Beziehungen zur geoffenbarten Natur.
Wenn daher einerseits der Zohar den Mystiker „durch die Tiefe seiner Anschauungen und die große Einfachheit seiner Bilder in Erstaunen versetzt,“ so führt anderseits jenes Werk den Schüler durch solche Ausdrücke irre, wie z. B. die mit Bezug auf Ain Suph und Jehovah gebrauchten, trotz der Versicherung:

Das Buch giebt sich Mühe zu erklären, daß die menschliche Form, mit der es Gott bekleidet, bloß ein Bild des Wortes ist, und daß Gott durch keinen Gedanken und durch keine Form ausgedrückt werden sollte.

Es ist wohl bekannt, daß Origenes, Klemens und die Rabbiner gestanden, daß die Kabbalah und die Bibel verhüllte und geheime Bücher seien; aber wenige wissen, daß die Esoterik der kabbalistischen Bücher in ihrer gegenwärtigen neuherausgegebenen Form einfach ein anderer und noch sinnreicherer Schleier ist, der über die ursprüngliche Symbolik dieser geheimen Bände geworfen ist.

Der Gedanke, die verborgene Gottheit durch die Umfangslinie eines Kreises, und die schöpferische Kraft - männlich und weiblich, oder das androgyne Wort - durch den Durchmesser desselben darzustellen, ist eines der ältesten Symbole. Auf dieser Vorstellung ist jede große Kosmogonie aufgebaut worden. Bei den alten Âriern, den Ägyptern und den Chaldäern war das Symbol vollständig, da es die Idee des ewigen und unbeweglichen göttlichen Gedankens in seiner Unbedingtheit umfaßte, gänzlich getrennt von dem beginnenden Zustande der sogenannten „Schöpfung“, und die psychologische und selbst die geistige Entwicklung, und ihr mechanisches Werk, oder den kosmogonischen Aufbau in sich begriff. Bei den Hebräern jedoch findet sich zwar die erste Vorstellung deutlich im Zohar, und im Sepher Jetzirah, oder in dem, was vom letzteren übrig ist - aber was später im eigentlichen Pentateuch und insbesondere in der Genesis verkörpert worden ist, ist einfach dieses zweite Stadium, nämlich das mechanische Gesetz der Schöpfung oder vielmehr des Aufbaues; während die Theogonie kaum, wenn überhaupt, im Umrisse angedeutet ist.

Nur in den ersten sechs Kapiteln der Genesis, ist dem verworfenen Buche Enoch, und in dem mißverstandenen und schlecht übersetzten Gedichte Hiob können noch wahre Wiederhalle der archaischen Lehre gefunden werden. Der Schlüssel dazu ist jetzt verloren, selbst bei den gelehrtesten Rabbinern, deren Vorfahren in der frühen Periode des Mittelalters in ihrer nationalen Abgeschlossenheit und Stolz, und insbesondere in ihrem tiefen Hasse gegen das Christentum, es vorzogen, ihn in das tiefe Meer der Vergessenheit zu werfen, anstatt ihre Kenntnis mit ihren unbarmherzigen und wilden Verfolgern zu teilen. Jehovah war ihr eigenes Stammeseigentum, untrennbar vom mosaischen Gesetz, und ungeeignet, in irgend einem anderen Gesetze eine Rolle zu spielen. Gewaltsam aus seinem ursprünglichen Rahmen gerissen, in den er hineinpaßte, und der ihm angemessen war, konnte der „Herr Gott Abrahams und Jakobs“ schwerlich ohne Schaden und Bruch in den neuen christlichen Kanon hineingezwängt werden. Da sie die schwächeren waren, konnten die Juden die Profanation nicht verhindern. Sie bewahrten jedoch das Geheimnis des Ursprungs ihres Adam Kadmon oder mannweiblichen Jehovah, und das neue Tabernakel erwies sich als gänzlich unpassend für den alten Gott. Sie waren in der That gerächt!