(b) Oannes, oder Dagon, der chaldäische „Mann-Fisch“, teilt seine Kosmogonie und Genesis in zwei Teile. Zuerst der Abgrund der Wasser und Finsternis, worin höchst scheußliche Wesen wohnten - Menschen mit Flügeln, vierflüglige und zweiflüglige Menschen, menschliche Wesen mit zwei Köpfen, mit den Beinen und den Hörnern eines Bockes - unsere „Ziegenmenschen“ [11] - Hippocentauren, Stiere ,mit Menschenköpfen, und Hunde mit Fischschwänzen. Kurz, Verbindungen von verschiedenen Tieren und Menschen, von Fischen, Kriechtieren und anderen ungeheuerlichen Tieren, die gegenseitig von einander Gestalt und Antlitz annahmen. Das weibliche Element, in dem sie wohnten, ist personifiziert durch Thatlatth - die See oder das „Wasser“ - welche schließlich von Belus, dem männlichen Prinzipe, besiegt wurde. Und Polyhistor sagt:

Belus kam und hieb das Weib auseinander; und aus der einen Hälfte von ihr bildete er die Erde, und aus der anderen Hälfte den Himmel: und zu gleicher Zeit zerstörte er die Tiere in ihr. [12]

Wie von Isaac Myer zutreffend bemerkt wird:

Bei den Akkadiern hatte jeder Gegenstand und jede Kraft in der Natur ihren Zi oder Geist. Die Akkadier gestalteten ihre Gottheiten zu Dreiheiten, gewöhnlich zu männlichen (oder vielmehr geschlechtslosen?), die Semiten hatten auch triadische Gottheiten, aber führten das Geschlecht ein [13]

- oder den Phallicismus. Bei den Âriern und den ältesten Akkadiern sind alle Dinge Emenationen durch, nicht von einem Schöpfer oder Logos. Bei den Semiten ist alles erzeugt.

6. DIE WASSERMENSCHEN, SCHRECKLICH UND BÖSE, SCHUF SIE SELBST AUS DEN ÜBERBLEIBSELN VON ANDEREN. [14] AUS DEM ABFALLE UND SCHLEIM IHRER ERSTEN, ZWEITEN UND DRITTEN [15] BILDETE SIE DIESELBEN. DIE DHYÂNI KAMEN UND SAHEN. . . DIE DHYÂNI AUS DEM HELLEN VATER-MUTTER, AUS DEN WEISSEN [16] REGIONEN KAMEN SIE, AUS DEN WOHNUNGEN DER UNSTERBLICHEN STERBLICHEN. [17] (a)

