ABTEILUNG IX.

DIE UPANISHADEN IN DER GNOSTISCHEN LITTERATUR.

Wir werden in King´s Gnostics and their Remains daran erinnert, daß die griechische Sprache nur ein Wort für Vokal und Stimme hatte. Dies hat die Uninitiierten zu vielen irrtümlichen Auslegungen geführt. Auf Grund der einfachen Erkenntnis dieser wohlbekannten Thatsache kann jedoch eine Vergleichung versucht, und eine Flut von Licht auf verschiedene mystische Bedeutungen geworfen werden. So können die Worte, die so oft in den Upanishads und den Purânen gebraucht werden: „Ton“ und „Sprache,“ mit den gnostischen „Vokalen“ und den „Stimmen“ der Donner und Engel in der Offenbarung verglichen werden. Dieselben werden sich finden in der Pistis Sophia und in anderen alten Bruchstücken und Handschriften. Dies wurde selbst von dem trockenen Verfasser des oben erwähnten Werkes bemerkt.
Durch Hippolyt, einen frühen Kirchenvater, erfahren wir, daß Markus - ein pythagoräischer vielmehr denn ein christlicher Gnostiker, und ganz gewiß ein Kabbalist - eine mystische Offenbarung empfangen hatte. Es heißt, daß Markus ihm geoffenbart hatte:

Die sieben Himmel [1] . . . . ließen ein jeder einen Vokal ertönen, welche alle zusammengefaßt eine einzige Lobpreisung bildeten, „deren Ton, herabgebracht (von diesen sieben Himmeln) auf die Erde, zum Schöpfer und Vater aller Dinge wird, die auf Erden sind.“ [2]

Aus der occulten Ausdrucksweise in noch klarere Sprache übersetzt würde dies lauten: Nachdem der Siebenfältige Logos sich in die sieben Logoi oder Schöpferischen Kräfte (Vokale) differenziert hatte, schufen diese (der Zweite Logos, oder „Ton“) alles auf Erden.
Sicherlich kann einer, der mit der gnostischen Litteratur bekannt ist, kaum umhin, in der Apokalypse St. Johannis ein Werk derselben Schule des Denkens zu sehen. Denn wir finden Johannes sagen:


[1] Die „Himmel“ sind wesensgleich mit den „Engeln“, wie bereits festgestellt.

[2] Philosophoumena, VI. 48; angeführt von King, a. a. O. p. 200