Die mehr mystische Bedeutung der Zahl Fünf ist in einem ausgezeichneten Aufsatze von Herrn T. Subba Row in Five Years of Theosophy gegeben, in einem Aufsatze, betitelt „Die zwölf Zeichen des Tierkreises,“ worin er einige Regeln giebt, welche dem Forscher helfen können, „die tiefe Bedeutung alter Sanskritnomenklatur in den alten ârischen Mythen und Allegorien“ zu ergründen. Unterdessen sehen wir zu, was bisher über die Konstellation Capricornus in theosophischen Veröffentlichungen gesagt, und was davon allgemein bekannt ist. Jedermann weiß, daß ([korrekter Abdruck siehe Buch]) das zehnte Zeichen des Tierkreises ist, in welches die Sonne bei der Wintersonnenwende um den 21. Dezember eintritt. Aber nur sehr wenige giebt es, welche - selbst in Indien, falls sie nicht initiiert sind - den wirklichen mystischen Zusammenhang kennen, welcher, wie uns gesagt wird, zwischen den Namen Makara und Kumâra zu bestehen scheint. Der erstere bedeutet irgend ein amphibisches Tier, leichthin „Krokodil“ genannt, wie einige Orientalisten denken, und der zweite ist Titel der großen Schutzherren der Yogins, nach den Shaiva Purânen, der Söhne von, und selbst eins mit Rudra (Shiva), welcher selbst ein Kumâra ist. Durch ihren Zusammenhang mit den Menschen sind die Kumâras gleicherweise mit dem Tierkreise verknüpft. Versuchen wir, herauszufinden, was das Wort Makara bedeutet.
Der Verfasser der „Zwölf Zeichen des Tierkreises“ sagt:

Makara . . . enthält in sich selbst den Schlüssel zu seiner richtigen Auslegung. Der Buchstabe ma hat den Wert der Zahl 5 und kara bedeutet Hand. Nun bedeutet im Sanskrit Tribhujam ein Dreieck, indem bhujam oder karam (die beide synonym sind) im Sinne einer Seite verstanden werden. So bedeutet, Makaram oder Panchakram ein Fünfeck. [8]

Nun repräsentiert der fünfeckige Stern oder das Pentagon die fünf Glieder des Menschen. [9] Unter dem alten System, wird uns gesagt, war Makara das achte an Stelle des zehnten Zeichens. [10]

Das in Frage stehende Zeichen beabsichtigt die Flächen des Weltalls darzustellen, und deutet an, daß die Figur des Weltalls durch Fünfecke begrenzt ist. [11]

Die Sankritschriftsteller „sprechen auch von Ashtadisha oder acht Flächen, welche den Raum begrenzen,“ und beziehen sich so auf die Lokapâlas, die acht Punkte des Kompasses, die vier Haupt- und die vier dazwischenliegenden Punkte.

Von einem objektiven Gesichtspunkte aus ist der „Mikrokosmos“ dargestellt durch den menschlichen Körper. Makaram kann so aufgefaßt werden, das dadurch gleichzeitig sowohl der Mikrokosmos als auch der Makrokosmos als äußere Gegenstände der Wahrnehmung repräsentiert werden. [12]

Aber der wahre esoterische Sinn des Wortes Makara ist in Wahrheit überhaupt nicht „Krokodil,“ auch nicht, wenn er mit dem am indischen Tierkreise abgebildeten Tiere verglichen wird. Denn er hat den Kopf und die Vorderbeine einer Antilope und den Rumpf und Schwanz eines Fisches. Daher wurde das zehnte Zeichen des Tierkreises verschiedentlich in der Bedeutung eines Haies, eines Delphins u. s. w. genommen; da er das Vâhana des Varuna,  des Meergottes ist, und oft aus diesem Grunde Jala-rûpa oder „Wasser-Form“ genannt wird. Der Delphin war der Träger des Poseidon-Neptun bei den Griechen, und eins mit ihm esoterisch; und dieser „Delphin“ ist der „Seedrache“ ebensosehr, wie das Krokodil des heiligen Nils der Träger des Horus, und Horus selbst ist. Der mumienförmige Gott mit dem Krokodilhaupt sagt:

Ich bin der Fisch (und Sitz) des großen Horus von Kem-ur. [13]

Bei den Petratischen Gnostikern ist es Chozzar (Neptun), der die zwölfeckige Pyramide in eine Kugel verwandelt, „und ihr Thor mit vielen Farben malt.“ [14] Er hat fünf androgyne Diener - er ist Makara, der Leviathan.
Da die aufgehende Sonne als die Seele der Götter betrachtet wurde, die ausgesendet war, sich den Menschen jeden Tag zu offenbaren, und das das Krokodil sich beim ersten Sonnenstrahle aus dem Wasser erhob, so kam jenes Tier schließlich dazu, einen Verehrer des Sonnenfeuers in Indien zu personifizieren, so wie es jenes Feuer, oder die höchste Seele bei den Ägyptern personifizierte.
In den Purânen wechselt die Zahl der Kumâras je nach den Erfordernissen der Allegorie. Für occulte Zwecke ist ihre Zahl an einer Stelle als sieben gegeben, dann als vier, dann als fünf. Im Kûrma Purâna heißt es von ihnen:

Diese fünf (Kumâras), o Brâhmane, waren Yogins, welche vollständige Befreiung von Leidenschaften erlangten.

Schon ihr Name zeigt ihren Zusammenhang mit der erwähnten Konstellation Makara, und mit einigen anderen purânischen Charakteren, die mit den Tierkreiszeichen verknüpft sind. Dies ist geschehen, um eine der bedeutungsvollsten Glyphen der ursprünglichen Tempel zu verschleiern. Die Kumâras sind astronomisch, physiologisch und mystisch im allgemeinen, mit einer Anzahl purânischer Persönlichkeiten und Ereignisse vermengt. Kaum angedeutet im Vishnu Purâna, treten sie in verschiedenen Dramen und Ereignissen durch die ganzen anderen Purânen und heilige Litteratur auf; so daß die Orientalisten, welche die Verbindungsfäden hin und her aufzulesen haben, schließlich erklärten, daß die Kumâras „hauptsächlich der Einbildungskraft der purânischen Schriftsteller zuzuschreiben sind.“ Aber -
Ma - wird uns von dem Verfasser der „Zwölf Zeichen des Tierkreises“ gesagt - ist „fünf“; kara, eine „Hand“ mit ihren fünf Fingern, sowie auch ein fünfseitiges Zeichen oder ein Fünfeck. Die Kumâra (in diesem Falle ein Anagramm für occulte Zwecke) als Yogîs sind fünf in der Esoterik, weil die letzten zwei Namen immer geheimgehalten worden sind; sie sind die fünfte Ordnung der Brahmadevas, und die fünffältigen Chohans, welche die Seele der fünf Elemente in sich haben, wobei Wasser und Ether vorwiegen, und daher waren ihre Symbole sowohl wässrig als auch feurig.

Die Weisheit liegt verborgen unter dem Lager von ihm, der auf dem goldenen Lotus (Padma) ruht, welcher auf dem Wasser schwimmt.


[8] a. a. O., p. 113.

[9] Was ist nun die Bedeutung und der Grund dieser Figur? Der Grund ist der, daß Manas das fünfte Prinzip ist, und daß das Fünfeck das Symbol des Menschen ist - nicht nur des fümfgliedrigen, sondern vielmehr des denkenden, bewußten Menschen.

[10] Der Grund dafür wird augenscheinlich, wenn die ägyptische Symbologie studiert wird. Siehe weiter unten.

[11] Ebenda, p. 114.

[12] Ebenda, pp. 114, 115.

[13] Totenbuch, LXXXVIII.

[14] Philosophoumena, V. 14.