(a) Die in unseren Strophen gegebenen Erklärungen sind viel klarer als das, was die Schöpfungslegende nach der Cutha-Tafel ergeben würde, selbst wenn sie vollständig wäre. Was jedoch auf derselben erhalten ist, bestätigt jene. Denn nach der Tafel vernichtet der „Herr der Engel“ die Menschen im Abgrunde, wo nach ihrer Niedermetzelung „nicht einmal die Leichname und Abfälle übrig gelassen wurden“. Hierauf schaffen sie, die Großen Götter, Menschen mit den Körpern von Vögeln der Wüste, menschliche Wesen, „sieben Könige, Brüder aus derselben Familie“, u. s. w.., was eine Bezugnahme auf die Fortbewegungsfähigkeiten der ursprünglichen ätherischen Körper der Menschen ist, welche ebensogut fliegen konnten als gehen, [18] welche aber „vernichtet wurden“, weil sie nicht „vollkommen“ waren, d.h. sie „waren geschlechtslos, wie die Könige von Edom“.
Losgelöst von Metaphern und Allegorien, was wird die Wissenschaft zu dieser Idee von ursprünglicher Erschaffungen der Art sagen? Sie wird dagegen auftreten, daß „Engel“ und „Geister“ irgend etwas damit zu thin haben; aber wenn Natur und das physische Gesetz die Schöpfer von alledem sind, was jetzt auf Erden ist, warum konnte es „keinen solchen Abgrund“ geben, da die Kugel mit Wasser bedeckt war, in denen eine Unzahl von ungeheuerlichen Wesen hervorgebracht wurde? Sind die „menschlichen Wesen“ und die Tiere mit Menschenköpfen und doppelten Antlitzen der Angriffspunkt des Einwandes? Aber wenn der Mensch bloß ein höheres Tier ist und sich aus der tierischen Art durch eine unendliche Reihe von Umwandlungen entwickelt hat, warum konnten nicht, in den ersten Bemühungen der Natur, die „fehlenden Glieder“ menschliche Köpfe auf Tierkörper aufgesetzt besitzen, oder, zweiköpfig, Köpfe von Tieren haben oder umgekehrt? Zeigt man uns nicht im Verlaufe der geologischen Perioden, in den Zeitaltern der Reptilien und der Säugetiere, Eidechsen mit Vogelflügeln, und Schlangenköpfe mit Tierkörpern. [19] Und wenn wir vom Standpunkt der Wissenschaft argumentieren, liefert uns nicht unsere moderne Menschenrasse gelegentlich Exemplare von Monstrositäten: zweiköpfige Kinder, Tierkörper mit Menschenköpfen, hundsköpfige Kinder, u. s. w.? Und dies beweist, daß, wenn die Natur noch jetzt solche Launen ausführt, da sie sich seit Zeitalter in der Ordnung ihres Entwicklungswerkes beruhigt hat, Ungeheuer wie die von Berosus beschriebenen eine Möglichkeit in ihrem Eröffnungsprogramm waren; eine Möglichkeit, die sogar einstmals als ein Gesetz existiert haben mag, bevor sie ihre Arten aussuchte und auf sie regelmäßig einzuwirken begann. Und dies gestattet nun thatsächlich einen bestimmten Beweis vermöge der bloßen Thatsache des „Rückschlages“, wie es die Wissenschaft nennt.


[11] Woher die Gleichheit der Ideen? Die Chinesen haben dieselben Überlieferungen. Nach dem Kommentator Kwoh P´oh ist in dem Werke, genannt Shan-Hai-King, „Wunder zu See und Land“, einem Werke, das von dem Geschichtsschreiber Chung Ku geschrieben wurde und von dem Kaiser Yü (2255 v. Ch.) auf neun Urnen gemachten Inschriften, eine Zusammenkunft mit Menschen erwähnt, welche zwei verschiedene Gesichter auf ihren Köpfen haben, vorne und hinten, mit Ungetümen mit Ziegenköpfern und menschlichen Antlitzenm u. s. w. Gould, in seinen Mythical Monsters (p. 27), wo er die Namen einiger naturgeschichtlicher Schriftsteller giebt, erwähnt den Shan-Hai-King. „Nach dem Kommentator Kwoh P´oh (276-324 n. Ch.) wurde dieses Werk dreitausend Jahre vor seiner Zeit zusammengestellt, oder in einem Abstande um sieben Dynastieen. Yang Sun aus der Ming-Dynastie (beginnend 1368 n. Ch.) bemerkt, daß es von Kung Chia oder Chung Ku (?) zusammengestellt sei“ - wie oben gesagt. „Chung Kug . . . zur Zeit der letzten Kaisers aus der Han-Dynastie (1818 v. Ch.) brachte aus Furcht, daß der Kaiser die von der alten Zeit handelnden Bücher vernichtet werde, dieselben auf seiner Flucht nach Yin.“

[12] Cory´s Ancient Fragments, Originalausgabe p. 25.

[13] Qabbalah, p. 246.

[14] Aus den mineralischen, pflanzlichen und tierischen Überbleibseln.

[15] Runde.

[16] Solar-lunaren.

[17] Götter und Planetengeister, insbesondere die Ribhus. „Die drei Ribhus“, die auch „dreimal sieben“ werden nach der Zahl ihrer Gaben.

[18] Man erinnere sich an die „geflügelten Rassen“ des Plato, und an die Popol-Vuh-Berichte über die erste menschliche Rasse, welche gehen, fliegen und die Gegenstände, wenn sie auch noch fern waren, sehen konnten.

[19] Siehe Mythical Monstern, von Charles Gould.