Die Rishis sind es also, welche die Zeit und die Perioden des Kali Yuga, des Zeitalters von Sünde und Sorge bezeichnen. Wie das Bhâgavata Purâna sagt:

Als der Glanz des Vishnu, genannt Krishna, zum Himmel fuhr, da brach das Kali Yuga, während dessen die Menschen an der Sünde sich erfreuen, über die Welt herein. . . .
Als die sieben Rishis in der Maghâ waren, begann das Kali Yuga, welches 1200 (göttliche) Jahre (432000 gewöhnliche Jahre) umfaßt; und wenn sie von Maghâ aus Pûrvâshâdhâ erreichen werden, dann wird dieses Kali Yuga sein Wachstum erlangen, unter Nanda und seinen Nachfolgern. [39]

Dies ist die Revolution der Rishis -

Wenn die zwei ersten Sterne der sieben Rishis (des großen Bären) am Himmel sich erheben, und irgend ein Mondsternbild des Nachts in gleichem Abstand zwischen ihnen gesehen wird, dann werden die sieben Rishis in jener Konjunktion durch hundert Jahre stationär bleiben,

- wie ein Hasser des Nanda den Parâshara sagen läßt. Nach Bentley entstand diese Vorstellung bei den Astronomen, um die Größe des Vorrückens der Tag- und Nachtgleichen zu zeigen.

Dies geschah durch die Annahme einer imaginären Linie oder eines großen Kreises, der durch die Pole der Ekliptik und durch den Anfang der fixen Maghâ hindurchging, von welchem Kreise man annahm, daß er einen der Sterne des großen Bären schneide. . . . Da die sieben Sterne des großen Bären die Rishis genannt wurden, so wurde der also angenommene Kreis die Linie der Rishis genannt; und da er unveränderlich mit dem Anfange des Mondsternbildes Maghâ verbunden war, so wäre die Präcession durch die Angabe des Grades u. s. w. irgend eines beweglichen Mondhauses, der von jener Linie oder jenem Kreise geschnitten wird, als Index gegeben. [40]

Es bestand, und besteht noch ein anscheinend endloser Streit über die Zeitrechnung der Inder. Hier ist jedoch ein Punkt, der uns helfen könnte - zum mindesten annäherungsweise - die Zeit zu bestimmen, mit welcher die Symbolik der sieben Rishis und ihre Verknüpfung mit den Plejaden begann. Als Kârttikeya den Krittikâs von den Göttern zur Aufziehung übergeben wurde, waren ihrer nur sechs, weshalb Kârttikeya mit sechs Häuptern dargestellt wird; aber als die poetische Phantasie der frühen ârischen Symbologen aus ihnen die Gattinnen der sieben Rishis machte, waren sie sieben. Ihre Namen werden gegeben, und diese sind Amba, Dulâ, Nitatui, Abrayanti, Maghâyanti, Varshayanti und Chupunika. Es giebt jedoch andere, davon abweichende Namensreihen. Auf jeden Fall ließ man die sieben Rishis die sieben Krittikâs heiraten vor dem Verschwinden der siebenten Plejade. Wie konnten sonst die indischen Astronomen von einem Sterne sprechen, den niemand ohne die Hilfe der stärksten Fernrohe sehen kann? Das ist wahrscheinlich der Grund, warum in jedem Falle die Mehrzahl der in den indischen Allegorien beschriebenen Ereignisse als „von sehr junger Erfindung, sicherlich innerhalb der christlichen Zeitrechnung“ festgesetzt wird.

