Die Behauptung, daß Jehovah der Stammesgott der Juden war und nichts höheres, wird, wie viele andere Dinge, bestritten werden. Aber die Theologen sind nicht in der Lage, uns in jenem Falle die Bedeutung der Verse des fünften Buches Mosis zu nennen, die ganz klar sagen:

Da der Allerhöchste (nicht der „Herr“ und auch nicht „Jehovah“) unter die Völker ihr Erbe verteilte, da er zerstreute die Söhne Adams, setzte er die Grenzen . . . nach der Zahl der Kinder Israel. . . . Des Herrn (Jehovah´s) Teil ist sein Volk; Jakob ist das Los seines Erbes. [1]

Das erledigt die Frage. So unverschämt sind die modernen Übersetzer der Bibeln und Schriften gewesen, und so gefährlich sind diese Verse, daß ein jeder Übersetzer, den Fußstapfen folgend, die ihm von seinen würdigen Kirchenvätern vorgezeichnet waren, diese Zeilen auf seine eigene Art wiedergegeben hat. Während das oben angeführte Citat wörtlich aus der englischen autorisierten Version entnommen ist, finden wir in der französischen Bibel [2] den „Allerhöchsten“ übersetzt mit „Souverain“ (Souverän!!), die „Söhne Adams“ wiedergegeben durch die Kinder der Menschen, und den „Herrn“ verändert in den „Ewigen“. Durch einen unverschämten Taschenspielerkniff scheint die französische protestantische Kirche auf diese Art sogar das englische Kirchentum übertroffen zu haben.

Nichtsdestoweniger ist ein Ding offenbar: Des „Herrn (Jehovah´s) Teil“ ist sein „auserwähltes Volk“ und kein anderes, denn Jakob allein ist das Los seines Erbes. Was haben also andere Völker, die sich Ârier nennen, mit dieser semitischen Gottheit, dem Stammesgott von Israel zu thun? Astronomisch ist der „Allerhöchste“ die Sonne, und der „Herr“ ist einer ihrer sieben Planeten, sei es nun Iao, der Genius des Mondes, oder Ildabaoth-Jehovah, der Genius des Saturn nach Origenes und den ägyptischen Gnostikern. [3] Möge der „Engel Gabriel“, der „Herr“ von Iran über sein Volk wachen, und Michael-Jehovah über seine Hebräer. Diese sind nicht die Götter anderer Nationen, noch waren sie jemals jene des Jesus. Wie jeder persische Dev an seinen Planeten gekettet ist, [4] so hat jeder indische Deva (ein „Herr“) sein zugewiesenes Teil, eine Welt, einen Planeten, eine Nation oder eine Rasse. Vielheit der Welten schließt Vielheit der Götter in sich. Wir glauben an die ersteren, und mögen die letzteren anerkennen, aber werden sie niemals anbeten. [5]

Es ist in diesem Werke zu wiederholten Malen festgestellt worden, daß jedes religiöse und philosophische Symbol sieben Bedeutungen an sich hat, von denen eine jede ihrer rechtmäßigen Gedankenebene angehört, d. i. entweder der rein metaphysischen oder astronomischen; psychischen oder physiologischen, u. s. w. Diese sieben Bedeutungen und ihre Anwendungen sind schwierig genug zu erlernen, wenn sie für sich selbst genommen sind; aber die Auslegung und das rechte Verständnis derselben werden zehnmal verwirrender, wenn eine jede oder irgend eine von diesen Bedeutungen, anstatt in Wechselbeziehung stehend, oder der Reihe nach auseinander hervorgehend und einander folgend dargestellt zu sein, als die eine und einzige Erklärung der ganzen symbolischen Idee angenommen wird. Ein Beispiel soll gegeben werden, da es den Satz wunderbar illustriert. Hier sind zwei Erklärungen, die von zwei unterrichteten Kabbalisten und Gelehrten von einem und demselben Verse des Exodus gegeben sind. Moses fleht den Herrn an, ihm seine „Herrlichkeit“ zu zeigen. Offenbar ist nicht die rohe buchstäbliche Ausdrucksweise, wie sie sich in der Bibel findet, anzunehmen. Es giebt sieben Bedeutungen in der Kabbalah, von denen wir zwei geben wollen, wie sie von den genannten beiden Gelehrten interpretiert sind. Der eine von ihnen übersetzt und erklärt:

„Du kannst nicht sehen mein Angesicht; . . . Ich werde Dich in eine Kluft des Felsens stellen und Ich werde Dich mit Meiner Hand bedecken, während Ich vorbeigehe. Und dann werde Ich Meine Hand hinwegnehmen, und du sollst Meinen a´hur, d.i. Meinen Rücken sehen. [6]

Und dann fügt der Übersetzer in einer Glosse hinzu:

Das heißt, Ich werde dir „Meinen Rücken“ zeigen, d. i. Mein sichtbares Weltall, Meine niederen Offenbarungen, aber als ein noch im Fleische befindlicher Mensch kannst Du nicht Meine unsichtbare Natur sehen. So fährt die Quabbalah fort. [7]

Das ist richtig, und ist die kosmo-metaphysische Erklärung. Und nun spricht der andere Kabbalist, der die numerische Bedeutung giebt. Da sie eine große Anzahl anregender Ideen in sich schließt und weit ausführlicher gegeben ist, so können wir ihr mehr Raum zuweisen. Diese Übersicht ist aus einer unveröffentlichten Handschrift, und erklärt vollständiger das, was in Abteilung III über das „Allerheiligste“ gegeben wurde. [8]
Die Zahlen des Namens „Moses“ sind jene des „Ich bin der ich bin“, so daß die Namen Moses und Jehovah miteinander in Zahlenharmonie zusammenstimmen. Das Wort Moses ist [korrekter Abdruck siehe Buch] (5 + 300 + 40), und die Summe der Werte seiner Buchstaben ist 345; Jehovah - vorzugsweise der Genius des Mondjahres - nimmt den Wert von 543 an, oder dem umgekehrten von 345.


[1] a. a. O., XXXII. 8, 9.

[2] Von der protestantischen Bibelgesellschaft zu Paris, nach der von J. E. Ostervald im Jahre 1824 revidierten Version.

[3] Bei den ägyptischen Gnostikern war Thoth (Hermes) der Führer der Sieben (siehe das Totenbuch). Ihre Namen sind von Origenes gegeben als Adonai (der Sonne), Iao (des Mondes), Eloi (Jupiter), Sabao (Mars), Orai (Venus), Astaphai (Merkur), und schließlich Ildabaoth (Saturn). Siehe King´s Gnostics and their Remains, p. 344.

[4] Siehe Origenes´ Kopie der Karte oder des Diagramms der Ophiten in seinem Contra Celsum.

[5] Siehe Teil III dieses Bandes, Abteilung IV, B, „Über Planetenketten und deren Mehrheit.“

[6] 2. Moses, XXXIII. 20-23; siehe Myer`s Qabbalah, p. 226.

[7] Ebenda, a. a. O.

[8] Oben, p. 481.