Das ist er, aber der Geist davon ist immer mißverstanden worden. „Kreuzigen vor (nicht entgegen) der Sonne“ ist eine bei der Initiation angewendete Ausdrucksweise. Sie kommt aus Ägypten und ursprünglich aus Indien. Das Rätsel kann nur dann gelöst werden, wenn man seinen Schlüssel in den Mysterien der Initiation sucht. Der initierte Adept, welcher erfolgreich durch alle Prüfungen hindurchgegangen war, wurde angeheftet - nicht genagelt, sondern einfach gebunden - an ein Lager in der Form eines Tau, T, ([Symbolabbildung siehe Buch], nicht [Symbolabbildung siehe Buch]) in Indien, in einen tiefen Schlaf versenkt - den „Schlaf von Siloah“, wie er bis zum heutigen Tage unter den Initiierten in Kleinasien, in Syrien und selbst im oberen Ägypten genannt wird. Man ließ ihn in diesem Zustande durch drei Tage und drei Nächte bleiben, während welcher Zeit seines Geistes Ich, wie es heiß, mit den „Göttern“ „vertraulich sich unterredete“, zum Hades, in die Amenti, oder nach Pâtâla - je nach dem Lande - hinabstieg, und Liebeswerke für die unsichtbaren Wesen that, sei es für Seelen der Menschen, sei es für Elementalgeister; während sein Körper die ganze Zeit über in einer Tempelkrypta oder einer unterirdischen Höhle verblieb. In Ägypten wurde er in den Sarkophag in der Königskammer der Pyramide des Cheops gelegt, und während der Nacht des anbrechenden dritten Tages an den Eingang einer Galerie getragen, wo zu einer gewissen Stunde die Strahlen der aufgehenden Sonne voll auf das Gesicht des verzückten Kandidaten fielen, welcher erwachte, um von Osiris und Thoth, dem Gotte der Weisheit initiiert zu werden. Der Leser, welcher die Behauptung bezweifelt, möge die hebräischen Urwerke einsehen, bevor er abspricht. Er möge sich einigen der bedeutendsten ägyptischen Flachreliefe zuwenden. Eines insbesondere vom Tempel von Philae repräsentiert eine Initiationsscene. Zwei Gott-Hierophanten, einer mit dem Haupte eines Habichts (die Sonne), der andere ibisköpfig (Merkur, Thoth, der Gott der Weisheit und des geheimen Wissens, der Beisitzer des Osiris-Sonne), stehen über dem Körper eines soeben initiierten Kandidaten. Sie sind damit beschäftigt, auf sein Haupt einen doppelten Strom von „Wasser“ (dem Wasser des Lebens und der Neugeburt) zu gießen, und die Ströme sind verschlungen in der Gestalt eines Kreuzes und voll kleiner Henkelkreuze. Dies ist allegorisch für das Erwachen des Kandidaten, welcher jetzt ein Initiierter ist, wenn die Strahlen der Morgensonne, des Osiris, den Scheitel seines Hauptes treffen; indem sein verzückter Körper auf sein hölzernes Tau gelegt war, um so die Strahlen zu empfangen. Dann erschienen die Hierophant-Initiatoren, und die sakramentalen Worte wurden ausgesprochen, scheinbar an den Sonnen-Osiris, in Wirklichkeit an die Geist-Sonne im Innern, welche den neugeborenen Menschen erleutet. Der Leser möge über den Zusammenhang der Sonne mit dem Kreuze vom entferntesten Altertum her nachdenken, sowohl in Bezug auf ihre generativen, als auch geistig regenerativen Fähigkeiten. Er möge das Grab von Bait-Oxly untersuchen, aus dem Reiche von Ramses II., wo er die Kreuze in jeder Gestalt und Lage finden wird; so wie auch auf dem Throne jenes Herrschers und schließlich auf einem Bruchstücke, welches die Anbetung von Bakhan-Aleare darstellt, aus der Halle der Ahnen des Totmes III., jetzt aufbewahrt in der Nationalbibliothek von Paris. Auf dieser außerordentlichen Skulptur und Malerei sieht man die Sonnenscheibe auf ein Henkelkreuz herabstrahlen, das auf einem Kreuze aufgestellt ist, von dem jene des Kalvarienberges vollkommene Kopien sind. Die alten Handschriften erwähnen dieselben als die „harten Lager jener, welche in (geistigen) Wehen waren, in dem Vorgange der Selbstgeburt“. Eine Menge solcher kreuzförmiger „Lager“, auf die der am Ende seiner höchsten Initiation in einen todähnlichen Trancezustand versetzte Kandidat gelegt und darauf beschützt war, wurden in den unterirdischen Hallen der ägyptischen Tempel nach ihrer Zerstörung gefunden. Die würdigen und heiligen Väter vom Charakter des Cyrillus und Theophilus verwendeten sie offen, indem sie glaubten, daß sie von einigen Neubekehrten dorthin gebracht, und dort verborgen worden seinen. Nur Origenes, und nach ihm Klemens von Alexandrien und andere Exinitiierte wußten es besser. Aber sie zogen es vor, Stillschweigen zu bewahren. Hinwieder möge der Leser die indischen „Fabeln“ lesen, wie die Orientalisten sie nennen, und sich an die Allegorie von Vishvakarmâ erinnern, der schöpferischen Kraft, dem großen Baumeister der Welt, der im Rig Veda der „allsehende Gott“ genannt wird, der „sich selbst sich selbst zum Opfer bringt“. Die Geistigen Iche der Sterblichen sind eine eigene Wesenheit, daher eins mit ihm. Man erinnere sich daran, daß er Deva-vardhika, der „Zimmermann der Götter“ genannt wird, und daß er die Sonne, Sûrya, seinen Schwiegersohn, an seine Drehbank bindet - in der exoterischen Allegorie, aber an den Svastika in der esoterischen Überlieferung, denn auf Erden ist er der Hierophant-Initiator - und einen Teil seiner Helligkeit wegschneidet. Vishvakarmâ, man erinnere sich wiederum, ist der Sohn von Yoga-siddhâ, d. i. der heiligen Kraft des Yoga, und der Verfertiger der „feurigen Waffe“, des magischen Agneyâstra. [61] Die Erzählung ist anderwärts vollständiger gegeben. [61] Siehe Dowsons Hindû Classical Dictionary. |