Dr. Kenealy und andere glaubten, daß die Berechnungen der cyklische Sieben und neunundvierzig von den Rabbinern aus Chaldaea gebracht wurden. Dies ist mehr als wahrscheinlich. Aber die Babylonier, welche allein jene Cyklen hatten und sie nur bei ihren großen Initiationsmysterien der astrologischen Magie lehrten, erhielten ihre Weisheit und Gelehrsamkeit aus Indien. Es ist daher nicht schwierig, in diesen unsere eigene esoterische Lehre wiederzuerkennen. In ihren geheimen Berechnungen haben die Japaner dieselben Zahlen in ihren Cyklen. Was die Brâhmanen anbelangt, so sind ihre Purânen und Upanishads ein guter Beweis dafür. Die letzteren sind gänzlich in die gnostische Litteratur übergegangen; und ein Brâhmane braucht bloß die Pistis Sophia [12] zu lesen, um das Eigentum seiner Vorväter wiederzuerkennen, selbst bis auf die gebrauchten Ausdrücke und Gleichnisse. Vergleichen wir: In der Pistis Sophia sagen die Schüler zu Jesus: Rabbi, enthüllte uns die Mysterien des Lichtes (d. i. das „Feuer der Erkenntnis oder Erleuchtung“), . . . da wir dich sagen gehört haben, daß es eine Taufe des Rauches giebt, und eine andere Taufe des Geistes des heiligen Lichts (d. i. des Geistes des Feuers). [13] Wie Johannes von Jesus sagt: Ich zwar taufe euch mit Wasser: . . er aber wird euch mit dem heiligen Geist und Feuer taufen. Die wirkliche Bedeutung dieses Satzes ist sehr tief. Er bedeutet, daß Johannes, ein nichtinitiierter Asket, seinen Schülern keine größere Weisheit mitteilen kann, als die Mysterien, die mit der Ebene des Stoffes in Zusammenhang stehen, wovon Wasser das Symbol ist. Seine Gnosis war jene des exoterischen und ritualistischen Dogmas, der Totenbuchstabenorthodoxie; [14] während die Weisheit, die Jesus, ein Initiierter der Höheren Mysterien, ihnen offenbaren würde, von einem höheren Charakter war, denn sie war die „Feuer“- Weisheit der wahren Gnosis oder wirklichen geistigen Erleuchtung. Die eine war das Feuer, die andere der Rauch. Für Moses das Feuer auf dem Berge Sinai und die geistige Weisheit; für die Menge des „Volkes“ unten, für die Profanen der Berg Sinai in (durch) Rauch, d. i. die exoterischen Schalen des orthodoxen oder sektiererischen Ritualismus. Man halte sich nun das Obige vor Augen und lese das Zwiegespräch zwischen den Weisen Nârada und Devamata in der Anugîtâ, [15] einer Episode aus dem Mahâbhârata, deren hohes Alter und Wichtigkeit man in den von Prof. Max Müller herausgegebenen „Sacred Bokks of the East“ kennen lernen kann. [16] Nârada erörterte die „Atem“ oder die „Lebenswinde,“ wie sie genannt werden in den unbeholfenen Übersetzungen solcher Worte wie Prâna, Apâna, u. s. w., deren volle esoterische Bedeutung und Anwendung auf individuelle Funktionen schwerlich im Englischen wiedergegeben werden können. Er sagt von dieser Wissenschaft: Es ist die Lehre des Veda, daß das Feuer wahrhaftig alle Gottheiten ist, und die Erkenntnis (davon) entsteht unter Brâhmanen, und ist begleitet von Verstand. [17] Unter „Feuer,“ sagt der Kommentator, meint er das Selbst. Unter „Verstand,“ sagt der Occultist, meinte Nârada weder „Erörterung“ noch „Beweisführung,“ wie Arjuna Mishra glaubt, sondern wahrhaft „Verstand,“ oder die Anpassung des Feuers der Weisheit an exoterischen Ritualismus für den Profanen. Dies ist die Hauptbeschäftigung der Brâhmanen, welche die ersten waren, mit ihrem Beispiele andern Völkern voranzugehen, die so die großartigsten methaphysischen Wahrheiten vermenschlichten und verfleischlichten. Nârada zeigt dies klar und es sind ihm die Worte in den Mund gelegt: Der Rauch jenes (Feuers), welches von ausgezeichneter Herrlichkeit ist, (erscheint) in der Gestalt von . . . Dunkelheit (wahrhaftig so!); (seine) Aschen . . . (sind) die Leidenschaft; und . . . die Güte ist das mit ihm in Verbindung stehende, worein das Opfer geworfen wird. [18] Das heißt, jene Fähigkeit im Schüler, welche die feine Wahrheit erfaßt (die Flamme), welche himmelwärts entrinnt, während das gegenständliche Opfer als ein Beweis und Zeugnis der Frömmigkeit nur für den Profanen zurückbleibt. Denn was anderes kann Nârada mit dem folgenden meinen? [12] Pistis Sophia ist eine außerordentlich wichtige Urkunde, ein echtes Evangelium der Gnostiker, das aufs Geratewohl dem Valentinus zugeschrieben wird, das aber in Bezug auf sein Original viel wahrscheinlicher ein vorchristliches Werk ist. Eine koptische Handschrift dieses Werkes wurde von Bruce aus Abyssinien zurückgebracht und von Schwartze im Britischen Museum ganz zufällig entdeckt und von ihm ins Lateinische übersetzt. Der Text und Schwartze´s Version wurden von Petermann im Jahre 1853 veröffentlicht. Im Texte selbst wird die Abfassung dieses Buches dem Apostel Philipp zugeschrieben, welchem Jesus befiehlt, sich niederzusetzen und die Offenbarung zu schreiben. Es ist echt und sollte ebenso kanonisch sein als irgend ein anderes Evangelium. Unglücklicherweise blieb es bis zum heutigen Tage ins Englische unübersetzt. [13] King, a. a. O., p. 200. [14] In dem Cyklus der Initiation, der sehr lang war, stellte das Wasser die ersten und niedrigsten Stufen zur Reinigung hin dar, während mit Feuer in Zusammenhang stehende Proben zuletzt kamen. Das Wasser konnte den stofflichen Körper erneuern; das Feuer allein jenen des Inneren Geistigen Menschen. [15] Kap. IX. [16] Siehe die Einleitung von Kâshinâth Trimbak Telang, M. A. [17] „Sacred Books of the East“, Bd. VIII, p. 276. [18] Ebenda. |