Die ältesten Sanskrithandschriften über Astronomie beginnen ihre Reihe der Nakshatras, der siebenundzwanzig Mondsternbilder, mit dem Zeichen Krittikâ, und das kann sie schwerlich früher machen als 2780 v. Chr. Das ist nach dem „vedischen Kalender“, welcher selbst von den Orientalisten angenommen ist, obwohl sie sich aus der Schwierigkeit ziehen, indem sie sagen, daß der genannte Kalender nicht beweist, daß die Inder irgend etwas von Astronomie zu jener Zeit kannten, und ihren Lesern versichern, daß trotz der Kalender die indischen Panditis ihre Kenntnis der Mondhäuser mit Krittikâ an der Spitze von den Phöniziern erlangt haben können, u. s. w. Wie immer dem auch sein mag, die Plejaden sind die Centralgruppe des Systems siderischer Symbologie. Sie sind am Halse des Sternbildes des Stiers gelegen, und werden von Mädler und anderen in der Astronomie als die Centralgruppe des Systems der Milchstraße betrachtet, und in der Kabbalah und der östlichen Esoterik als die siderische Siebenheit, geboren aus der ersten geoffenbarten Seite des oberen Dreieckes, des verborgenen [Symbolabbildung siehe Buch]. Diese geoffenbarte Seite ist der Stier, das Symbol der Eins (der Ziffer 1), oder des ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets, Aleph ([[korrekter Abdruck siehe Buch]) „Stier“ oder „Ochse“, dessen Synthese Zehn (10) ist, oder Yod ([korrekter Abdruck siehe Buch]), der vollkommene Buchstabe und die vollkommene Zahl. Die Plejaden (insonderheit Alkyone) werden somit selbst in der Astronomie als der Centralpunkt betrachtet, um welchen sich unser Weltall von Fixsternen dreht, der Brennpunkt, aus dem und zu dem hin der göttliche Atem, die Bewegung, unaufhörlich während des Manvantara wirkt. Daher spielt in den siderischen Symbolen der occulten Philosophie dieser Kreis mit dem Sternenkreuz auf seiner Fläche die hervorragendste Rolle.

Die Geheimlehre lehrt uns, daß alles im Weltall, sowie auch das Weltall selbst, gebildet („geschaffen“) wird während seiner periodischen Offenbarungen - durch beschleunigte Bewegung, die durch den Atem der immer unbekannt bleibenden Kraft in Thätigkeit gesetzt ist - unbekannt der gegenwärtigen Menschheit, auf jeden Fall - innerhalb der Erscheinungswelt. Der Geist des Lebens und der Unsterblichkeit wurde überall durch einen Kreis symbolisirt; daher repräsentiert die sich in ihren Schwanz beißende Schlange den Kreis der Weisheit in der Unendlichkeit; sowie es das astronomische  Kreuz - das Kreuz in einem Kreis - thut und die mit zwei Schwingen versehene Kugel, welche dann zum heiligen Scarabaeus der Ägypter wurde, dessen Name bereits die damit verbundene geheime Idee andeutet. Denn der Scarabaeus heißt in den ägyptischen Papyrussen Khopirron und Khopri von dem Zeitworte khopron, „werden“, und war somit zum Symbole und Embleme des menschlichen Lebens und der aufeinanderfolgenden „Werdungen“ des Menschen gemacht, durch die verschiedenen Wanderungen und Metempsychosen, oder Reinkarnationen, der befreiten Seele. Dieses mystische Symbol zeigt klar, daß die Ägypter an Reinkarnation und an die aufeinanderfolgenden Leben und Existenzen der Unsterblichen Wesenheit glaubten. Da dies jedoch eine esoterische Lehre war, die nur während der Mysterien von den priesterlichen Hierophanten und den königlichen Initiierten den Kandidaten enthüllt wurde, so wurde sie geheimgehalten. Die unkörperlichen Intelligenzen (die planetarischen Geister oder schöpferischen Mächte) wurden immer unter der Form von Kreisen dargestellt. In der ursprünglichen Philosophie der Hierophanten waren diese unsichtbaren Kreise die vorbildlichen Ursachen und Erbauer aller der himmlischen Kugeln, welche ihre sichtbaren Körper oder Bedeckungen waren, und von denen sie die Seelen waren. Das war sicherlich eine allgemeine Lehre im Altertum. [41] Wie Proclus sagt:

Vor den mathematischen Zahlen kommen die sich selbst bewegenden Zahlen; vor den sichtbaren Figuren - die lebendigen Figuren, und vor der Hervorbringung der materiellen Welten, die sich in einem Kreise bewegen, brachte die schöpferische Macht die unsichtbaren Kreise hervor. [42]


[39] a. a. O., XII, II. 26-32; angeführt in Vishnu Purâna, Wilson`s Übers., IV. 230. Nanda ist der erste buddhistische Herrscher, Chandragupta, gegen den alle Brâhmanen so in Schlachtordnung standen, der aus der Morya Dynastie war, und der Großvater des Ashoka. Dies ist eine von jenen Stellen, welche in den früheren purânischen Handschriften nicht vorkommen. Sie wurden von den Vaishnavas hinzugefügt, welche aus sektiererischem Groll nahezu ebenso große Texteinschalter waren, wie die christlichen Kirchenväter.

[40] Historical View of the Hindû Astronomy, p. 65 wie citiert von Wilson a. a. O. p. 233

[41] Siehe Hesekiel I.

[42] In Quint Lib. Euclid.